Unikat durch Kellenschlag | stores+shops

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Für das ökologische Storekonzept von Hess Natur in Düsseldorf wählten die Storedesigner einen Boden aus Microbeton, weil das Material zu 90 Prozent mineralischen Ursprungs ist. (Foto: Blocher Blocher Partners)

Unikat durch Kellenschlag

Die handwerklich-puristische Anmutung von Böden aus gespachteltem Microbeton erfreut sich wachsender Beliebtheit, ist aber keine Bodenlösung für den Mainstream. Denn die Verarbeitung ist diffizil, zeitaufwändig und birgt gewisse Unwägbarkeiten.

Obwohl im Ladenbau nicht alltäglich, gehören Effektspachtel-Systeme für Store-Böden für Teresa Reiering von Ardex in Witten zu den Alltagsthemen. Das System „Pandomo“ von Ardex gibt es seit gut 10 Jahren im Markt. Lifestyle-betonte Handelshäuser und Fashion-Stores wie Breuninger, Closed, Porsche Design oder Marc O’Polo gehören zu den Referenzen, aber auch Museen, Hotels und Privathäuser. Die Stoßrichtung ist eindeutig: Nur dort, wo besonderer Wert auf Design-Prestige und Modernität gelegt wird, wo Böden und gegebenenfalls Wände eine individuelle und handwerkliche Handschrift bekommen sollen und eine gewisse Patina durch Gebrauchsspuren akzeptiert und gewollt ist, kommen die zementären Bodenbeschichtungen zum Einsatz.

Der Grundwerkstoff der Dekorspachtelmasse ist ein feiner Zement, der mit einem in der Regel flüssigen Polymer, also Kunststoff, und Farbpigment angerührt und per Spachtelung auf einen vorbereiteten Untergrund wenige Millimeter dünn in verschiedenen Schichten aufgetragen wird. Für Strapazierfähigkeit, UV-Beständigkeit, hydrophobische Eigenschaften u.Ä. wird danach noch mit verschiedenen PU-Schichten versiegelt. Die Schichten werden in mehreren Arbeitsgängen mit dazwischenliegenden Mindesttrocknungszeiten aufgetragen.

Zeitintensität

„Die Kosten sind geringer als zum Beispiel für Fliesen, es ist aber die Zeitintensität der professionellen Verarbeitung, die den Einsatz im Ladenbau oftmals durchkreuzt. Zement braucht einfach 28 Tage, bis er vollständig ausgehärtet ist“, erläutert Sandro Freund, dessen Unternehmen Lifeboxx in Frankfurt am Main Handwerker, Verarbeiter und Architekten in kreativen Spachtel- und Verarbeitungstechniken unterschiedlicher zementärer Materialien schult.

Die überwiegend mineralische Substanz und die handwerkliche Verarbeitung lassen naturnahe, oft naturstein-ähnliche Oberflächenoptiken entstehen. Die fugenlosen Bodenoberflächen können nahtlos auch in Wandflächen fortgeführt werden. Selbst Podeste, Tresen, Warentische, Möbel, auch kurvige Objekte aus beliebigen Grundmaterialien können – nach entsprechender Vorbehandlung – nahtlos mit der homogenen Masse zu ungewöhnlichen Raumlandschaften zusammengefügt werden. „Wand, Boden und Decke mit dem gleichen Material zu belegen, war über alle Stilepochen hinweg ein Traum des Architekten. Durch die Gleichbehandlung aller Oberflächen entsteht eine Art Kontinuum, das den Raum konzentriert und gleichzeitig befreit“, schwärmt der Architekt Armandus Sattler vom Architekturbüro Allmann Sattler Wappner Architekten.

In den letzten Jahren erschienen auf dem Markt verschiedene Produkt- und Markennamen unterschiedlicher Herkunft, aber derselben zementären Gattung, darunter „Microbeton“ und „Mikrozement“, „Beton Ciré“, „Sika Emotion Floor“, „Microtopping“, oder „Ceamento“. Viele Produkte stammen aus Italien, Spanien und Frankreich – Ländern, in denen jahrhundertelange Traditionen der Kalk- und Steinputztechniken sowie die Kunst der verschiedenen Putztechniken bis heute gepflegt werden. Die Inhaltsstoffe unterscheiden sich geringfügig – soweit sich das beurteilen lässt, da die Lieferanten ihre Rezepturen geheim halten. Um die qualitativ hochwertigen Produkte ausfindig zu machen, rät Sandro Freund, „sich nicht von schönen Bildern leiten zu lassen, sondern sich Datenblätter und Tests vorzunehmen und sie zu vergleichen“.

Jeder Farbton möglich

Die Variabilität der Zusammensetzung und Zutaten macht Microzementböden vielseitig. Zwar wird hierzulande den beton-nahen Grautönen in der Regel der Vorzug gegeben, die immer ein wenig an Loft-Look mit veredelter Industrial-Anmutung erinnern. Jedoch lässt sich durch Zugabe von Farbpigmenten nahezu jeder Farbton in beliebiger Intensität erzielen. „Selbst extreme Farbtöne wirken aneinandergestellt immer harmonisch durch die mineralische Basis des Materials“, meint Dennis Kleen von Sika Deutschland. Neben monochromen Flächen sind Ornamente, Strukturen oder Dekors möglich. Kleen: „Sie können gezielt Felder abdecken und so schöne optische Bilder erzeugen oder auch mit Schablonen oder geplotteten Motiven zum Beispiel Embleme oder Logos einarbeiten, die hinterher wie eingeprägt wirken.“ Eingearbeitete Metallpigmente erzeugen Schimmer-Effekte, unterschiedliche Versiegelungskombinationen beeinflussen die Tiefenwirkung, Schleifgänge und Polituren den Glanzgrad.

Den entscheidenden Charakter erhält ein Oberflächenbild durch Spachteltechnik bzw. Kellenschlag des Handwerkers. Jede Fläche wird so zum Unikat. Das jedoch birgt nicht nur Vorzüge, sondern immer auch ein Wagnis, meint die Architektin Doris Leunig: „Man ist nie davor gefeit, dass ein Handwerker seinen Ehekrach auf der Fläche austrägt. Das sieht dann schnell aus wie Wolken nach dem Sturm. Das Gelingen der Spachtelböden ist sehr vom Geschick des jeweiligen Handwerkers abhängig.“

Fotos (4): Blocher Blocher Partners (1), Pandomo / Ardex (1), Sika (2)

Weitere Informationen: www.allmannsattlerwappner.de , www.ardex.de und www.hessnatur.com

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