Das Konsumklima blieb im Jahr 2021 durch die Coronakrise getrübt. Das Gutachten zeigt, dass die Umsätze im innenstadtrelevanten Einzelhandel vor allem in den Segmenten Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren im Vergleich zum Vorkrisenniveau stark gesunken sind.

Chancen im E-Commerce

Für den gesamten Einzelhandel wird zwar für 2021 ein Umsatz von 594,4 Mrd. Euro erwartet, das ist ein Plus von 3,1 Prozent gegenüber 2020. Dabei entfallen aber voraussichtlich 82,2 Mrd. Euro (13,8 Prozent) auf den Online-Handel, welcher in Kombination mit dem stationären Geschäft eine große Chance für die Retailer darstellen kann. Den Umsatzsteigerungen im Bereich des E-Commerce und auch der Nahversorgung stehen jedoch deutliche Umsatzeinbußen in den Innenstädten mit einem Minus von 36 Prozent zum Vorjahr gegenüber.

Auch für das erste Quartal 2022 wird wegen Inflationssorgen sowie der aktuellen Infektionswelle von einer Verschlechterung der Verbraucherstimmung mit rückläufiger Neigung zu Neuanschaffungen ausgegangen. Die nachgebesserten Unterstützungsprogramme reichen offenbar nicht aus.

Einzelhandel bei Kontrollen unterstützen

ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner befürchtet: „Insolvenzen, Filialschließungen und Entlassungen stehen weiterhin auf der Tagesordnung – die Auswirkungen auf die Innenstädte sind immer noch dramatisch und reißen Lücken ins Stadtbild.“ Seine Forderung lautet daher: „Es muss Schluss sein mit Sonderopfern für den Handel. 2G gehört bundesweit abgeschafft und es braucht einen unbürokratischen Schadensersatz für die immensen entstandenen Kontrollkosten.“

Michael Gerling, Geschäftsführer des EHI Retail Institute, ergänzt: „Es ist zu begrüßen, dass die Politik offensichtlich erkannt hat, dass der Einzelhandel nicht zu den Infektionstreibern gehört. Die positiven Effekte der Vermeidung von Schließungen im Einzelhandel werden durch neue Pflichten für die Betriebe kompensiert. Zugangskontrollen sind aufwändig und liegen vollends in der Verantwortung der Unternehmen. Hier wären Maßnahmen einer einheitlichen Organisation ausgesprochen hilfreich.“

Vernetzung von stationär und digital

Den Umsatzsteigerungen im E-Commerce stehen deutliche Umsatzeinbußen in den Innenstädten gegenüber.

Den Umsatzsteigerungen im E-Commerce stehen deutliche Umsatzeinbußen in den Innenstädten gegenüber.
Foto: Adobe Stock/William Barton

Abseits der Nahversorgung müssten einige Bereiche des Handels hohe Flexibilität aufgrund der zukünftigen Anforderungen beweisen. In der Stellungnahme wird Handelsunternehmen geraten, den Trend zur Digitalisierung für sich zu nutzen und damit auf das veränderte Konsumentenverhalten zu reagieren.

Im Klartext bedeutet das die Empfehlung zur Entwicklung von Omnichannel-Strategien und einer damit einhergehenden Verzahnung von Dienstleistungen vor Ort mit Online-Angeboten. Einiges davon werde bereits realisiert oder erprobt, erfordere jedoch Investitionen, die für viele kleine und mittelständische Einzelhandelsunternehmen angesichts aufgebrauchter Reserven nicht zu bewältigen seien, so die Fachleute.

Trend zu Mixed-Use

Zudem wird den Kommunen nahegelegt, einen Prozess zur Neuausrichtung ihrer Citylagen in Richtung einer gemischten Nutzung von Flächen zu initiieren. Carolin Wandzik, Leiterin Geschäftsfeldentwicklung bei der Gesellschaft für Ortsentwicklung und Stadterneuerung mbH (GOS) erklärt: „Jede zukunftsfähige Innenstadt braucht neue, belebende Frequenzbringer, verkehrsartenübergreifende Mobilitätskonzepte und einen lokal angepassten, vielfältigen Nutzungsmix unter Berücksichtigung bislang weniger in den Innenstädten vertretener Funktionen, wie Wohnen, Bildung, Kultur, Handwerk, Kleingewerbe und Kommunikationsorte. Dazu bedarf es flexibel nutzbarer Strukturen und Raumangebote.“

Die Entwicklung zu mehr Mixed-Use-Immobilien ist in der Branche laut Gutachten bereits zu beobachten, es werde zunehmend in multifunktionalen Quartieren gedacht. Bei der Umsetzung lokal angepasster Strategien sollten die Gemeinden nach Meinung der Fachleute jedoch personell und finanziell unterstützt werden.

Eigentümern und Investoren komme dabei nach Meinung der Experten ebenso eine Schlüsselrolle zu wie der ortsansässigen Wirtschaft, die zu einem Nutzungsmix beiträgt, welcher die Innenstädte belebt. Das Gutachten fordert daher angesichts anhaltender Corona-Beschränkungen weitere Hilfen für Unternehmen im aperiodischen Einzelhandel sowie in Gastronomie und Kultur.

Das komplette Gutachten unter: www.zia-deutschland.de