Dem Young-Fashion-Store U-Eins bei Wöhrl in Nürnberg wurde mit Street-Art und gebrauchten Gegenständen wie diesen Surfbrettern neues Leben eingehaucht

Dem Young-Fashion-Store U-Eins bei Wöhrl in Nürnberg wurde mit Street-Art und gebrauchten Gegenständen wie diesen Surfbrettern neues Leben eingehaucht
Foto: Wöhrl

Ausrangierte Waschmaschinen an den Wänden, Paletten als Kleiderständer, Surfbretter als Deko, rot gestrichene Dachlatten unter der Decke als Wegeführung und zwischen allem Street-Art – das letztjährige Facelift des Young-Fashion-Stores „U-Eins“ im Untergeschoss des Wöhrl-Stammhauses in Nürnberg basiert fast ausschließlich auf gebrauchten Gegenständen. Denn mit 100.000 Euro für 1.900 qm Fläche war das Budget, das letztlich sogar leicht unterschritten wurde, knapp kalkuliert.

„Aus Alt mach Neu, diese Idee stand nicht von Anfang an fest, sondern ergab sich in der Konzeptionsphase. Die Infrastruktur, insbesondere Boden, Licht und offene Industriedecke, befanden sich in sehr gutem Zustand. Es war die Inszenierung, die nicht mehr spannend genug war. So ging es bei diesem Projekt vor allem darum, neue Highlights zu setzen“, berichtet der mit dem Facelift beauftragte Kölner Storedesigner Jochen Königshausen.

Kaffeemobil und Pralinenwagen

„U-Eins recycled“ heißt der Store jetzt. Das von Wöhrl-Eigentümer Christian Greiner 2004 selbst entwickelte Ursprungskonzept wurde damals mit dem „Store of the Year-Award“ ausgezeichnet. „Wir sind mit der Resonanz auf das Recycling sehr zufrieden, sodass wir darüber nachdenken, auch andere U-Eins-Flächen zu recyceln“, kündigt der Handelsunternehmer an.

Highlights setzen ist ein probates Mittel, auf einfache Weise Wirkung zu erzeugen, hier der Pralinenwagen bei Ars Vivendi in Duisburg

Highlights setzen ist ein probates Mittel, auf einfache Weise Wirkung zu erzeugen, hier der Pralinenwagen bei Ars Vivendi in Duisburg
Foto: The Store Designers

Das Beispiel zeigt, dass kreative Storekonzepte nicht teuer sein müssen. Dem kommt zugute, „dass die Zeit der Materialschlachten aus meiner Sicht ohnehin vorbei ist und simple, einfache Materialien wie zum Beispiel Seekiefer oder Sperrholz im Trend liegen“, sagt Jochen Königshausen.

Highlights setzen zählt also zu einem der „einfachen Mittel“. Auch The Store Designers aus Köln setzen darauf. Ihrem Kunden Ortloff Bürobedarf, ebenfalls in Köln, legten sie ein Kaffeemobil im Eingangsbereich nahe, das Frequenz und Servicegrad steigern soll. Auf der Fläche lockern historische, zu den jeweiligen Sortimenten passende Exponate die Präsentation auf.

Und bei Ars Vivendi, Concept Store der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung, wird das eigene Modelabel „esthétique“ nun mittels eines Laufstegs mit zahlreichen Display-Mannequins in Szene gesetzt. Ein Pralinenwagen verführt kulinarisch und steht zugleich für liebevolle Handarbeit.

Permanente Anpassungen

Handel ist Wandel – aktuell gilt das mehr denn je. „Kunden werden anspruchsvoller, wollen überrascht, inspiriert und begeistert werden“, bringt es Alexander Salzer von Liganova in Stuttgart auf den Punkt. Er möchte daher auch nicht von Modernisierungen, sondern vielmehr von permanenten Anpassungen an die Erwartungshaltung der Kunden in einer zunehmend digitalisierten Welt sprechen.

Silvia Talmon von The Store Designers hält vor diesem Hintergrund Impulsbereiche in den Stores für elementar wichtig: „Es sollten Flächen freigeräumt werden, um ein immer wechselndes Programm mit spannenden Zusatzprodukten zu bieten. Jede Woche eine neue Welt, die dem Kunden Grund gibt wiederzukommen.“ Gleichzeitig betont die Expertin: „In der Tiefe des Ladens müssen die Fachbereiche erkennbar sein, damit auch die Bedarfskäufer schnell fündig werden.“ Ein weiterer Tipp, der wirklich simpel ist: „Räumen Sie den Store auf, schaffen Sie klare Strukturen und verbessern Sie schon darüber Ihr Erscheinungsbild.“

Neue Wandfarben und Tapeten

Mit Waldmotiv bedruckter „Fotoboden“ im Telekom-Shop in Ellhofen
Foto: Visual United

Neue Wandfarben oder Tapeten sind ebenfalls ein relativ kostengünstiger und schneller Weg zum veränderten Look. Auch Möbel lassen sich neu folieren und lackieren. Jochen Königshausen strich unlängst bei einem Projekt Chippendale-Mobiliar in Neongelb und Schwarz und löste damit nach eigenem Bekunden enorme Begeisterung aus. Weitere Optionen: Rollbare Warenträger können flexibel positioniert werden, wobei Beleuchtung an Strahlerschienen viele Wege mitgehen kann. Die Beleuchtung zeigt sich ohnehin zunehmend variabel statt statisch.

