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Ab ins Körbchen: Rewe hat bereits ein Mehrwegsystem an der Salatbar eingeführt.
Foto: Rewe

Mehr Wege zu weniger Müll

Das Verbot von Einwegbechern und anderen Einwegartikeln aus Plastik ab Juli 2021 trifft Händler, Cafés, Gastronomen und Tankshops nicht unvorbereitet. Sie können neben weiterhin erlaubten Plastik-Alternativen auf verschiedenste Pfandsysteme zurückgreifen, die sich seit einigen Jahren am Markt bewähren.

Key Facts

  • Rund drei Mrd. Einwegbecher fallen in Deutschland pro Jahr nach Schätzung des Bundesumweltministeriums an. Die Einwegkunststoffverbotsverordnung will „das achtlose Wegwerfen dieser Produkte in die Umwelt“ begrenzen.
  • Die Verbote beziehen sich auf die Abgabe durch den Hersteller. Ein Abverkauf von Lagerbeständen durch die Vertreiber bleibt nach dem 3.7.2021 also möglich. Quelle: BMU
  • Die Nachfrage nach Coffee-to-go ist gerade an Tankstellen immens. Allein die deutschen Shell-Stationen konnten mit einem Pfandsystem im Jahr 2020 über zwei Mio. Einwegbecher einsparen.
  • Als Ersatz für Einwegbecher gibt es Pfandbecher für Coffee-to-go. Neben lokalen Systemen haben sich bundesweite Pfandsysteme wie Cupforcup, Faircup oder Recup etabliert.
  • Auch für die Einweg-Schalen, -Becher und -Teller für Convenience-Speisen entwickeln sich Alternativen. So bringt die Rewe gemeinsam mit dem Kölner Start-up Vytal ein Mehrwegsystem auf den Weg.
  • Eine Alternative zum Pfandsystem besteht darin, die Einmal-Plastikprodukte durch Material zu ersetzen, das vom Verbot nicht betroffen ist. Für viele Produkte gilt Papier als Mittel der Wahl.

Ab dem 3. Juli 2021 ist die Herstellung von Einwegartikeln aus Plastik in Deutschland und EU-weit nicht mehr erlaubt. Betroffen von der Vorgabe mit dem sperrigen Namen „Einwegkunststoffverbotsverordnung“ sind Einwegprodukte aus Kunststoff, die aus fossilen Rohstoffen wie Rohöl hergestellt werden, aber auch Wegwerfteller oder -becher aus biobasierten oder biologisch abbaubaren Kunststoffen. Der Gesetzgeber begründet die zahlreichen Einzelmaßnahmen der Verordnung mit der Notwendigkeit, „das achtlose Wegwerfen dieser Produkte in die Umwelt zu begrenzen und die Ressource Kunststoff besser zu bewirtschaften“. Das Bundesumweltministerium schätzt allein das Volumen der Einwegbecher, die in Deutschland pro Jahr anfallen, auf drei Milliarden Stück. Wie das Umweltbundesamt in einer Studie 2019 ermittelt hat, sind fast 60 Prozent davon kunststoffbeschichtete Papierbecher, die restlichen 40 Prozent reine Kunststoffbecher, zumeist aus Polystyrol. Zusätzlich zu den Bechern fallen 1,3 Milliarden Kunststoffdeckel an.

Schon frühzeitig haben Hersteller, Handel und Gastronomie begonnen, Alternativen zu entwickeln, auf den Markt zu bringen und in der Praxis zu testen. Bereits 2019 konnte das Bundesumweltamt für seine Studie zahlreiche freiwillige Initiativen, Maßnahmen und Praktiken heranziehen, die in den Vorjahren auf den Weg gebracht worden waren und sich vor allem auf die To-go-Becher für Heißgetränke fokussierten. Typische Lösungen waren von Anfang an Pfand- und Mehrwegbecher, die von den Kundinnen und Kunden erworben und mitgebracht werden.

Das neue Gesetz

Am 6. November 2020 hat der Bundesrat der Verordnung über das Verbot des Inverkehrbringens von bestimmten Einwegkunststoffprodukten und von Produkten aus oxo-abbaubarem Kunststoff zugestimmt. Die Einwegkunststoffverbotsverordnung (EWKVerbotsV) setzt die europäische Einwegkunststoffrichtlinie 2019/904 (EU) in deutsches Recht um. Somit können die Regelungen am 3. Juli 2021 europaweit einheitlich in Kraft treten.

Im Einzelnen bezieht sich das Verbot auf Wattestäbchen (außer Medizinprodukte), Besteck, Teller, Trinkhalme (außer Medizinprodukte), Rührstäbchen, Luftballonstäbe, To-go-Lebensmittelbehälter aus expandiertem Polystyrol (EPS), Getränkebecher und -behälter aus EPS sowie alle Produkte aus oxo-abbaubarem Kunststoff.

