Storedesign-Trends: The New Edge | stores+shops

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Boon Editions zeigte auf der Pariser Designweek neue Objekte ihrer Design-Partner
Foto: Atelier Pendhapa PH Studio Brinth

Storedesign-Trends: The New Edge

Die Zeit kuscheliger Natürlichkeit und authentischer Oberflächen scheint vorbei zu sein. Statt nahbarer Holzflächen und Naturbelassenem zeigten die Mailänder und die Pariser Design Week perfekt vollendete Lackoberflächen, viel verchromtes Metall und Aluminium.

Dies ist ein Designshift mit Konsequenzen: Die Rückkehr zu einem klaren Modernismus, wie wir ihn in den 80ern und 90ern erlebt haben, hat mit Nostalgie jedoch nicht viel im Sinn. Es ist eher der Wunsch nach Klarheit und Prägnanz in Qualität, der im Ladenbau für eine moderne, anspruchsvolle Atmosphäre sorgt. Lackflächen wirken eindrucksvoll in Farbe und eine verrundete Formensprache nimmt Metall die Härte. Um ihre Wirksamkeit zu entfalten, brauchen polierte Flächen und Metallisches Raum. Im Modehandel unterstützt das den Trend zu weniger Ware auf der Fläche. Die Kundschaft nimmt die freieren Flächen als hochwertiger und strukturierter wahr. Beispiele aus der Handelspraxis:

Comme des Garçons
Paris, 54-56 Rue du Faubourg Saint-Honoré

Ein sehr prägnantes Beispiel ist der kürzlich eröffnete Pariser Flagship-Store von Comme des Garçons (CdG). Rei Kawakubo, der kreative Kopf von CdG, kontrastiert dort eine industrielle Sachlichkeit mit Betonböden und verzinkten Warenträgern zu Lipstick-roten, polierten Lackflächen. Die signalhaften Fronten geben dem Raum Struktur. In dieser Vereinfachung und der Konzentration auf eine Farbe wird die Gestaltung der Fläche besonders. Im Kontrast zum polarisierenden Minimalismus spielten zur Eröffnung überlebensgroße Fotos von Paolo Roversi die ganz eigene Feminität von CdG ein. Der italienische Fotograf fängt seit Jahrzehnten die Besonderheiten der Kreationen von Rei Kawakubo ein.

Boon Editions – Paris Designweek

Boon Editions zeigte auf der Pariser Designweek 2024 neue Objekte ihrer Design-Partner. Stefano Giacomello entwickelt mit Boon Editions Tische und Schränke in „Liquid Metal“. Der schweiz-italienische Designer entwickelt seine Objekte erst in digitalen Entwürfen, bevor er sie bauen lässt. Das gibt den realisierten Möbeln einen eigenen Charakter, Klassiker mit einem futuristischen Twist. Die Liquid Metal-Serie wirkt wie mit dickflüssigem Metall überzogen, der die Kanten abrundet. Das französisch-indonesische Designerduo Atelier Penhapa hat mit seinen monolithischen Coffee Tables und Sofa „Varna“ in der neuen Farbe „Bean Red“ Objekte geschaffen, die zu zentralen Raumelementen werden und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch hier unterstreichen Lackoberflächen die Präzision.

Rotade – Kopenhagen, Kirsten Bernikows Gade 6

Das dänische Fashionlabel Rotade steht für modische Partywear. In diesem Jahr hat Birger Christensen mit ihren Creativ Directors Jeanette Madsen und Thora Valdimars ihren ersten Shop in Kopenhagen eröffnet. Dort trifft cooler Modernismus auf nordischen Klassizismus. Lackrückwände und Tresen in Burgundy kontrastieren mit silbernen Vorhängen und verchromten Präsentationsflächen in brutalistischem Design. Gerundete Linienführungen nehmen der Kühle ihre Schärfe. Der mit Aluminium verkleidete Treppenaufgang passt in das Gesamtbild. Die Böden und Wände in modernistischem Weiß wirken im Neonlicht noch kühler.

Stone Island – London, Harrods, 87-135 Brompton Road

Das italienische Sportswearlabel Stone Island der Moncler-Gruppe hat dieses Jahr bei Harrods in London einen neuen Shop entwickelt. Für das Konzept zeichnen die Rem Kolhaas OMA/AMO Studios verantwortlich. Der 40 qm große Store reflektiert die Designsprache der neuen Stone Island Retail Destinations in Chicago, Stockholm oder Paris: Eine verdichtete, gebrannte Wand aus Erde und Papier sowie sandgestrahlte, schwarze Kork-Seitenwände werden von gebürsteten Aluminium-Wänden und -Schrankeinsätzen kontrastiert. Tim Tevens gepresste Aluminium-Stühle akzentuieren die Spannung zwischen authentischer, natürlicher Materialität und dezidierter Moderne. Hierin liegt ein möglicher Ansatz für eine zukünftige Symbiose: „Authenticity meets Modernism“.

Sustainable Aluminium – Hydro 100R

Der norwegische Aluminium-Weltmarktführer Hydro hat auf dem letzten Salone Mobile in Mailand sein neues Hydro Circal 100R-Produkt vorgestellt. Es ist aus 100 Prozent recyceltem Aluminium und hat einen rekordverdächtig niedrigen CO2-Footprint von 0,5 kg CO2 pro Kilogramm Aluminium. Verschiedene Designer haben dort unter der Art-Direktion von Lars Beller Fjetland Entwürfe vorgestellt, die komplett aus dem neuen Material gefertigt waren. Mit diesem Meilenstein im Recycling lässt sich das Trendmaterial Aluminium, dessen Herstellung sonst viel Energie verbraucht, nachhaltig mit einem „Environmental Low Impact“ in moderne Ladenbau-Konzepte einfügen.

Faye Toogood – Mailand Designweek

Auf der Milan Design Week hat die englische Designerin Faye Toogood mit den italienischen Manufakturen Tacchini und CC-Tapis in der Installation „Rude Arts Club“ spektakuläre Innenräume gestaltet. Sie gilt als eine der aufstrebenden Stars der internationalen Designszene. In einer asiatisch anmutenden Farbpalette zeigt sich ein neuer Gestaltungsansatz. Eher organisch geformte Regale oder Tische verbinden in Hochglanzlacken den polierten Modernismus mit dem Handmade-Gestus. Dadurch wirken die Möbel nicht wie gestanzte Industrieprodukte, sondern bleiben Unikate. Die kühlen, vielschichtigen Farbkombinationen und die Möbelbezüge aus Satin sind richtungsweisend.

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