Auch am Boden bewegt sich einiges. Beispiel „Fotoboden“: Unter diesem Namen bietet Visual United aus Kaarst individuell bedruckbare Vinylböden an. Die Böden für Schaufenster- und Aktionsflächen lassen sich einfach aus- und wieder aufrollen – was gerade noch eine Sommerwiese war, kann kurz darauf zum Asphalt-Pflaster werden.

„Der stationäre Handel muss mit Storytelling und Erlebniseinkauf der Online-Konkurrenz etwas entgegensetzen. Das entscheidende Prinzip dabei: auffallen“, so Timo Michalik, Vorstand von Visual United und Erfinder des „Fotobodens“. Zu den Kosten des Bodens sagt Michalik: „Bei einem Projekt von 500 Quadratmetern liegen wir bei einer temporären Nutzung unter 25 Euro je Quadratmeter.“ Inzwischen wird auch die industrielle Nutzungsklasse 43 angeboten. „Dieser Vinylbelag kann ebenfalls problemlos auf bereits bestehende Böden aufgeklebt und später rückstandsfrei wieder entfernt werden. Das ist gerade für Mieter von großem Interesse, die ein eigenes Design umsetzen wollen“, so Michalik.

Design-Betonmatten von Pioneer Trading lassen sich leicht auf Wänden, Decken und Böden anbringen

Design-Betonmatten von Pioneer Trading lassen sich leicht auf Wänden, Decken und Böden anbringen
Foto: Pioneer Trading

Der Kölner Bodenbelagsspezialist Objectflor hat mit seinen lose liegenden LVT-Designplanken und -fliesen „Expona Simplay“, die ohne Klicken und Kleben verlegt werden, ebenfalls einen für Renovierungen günstigen Boden im Sortiment. Der Boden lässt sich mehrfach wieder aufnehmen und an anderer Stelle wieder einsetzen.

Auswechselbarer Boden

Auch die Designbeläge „Sigan Elements“ von Uzin Utz lassen sich direkt auf Bestandsböden legen – auch auf keramische Fliesen oder Kunststein – und bei Bedarf wieder rückstandsfrei entfernen. Weitere Uzin Utz-Option: der farbige Versiegelungslack „RZ Turbo Protect Color“, mit dem elastische Altbeläge einfach überstrichen werden können.

Mit dem Versiegelungslack "RZ Turbo Protect Color" von Uzin Utz können elastische Altbeläge überstrichen werden

Mit dem Versiegelungslack "RZ Turbo Protect Color" von Uzin Utz können elastische Altbeläge überstrichen werden
Foto: Uzin Utz

Ein schneller Wechsel ist auch bei Pioneer Trading aus Stutensee Programm. Das Unternehmen ist auf individuell bedruckbare Magnetfolien spezialisiert. Damit lassen sich Wände zügig umdekorieren. Neu im Portfolio sind überdies Design-Betonmatten, die sich ähnlich komplikationslos auf Wände, Decken und Böden aufbringen lassen. Neben Beton- werden Sandstein-, Rost-, Travertin- und weitere Dessins angeboten.

More Jades in Düsseldorf setzt die variable "Magnwall" im Schaufenster ein

More Jades in Düsseldorf setzt die variable "Magnwall" im Schaufenster ein
Foto: Uschi Fellner

Magnwall, Weinstadt, hat modulare, speziell beschichtete Displays entwickelt. Die Stoffe sind individuell bedruckbar und auswechselbar. Mithilfe von Magneten können an jeder Stelle der Wände elektrische Verbraucher wie Monitore, Lichtinstallationen oder elektrifizierte Warenträger positioniert werden und Strom beziehen – ohne Kabel, Einhaltung eines Rasters oder definierter Winkel.

Das Spektrum der Möglichkeiten ist groß. Alexander Salzer von Liganova verweist noch auf einen ganz anderen Aspekt, den stationären POS attraktiv zu halten: „Neben der inspirierenden Storegestaltung wird der Live-Kontakt zwischen Menschen eine immer wichtigere Rolle spielen.“