Verstöße gelten als Ordnungswidrigkeit und können mit Bußgeldern bis zu 100.000 Euro bewehrt sein. Der Abverkauf von bereits bestehenden Lagerbeständen – die nicht zuletzt auch durch die Covid-19-Pandemie entstanden sind – bleibt zulässig, um eine gebrauchslose Vernichtung der Einwegprodukte zu vermeiden. Das Bundesumweltministerium (BMU) hat auf seiner Homepage FAQs zur neuen Verordnung veröffentlicht.

Auf kommunaler Ebene entstanden verschiedene Pfandsysteme, an denen sich Händler und Gastronomen beteiligen. In Heidelberg beispielsweise gibt es die „Online-Becherkarte“ (www.becherkarte.de), auf der man sieht, welche Verkaufsstelle den mitgebrachten Mehrwegbecher befüllt, Rabatt auf das „Mehrweg“-Getränk gibt oder den Coffee-to-go im Pfandbecher anbietet. Eine Alternative sind bundesweite Pfandsysteme wie Cupforcup, Faircup oder Recup, bei denen der Systemanbieter gegen Gebühr die Organisation übernimmt.

Auswahl an Anbietern

Das Unternehmen Cupforcup in Düsseldorf wurde 2017 gegründet und versorgt heute in ganz Deutschland Cafés, Bäckereien, Tankstellen, Unternehmenskantinen, Schulen, Universitäten und andere Anbieter von Coffee-to-go mit ihren „The Good Cups“ genannten Pfandbechern.

Die Pfandgebühr beträgt den branchenüblichen einen Euro. Der Beitrag für die teilnehmenden Partner liegt bei 15 Euro im Monat pro Standort, wobei es für mehrere Standorte und längere Laufzeiten Staffelrabatte gibt. Cupforcup unterstützt auch Initiativen, die in ihrer Stadt oder für Festivals ein Pfandsystem für Coffee-to-go organisieren möchten, bietet Beratung an und hilft beim Marketing und der Gestaltung von individuellen The Good Cups. Faircup in Göttingen hat als Schüler:innenprojekt einer Berufsschule begonnen und ist mit seinen Pfandbechern mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet.

Erhebung: Coffee-to-go-Pfandsysteme.

Erhebung: Coffee-to-go-Pfandsysteme.

Neben dem Pfandbecher für einen Euro können die Verbraucher auch einen Pfand-Mehrwegdeckel für 50 Cent erwerben. Mit diesem kann man auch unverpackte Ware und temperaturgeführte Produkte wie Eis, Joghurt oder Suppen sicher im Becher mitnehmen. Im Dezember 2020 hat Faircup zusätzlich eine Mehrweg-Pfandverpackung für Speisen auf den Markt gebracht, die „FairBox“. Die Schalen sind wie die Becher vollständig recyclingfähig und auch für die Rückgabe in Leergutautomaten geeignet. Freigeschaltete Leergutautomaten des Lebensmitteleinzelhandels nehmen den „FairCup“ ebenfalls zurück. Die aktuellen Ausgabe- und Rücknahmestellen finden Verbraucher:innen in der mobilen FairCup-App.

Das im September 2016 gegründete Unternehmen Recup mit Sitz in München bietet mit den beiden deutschlandweiten Pfandsystemen „Recup“ (Becher) und „Rebowl“ (Take-away-Schalen) pfandbasierte To-go-Verpackungen. Das Netz der Ausgabe- und Annahmestellen ist jetzt noch dichter geworden – mit dem neuen Partner Aral. Seit dem 1. Februar 2021 können Kund:innen an 900 Aral-Tankstellen Getränke-to-go gegen einen Euro Pfand im Recup- Pfandbecher mitnehmen und anschließend wieder bei einer der 6.000 Ausgabestellen gegen Rückgabe des Pfandes abgeben oder gegen einen „frischen“ Pfandbecher mit Getränk eintauschen. Aral rechnet damit, dass sich im Laufe dieses Jahres mehr als die Hälfte der 2.400 Aral-Standorte dem Recup-System anschließen werden. „In der öffentlichen Diskussion wird zunehmend über die Verwendung von Einwegverpackungen diskutiert. Durch die Kooperation mit Recup bieten wir unserer Kundschaft jetzt eine nachhaltige Alternative für den Kaffeegenuss unterwegs – ohne Abstriche beim Geschmack“, sagt Mechthild Menke, Leiterin des Shopgeschäfts bei Aral.

