Die Basis des Industrial-Styles | stores+shops

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Foto: Brillux

Die Basis des Industrial-Styles

Individuell gestaltete Böden spielen im Ladenbau eine immer größere Rolle. Dazu gehören aktuelle Trends wie der Industrial Style ebenso wie Mut zu Farbe am Boden. Dabei müssen die Bodenflächen nicht nur gut aussehen, sondern auch strapazierfähig sein.

Der Trend Industrial Style bleibt weiter beliebt bei Gestaltungen von Shops, Einkaufsmeilen und im Objektbau. Fußböden unterstreichen diese Optik etwa durch ein besonders abgerocktes und dennoch designtes Aussehen; andererseits dienen ansatzfreie und fugenlose Bodenbeläge in schlichter Betonoptik als Gegenpol zu aufwändigen Inneneinrichtungen. Strapazierfähig und wirtschaftlich zugleich, bieten sie gestalterische Spielräume.  

Die Modeboutique Viva im Shopping-Center Werkstadt Limburg nutzt eine System-Bodenbeschichtung in warmem Hellgrau, die ganz homogen wirkt. (Foto: Mapei)

Die Modeboutique Viva im Shopping-Center Werkstadt Limburg nutzt eine System-Bodenbeschichtung in warmem Hellgrau, die ganz homogen wirkt. (Foto: Mapei)

Überlegungen, die auch für die Inhaberinnen Brigitte Kelm und Sabrina Ebner bei der Eröffnung ihrer Viva-Modefiliale im Shopping-Center Werkstadt Limburg maßgebend waren. Das Shopping-Center befindet sich in der denkmalgeschützten „Richthalle“ eines ehemaligen Ausbesserungswerks der Deutschen Bundesbahn. Das Ausbesserungswerk gilt als Industriedenkmal des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nach denkmalpflegerischer Sanierung und zeitgemäßer Modernisierung bringt die neue Einkaufsmeile einen Hauch Großstadtflair in die Stadt an der Lahn.  

Die neue Viva-Filiale umfasst 250 qm und setzt historische und moderne Ladenbauelemente in einen harmonischen Kontrast zueinander. Das alte Backsteinmauerwerk wurde sichtbar gelassen und die offenen Galerien in das Gestaltungskonzept einbezogen, gestaltet von dem Ladenbauunternehmen Schleifenbaum Design & Project aus Hager. „Besonders beeindruckt hat uns der Kontrast zwischen dem rauen Charme der Backstein-Stahl-Glaskonstruktion der alten Waggonhallen und der Innenarchitektur mit hellen, natürlichen Materialien und Farben“, sagt Jürgen Michel, Innenarchitekt Planung und Vertrieb Modehäuser bei Schleifenbaum.  

Fugenfrei

Die Anforderungen an den Bodenbelag waren vielfältig. Das Design sollte zum Industrial Style der Inneneinrichtung passen, zugleich musste der Boden die Ansprüche an eine sehr gute Strapazierfähigkeit sowie eine einfache Reinigung und Pflege erfüllen. Die Wahl fiel auf das „Ultratop- System“ des Herstellers Mapei in einem warmen Hellgrau-Ton. Mit dem System lassen sich hoch druckfeste, fugenfreie und direkt nutzbare Bodenflächen herstellen, die optisch an den Look von Betonböden erinnern. Das System besteht aus speziellen Grundierungen, der Bodenspachtelmasse und Finishing-Produkten. Werksseitig eingefärbt, eignet sich das Material für eine dekorative Bodengestaltung. Im Ergebnis präsentiert sich ein Bodenbelag, der sich durch sein homogenes und ebenes Oberflächenbild auszeichnet.  

Passend zum Marmor

Die Trendforscherin Gabriela Kaiser, Geschäftsführerin der „Trendagentur“, kann erklären, warum der Industrial Style so beliebt ist und ihrer Meinung nach Bestand haben wird: „Es existieren immer mehrere Trends parallel. Der Industrial Style etwa bietet besonders in hochwertigen Shop-Segmenten einen Kontrast zu luxuriösen Stoffen und glänzenden Materialien. Der Bruch zwischen perfekter Kleidung oder Designmöbeln und dem städtischen, unperfekten Interieur lässt die Produkte noch edler erscheinen. Dazu passen Böden mit Geschichte wie aus Fabrikgebäuden oder Industriekultur.“ Und sie fährt fort: „Weiterhin erleben wir den spielerischen, experimentellen Stil, der etwa farbige Eyecatcher setzt – wie etwa bunte Böden, die dazu auch noch handwerkliche Unikate darstellen. Diese Trends und der Wunsch nach handwerklichen Einzelstücken wird auch in Zukunft Bestand haben, genau wie etwa auch der dritte Trend, die extreme Natürlichkeit, in der beispielsweise die Holzoptik und damit auch ein Holzboden im Vordergrund steht.“

Mineralische Beschichtungen müssen keineswegs immer grau sein, wie der leuchtend rote Boden im Kinocenter Traumpalast in Esslingen zeigt (Foto: Disbon)

Mineralische Beschichtungen müssen keineswegs immer grau sein, wie der leuchtend rote Boden im Kinocenter Traumpalast in Esslingen zeigt (Foto: Disbon)

