Hybride Handelsplätze | stores+shops

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Ein Highlight der neu eröffneten „Lighthouse“-Filiale von Media Markt Saturn in Hamburg: eine Event-Arena mit Tribüne für „außergewöhnliche Kundenerlebnisse“
Foto: Media Markt Saturn

Hybride Handelsplätze

Die Leerstandskrise vieler deutscher Innenstädte eröffnet Chancen für neue City-Player. Unternehmen wie Coolblue, Ikea, Decathlon und Mediamarkt Saturn nutzen die niedrigen Markteintrittsbarrieren und experimentieren mit innovativen Omnichannel-Konzepten und neuen City-Formaten.

Coolblue hat sich viel vorgenommen: Bis 2029 will der niederländische Online-Elektronikhändler in Deutschland mit 38 Stores vertreten sein. 150 Mio. Euro nehmen die Niederländer in die Hand, um im dem für sie wichtigsten Auslandsmarkt auf Expansionskurs zu gehen. Bevorzugte Standorte sind zentrale Innenstadtlagen. Aktuell ist der einstige Online-Pure-Player mit vier Stores (Frankfurt, Düsseldorf, Essen und Dortmund) vertreten. Im Sommer kommen zwei jeweils 1.500 qm große Geschäfte in Hamburg und in Münster hinzu. Die aktuelle Krise der deutschen Cities mit Leerstand und Frequenzproblemen schreckt Urs Möller nicht.

Decathlon sucht gezielt Standorte in deutschen Fußgängerzonen. Über digitale Touchpoints können die Kunden auf das gesamte Sortiment zugreifen

Decathlon sucht gezielt Standorte in deutschen Fußgängerzonen. Über digitale Touchpoints können die Kunden auf das gesamte Sortiment zugreifen
Foto: Decathlon

Im Gegenteil: „Wir glauben an die deutschen Innenstädte und sind von ihrem Potenzial überzeugt, sich als lebendige Zentren für Kundenerlebnisse neu definieren zu können“, so der Country Manager Germany von Coolblue. Ähnlich sieht es auch Decathlon, ein weiterer internationaler Player, der sich für Innenstadt-Standorte interessiert. Im November 2024 hat CEO Arnaud Sauret seine neue Expansionsstrategie für Decathlon Deutschland vorgestellt. Ergänzend zu den großen Multisport-Filialen setzt Decathlon auf zwei neue kleinere Formate: „Connect- Stores“ mit 400 bis 800 qm und „City-Stores“ mit einer Verkaufsfläche bis zu 1.500 qm.

„Wir wollen in den 15 Top-Fußgängerzonen in Deutschland vertreten sein, damit die Kunden Decathlon in ihren Alltag integrieren können“, sagt Stefan Kaiser, Director Real Estate Deutschland. Insgesamt soll es bis Ende 2027 60 Neueröffnungen geben, ein großer Teil davon in Innenstadtlagen.

Wir sind vom Potenzial der deutschen Innenstädte überzeugt.

Urs Möller

Country-Manager Deutschland , Coolblue

Insbesondere die „Connect-Stores“ sind Ausdruck der Omnichannel-Strategie von Decathlon. Das im Store angebotene Sortiment sowie auch Serviceleistungen (z. B. Fahrradreparatur) werden gezielt auf die Bedürfnisse und die Interessen der Kundinnen und Kunden am Standort ausgerichtet. Interaktive Screens und virtuelle Showrooms ermöglichen ihnen zusätzlich in die gesamte Produktwelt von Decathlon einzutauchen und sich weitere Artikel zu bestellen. Decathlon setzt durch die Präsenz in den Cities auch darauf, neue Kund:innen zu gewinnen, die bisher noch nicht den Weg in die Multisport-Filialen auf der grünen Wiese gefunden hatten.

Wir wollen das Einkaufserlebnis so einfach und flexibel wie möglich gestalten.

Enita Ramaj

Unternehmenssprecherin, Ikea Deutschland

Verkaufen und mehr

Ikea eröffnet zentral gelegene Planungsstudios, wie hier in der innerstädtischen Emsgalerie in Rheine

Ikea eröffnet zentral gelegene Planungsstudios, wie hier in der innerstädtischen Emsgalerie in Rheine
Foto: Ikea

Für Julian Wellge ist die Expansion mit kleineren, innovativen Formaten ein strategisch kluger Schritt, weil diese die veränderten Konsumgewohnheiten aufgreifen. „Spannend ist, dass viele dieser Konzepte über die reine Verkaufsfunktion hinausgehen. Sie integrieren Service- und Beratungsdienstleistungen und bieten den Kunden mit digitalen Tools ein umfassendes Einkaufserlebnis“, beobachtet der Handelsexperte der Unternehmensberatung Alix Partners. Dies würde den notwendigen Wandel der Innenstadt hin zu einem hybriden Handelsplatz, der die Stärken von Online- und Offline-Welt miteinander vereint, vorantreiben. Zu den neuen Innenstadt-Aktivisten zählt auch Ikea. Im vergangenen Jahr wurde die Eröffnung kleinformatiger Planungsstudios massiv vorangetrieben.