Enormes Einsparpotential

Die Nachfrage nach Coffee-to-go (und damit das Einsparungspotenzial) ist gerade an Tankstellen immens, wie die Bilanz von Shell zeigt: Mit dem Recup-Pfandsystem konnten im Jahr 2020 über zwei Millionen Einwegbecher an den deutschen Shell-Stationen eingespart werden. „Mehrwegsysteme sind für den flächendeckenden Einsatz gedacht. Je dichter das Netzwerk aus Recup-Partnerbetrieben gewoben ist, desto einfacher lässt sich das Pfandsystem in den Alltag integrieren“, so Fabian Eckert, Gründer von Recup. Mit dem Partner Aral wird das System jetzt vor allem auch im ländlichen Raum dichter.

Seit Juni 2020 bietet Recup neben den Bechern die Rebowl-Schalen als Mehrweg-Pfandlösung für Take-away-Food an. Die Kölner Rewe Zentrale weist darauf hin, dass die Schalen, Becher und Teller für Convenience-Speisen der größte Verursacher von To-go-Müll in Deutschland sind. Um dagegen anzugehen, hat Rewe im November 2020 gemeinsam mit dem Kölner Start-up Vytal ein Mehrwegsystem für die Salatbar an den Start gebracht. Die in Holland nach allen EU-Standards hergestellten Vytal-Bowls mit auslaufsicherem Deckel bestehen aus Polypropylen (PP), haben ein Volumen von 1,25 Litern und sind geeignet für Mikrowelle und industrielle Spülung (bis 110 Grad). Die Besonderheit: Das System funktioniert ohne Pfand. Die Abwicklung der Ausleihe und Rückgabe läuft über eine App. Vytal hat bereits mehrere hundert Partner in deutschen Städten. Nicht nur in Deutschland, auch in europäischen Nachbarländern formieren sich neue Lösungen der Wegwerfproblematik.

Eine davon entwickelt Metro Frankreich gerade gemeinsam mit der Initiative Loop und verschiedenen Lieferanten. Die Partner bauen eine „zirkuläre Lieferkette für den Großhandel“ auf. Das wiederverwendbare Verpackungskonzept für Öle, Saucen, Cremes und andere Produkte wird gezielt auf die Bedürfnisse von Restaurantbesitzern zugeschnitten. Das Konzept von Loop: Der Kunde beziehungsweise die Kundin kauft und nutzt das Produkt, der Hersteller besitzt die Verpackung. Ein Betrag, der der Pfandgebühr entspricht, wird auf den Warenpreis aufgeschlagen und zurückerstattet, sobald die Verpackungen retourniert werden. Sie werden dann sortiert, gereinigt und an die Partnermarken zur Wiederbefüllung zurückgeschickt.

Das Loop-Pfandsystem wird ab Herbst 2021 als Pilotversion in zehn Metro-Märkten in der Region Ile-de-France eingeführt, die mehr als 100.000 Kunden betreuen. Das Potenzial allein bei Metro Frankreich ist groß: 98 Filialen erreichen dort rund 400.000 Menschen.

McDonald’s: Plastik-Alternativen

Eine Alternative zum Pfandsystem besteht für Händler und Gastronomen darin, die Plastikprodukte durch Material zu ersetzen, das vom Verbot nicht betroffen ist. Für viele Produkte gilt Papier als Mittel der Wahl.

Essbare Verpackungen, wie hier bei McDonald’s, sind – neben Papier – auch eine Alternative.

Essbare Verpackungen, wie hier bei McDonald’s, sind – neben Papier – auch eine Alternative.
Foto: McDonald’s Deutschland

Papier- statt Plastikbecher, Papier- statt Plastikstrohhalm, Holz- statt Plastiklöffel und Luftballonhalter aus FSC-zertifiziertem Papier: Mit diesen Umstellungen hat McDonald’s Deutschland 2020 auf das kommende EU-Verbot reagiert. Das Unternehmen hält trotz der Corona-Krise an seinen Plänen fest, bis 2025 nur noch Verpackungen aus erneuerbarem, recyceltem oder zertifiziertem Material einzusetzen. „Ursprünglich wollten wir sogar noch etwas schneller sein, aber Corona hat uns zum Umplanen gezwungen“, sagt Eva Rössler, Unternehmenssprecherin bei McDonald’s Deutschland.

Darüber hinaus geht das Unternehmen im Recycling neue Wege: Gemeinsam mit der Cre Art Neidhardt Werbe GmbH hat McDonald’s einen Prozess entwickelt, um die Papierbecher von Getränken und Softeis stofflich zu verwerten. Dabei werden die entsorgten Einwegbecher zu bedruckbaren Papierbögen aufbereitet. Auch die Broschüre zum diesjährigen Nachhaltigkeits-Update besteht aus diesem Recyclingpapier.

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