Mit einem farbigen Boden als Eyecatcher präsentiert sich das Kinocenter Traumpalast in Esslingen. Die bereits aus der Oberflächengestaltung bekannte „Arte“-Lasur ist hier auf den Boden angewandt worden. Helle Teilchen, die sich nicht mit anderen Farbpigmenten vermischen, ergeben eine charakteristische, mehrschichtige Oberflächenoptik. Die Beschichtung ist nach 24 Stunden begehbar, nach 3 Tagen mechanisch belastbar und nach 7 Tagen ausgehärtet. Der Boden des Kinos wurde vom Schorndorfer Fachbetrieb Portele mit einer pigmentierten 2K-Epoxidflüssigharz-Beschichtung („Disboxid 464 EP-Decksiegel“) versehen. In die orangefarbene Verlaufbeschichtung ist ein roter Farbton nass-in-nass eingeflossen. Die Bodenbeschichtung erhält so die lebhafte Optik einer Lasur.

In einem Kunstforum darf auch in puncto Boden etwas Besonderes erwartet werden. Art Deli ist eine angesagte Kunst- und Design-Plattform in Amsterdam. Das Forum öffnete im April 2015. Auf 500 qm in einem Haus aus dem späten 19. Jahrhundert im bekannten Amsterdamer Grachtengordel (Grachtengürtel) widmet sich die Kunsthistorikerin Jessica Voorwinde mit Bram Claassen, ehemaliger Markenchef von Viktor & Rolf, den schönen Dingen des Lebens, Kunst, Kulinarik und Design. Der Barroom wurde von dem niederländischen „Designer des Jahres 2015“, Lex Potter gestaltet. Seine Wahl fiel auf eine „Arturo“-Bodenbeschichtung. Der „Arturo PU2030“-Designboden wurde in verschiedenen Grüntönen und Formaten passend zum grünen Marmor der Bar verlegt und anschließend mit einer seidenmatten Versiegelung verschlossen.     

Kaffeespezialitäten, selbstgebackener Kuchen, Retro-Style-Möbel und Wohnaccessoires bietet Markt 5 in der Innenstadt von Paderborn. Das „Gebäude5“ ist ein ehemaliges prächtiges Bürgerhaus. Wo sich über 100 Jahre die Domkellerei Goertz befand, laden heute das Markt 5 Café und das Möbelgeschäft No 5 Alles Fein ein. Der Gast kann dort auch den Kaffee sowie das Porzellan und das Besteck erwerben, ebenso wie die Lampe über dem Tresen. Abgerundet wird das Angebot mit einer kleinen Galerie.

Schwieriger Untergrund

Der Bodenbelag in dem Objekt ist ein Spachtelboden auf mineralischer Basis, „Floortec 2K-Mineralico SL 470“. Schon in einfarbiger Verarbeitung lassen sich mit „Mineralico“ interessante, schlierenartige Optiken erzielen. Für das Möbel-Café wurde mit einem mittleren Grauton ein eigener, individueller Look kreiert. Der Spachtelboden des Herstellers Brillux wird auf Basis von Kalk, Marmormehl und speziellen Weißzementen hergestellt. Das sorgt für einen spannungsarmen, selbstverlaufenden Spachtelboden, der individuell strukturiert werden kann und laut Hersteller schnell aushärtet.

Im Markt 5 in Paderborn traf das Malerteam zunächst auf eine Herausforderung: Der Untergrund bestand aus überwiegend unebenen Alt-Estrichflächen, die stellenweise Hohllagigkeiten, gegenläufige Gefälle, Ausbesserungsstellen, Altbeschichtungen, Risse und Fugen aufwiesen. Die Untergrundvorbereitung war bei diesem Projekt daher aufwändig. Der „Floortec“-Boden im fertig angemischten Farbton wurde direkt auf den vorbehandelten Untergrund aufgegossen, verteilt und nachgeglättet. Der weitere Systemaufbau inklusive Zwischengrundierung erfolgte mit Epoxi-Primer sowie abschließender PU-Versiegelung unter Verwendung eines Matt-Additivs zur Erhöhung der Strapazierfähigkeit. Nach vollständiger Aushärtung hat der Spachtelboden eine Druckfestigkeit, die auch für Objekte im Ladenbau geeignet ist. Die fließenden, individuellen Schattierungen verleihen eine bewegt wirkende, fugenlose Weite. Der Boden fördert die Wahrnehmung von Einrichtungsdetails und nimmt sich selbst optisch zurück.

Ein Boden ist also ein Statement. Stil, Farbe und Funktionalität sollen die Identität eines Shops widerspiegeln und genau die gewünschte individuelle Atmosphäre schaffen. Eine Designexpertin, Jurymitglied der Carpet Design Awards auf der diesjährigen Domotex, meinte dazu: „Wir erleben gerade den Untergang rein traditioneller bzw. moderner Inneneinrichtungen und sehen, wie sich eine individualistischere Ästhetik entwickelt.“ Farbenfroh oder naturfarben, entspannend oder anregend – heute gibt es im Bereich Boden viele Möglichkeiten für ein persönliches Statement.

Fotos: Brillux (1), Mapei (1), Disbon (1)

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