Inzwischen gibt es in Deutschland 12 dieser Studios. Hier steht die Beratung der Kund:innen bei deren Einrichtungsprojekten im Vordergrund. Nach gemeinsamer Planung können diese ihre Produkte zur Abholung in einer Filiale oder zur Lieferung nach Hause bestellen. Mit diesem Format reagiert Ikea darauf, dass sich die Customer Journey verändert hat und immer mehr Kunden ihre Kaufentscheidungen kanalübergreifend treffen. Zudem habe sich auch die Pkw-Verfügbarkeit der Haushalte verändert. „Unser Ziel ist es, das Einkaufserlebnis so einfach und flexibel wie möglich zu gestalten – und unseren Kund:innen die Freiheit zu lassen, welcher Kanal oder welcher Mix aus physischen und digitalen Treffpunkten am besten zu ihrem Alltag passt“, so Enita Ramaj, Unternehmenssprecherin von Ikea Deutschland. Bei der Standortsuche liegt der Fokus auf Großstädten und Ballungsgebieten.

Wir wollen in den 15 Top-Fußgängerzonen in Deutschland vertreten sein.

Stefan Kaiser

General Manager D-A-CH Director Real Estate Deutschland, Decathlon

Media Markt Saturn setzt bei seiner Expansion auf vier Store-Formate, die mit unterschiedlicher Sortiments- und Standortausrichtung auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten sind: „Smart-Store“, „Xpress-Store“, „Core-Store“ und „Lighthouse“-Format. Die kompakten „Smart-Stores“ mit ca. 400 qm Verkaufsfläche sind für zentrale Innenstadt-lagen oder andere hochfrequentierte Standorte konzipiert. Aktuell gibt es sieben „Smart-Stores“. Sechs Läden wurden im vergangenen Jahr von der Filialkette Gravis übernommen.

Media Markt Saturn hat die Übernahme der Läden von Gravis genutzt, um mit kompakten Smart Stores zu expandieren. Im Bild: die im November 2024 eröffnete Filiale in München

Media Markt Saturn hat die Übernahme der Läden von Gravis genutzt, um mit kompakten Smart Stores zu expandieren. Im Bild: die im November 2024 eröffnete Filiale in München
Foto: Media Markt Saturn

Das Sortiment konzentriert sich auf hochwertige Produkte und Zubehörteile der beliebtesten Marken. Zudem werden den Kund:innen sofortige Service-Dienstleistungen rund um Smartphones und Tablets angeboten. Hier, sowie auch beim „Xpress“-Format in Nahversorger-Zentren, steht die räumliche Nähe zu den Kund:innen im Vordergrund, die ihnen unterwegs einen unkomplizierten Einkauf ausgewählter Produkte oder das Abholen online bestellter Ware ermöglicht. Gleichzeitig haben die Kund:innen vor Ort über digitale Touchpoints Zugriff auf den kompletten Onlineshop.

City-Lagen bevorzugt

Die großen Flagship-Stores im sogenannten Lighthouse-Format bieten „außergewöhnliche Erlebnisse“, wie sie im letzten Herbst in Hamburg realisiert wurden. Ein Highlight des 15.000 qm großen „Tech Village“ an der Mönckebergstraße ist die Gaming-Welt „Xperion“ in der vierten Etage mit knapp 200 Gaming-Plätzen und einer Event-Arena mit Tribüne. Aktuell gibt es vier „Lighthouse“- Stores in Deutschland und sieben weitere in anderen europäischen Ländern. Media Markt Saturn glaubt an die Zukunft des stationären Handels und möchte diese mit seinen verschiedenen Formaten aktiv mitgestalten. Bei seiner Expansion setzt das Unternehmen auf mehr Stores im neuen „Xpress“- oder „Smart“- Format, deren Verkaufsfläche kleiner als die der bisher üblichen klassischen Core-Märkte ist.

„Wir sind in den Innenstädten weiterhin sehr präsent. Unsere Devise lautet: das richtige Format am richtigen Standort. So können wir noch individueller auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen“, so eine Unternehmenssprecherin. Handelsexperte Julian Wellge bewertet die Expansions- und Experimentierfreude neuer und altbekannter Innenstadt-Player positiv und sieht Treiber für diese Entwicklung in gesunkenen Mietkosten sowie der Verhandlungsbereitschaft der Vermieter.

„Beides senkt die Markteintrittsbarrieren für innovative Konzepte. So können etablierte Händler und Newcomer mit geringerem Risiko experimentieren.“ Dieser Aspekt spielt auch Coolblue in die Karten, wie Urs Möller bestätigt: „Wir sehen die aktuellen Herausforderungen, aber natürlich auch die Chancen. Durch die bessere Verfügbarkeit attraktiver Flächen können wir gezielt in zentrale Lagen investieren und dadurch Erreichbarkeit und Markenbekanntheit weiter erhöhen.“

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