Baumärkte: Dynamik durch Kleinflächen | stores+shops

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„Create by Obi“: Wohnkojen bieten Inspiration. Gefällt dem Kunden eine Inszenierung, findet er in der Store-Mitte die Sets zum Nachbauen.
Foto: Obi

Baumärkte: Dynamik durch Kleinflächen

Ob Pop-up-Store, Concept Store oder Nahversorger: Zuletzt experimentierte die DIY-Branche vor allem mit Verkaufsflächen unter 1.000 qm. Gründe sind der demographische Wandel, die Digitalisierung, fehlende Großflächen, steigende Mieten und die Migration in Ballungszentren. Welche Wege gehen die klassischen Baumärkte, und welche Strategie verfolgen sie?

Für urbane Konsumenten: Pop-up-Stores „Stadtbunt“ in Frankfurt

Für urbane Konsumenten: Pop-up-Stores „Stadtbunt“ in Frankfurt
Foto: toom

Laut dem Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten erzielten deutsche Bau- und Heimwerkermärkte im ersten Halbjahr 2019 ein Umsatzplus von 5,0 Prozent. Das Flächenwachstum mit Verkaufsflächen über 1.000 qm hingegen stagniert in Deutschland nach Angaben der Gemaba. Die Dynamik in die Branche bringen Kleinflächen-Konzepte.

Liegen für alle Baumarktbetreiber dieselben Ursachen zugrunde, um Kleinflächenkonzepte zu realisieren, so sind die Herangehensweisen differenziert. Toom beispielsweise hat Kleinflächen in der Vergangenheit temporär genutzt, um Trendthemen zu bespielen, um Neugier zu wecken und so die Bedürfnisse junger Konsumenten kennenzulernen. „Heute steht Toom nicht mehr nur mit den direkten Wettbewerbern der Branche in Konkurrenz, sondern auch mit Internet-Riesen wie Amazon oder Ebay. Daher ist es relevant, neue Konzepte zu testen, Zielgruppen zu erschließen und die Marke zu profilieren“, sagt Daria Ezazi von der Rewe Group, die Toom betreibt.

Urban Gardening

„Stadtgrün“ in Köln

„Stadtgrün“ in Köln
Foto: toom

2018 poppte das Unternehmen mit „Stadtgrün bei Toom“ in der Innenstadt von Köln auf, wo sich auf 200 qm optisch wie auch beim Sortiment alles um Bio und Nachhaltigkeit bzw. „Urban Gardening“ drehte. Ziel war es, die Eigenmarken und Kernkompetenzen im Bereich Pflanzen hervorzuheben. Mit DIY-Workshops von Bloggern richtete sich Toom gezielt an junge Menschen und versprach sich davon neue Kundengruppen. Im selben Jahr folgte die temporäre Fläche „Stadtbunt bei Toom“ im Frankfurter Shopping-Center My Zeil, die den Kunden Inspirationen zum Thema „Streichen und Renovieren“ gab. Toom nutzte die Fläche, um auf seine neue Wandfarben-Kollektion aufmerksam zu machen.

Wenige Meter vom ehemaligen Kölner Pop-up-Store von Toom hat sich Obi im Juli dieses Jahres mit seinem neuen Kleinflächenkonzept „Create by Obi“ positioniert. Mit Selbstbau-Sets und Selbstbaumöbeln will der neue Concept Store DIY-Anhänger auf 250 qm zur individuellen Gestaltung der eigenen vier Wände animieren und greift damit ebenfalls ein Trendthema auf.

Offen und einladend präsentiert sich „Horst“ in Hamburg-Bahrenfeld

Offen und einladend präsentiert sich „Horst“ in Hamburg-Bahrenfeld.
Foto: Horst

Einen völlig neuen Ansatz verfolgt „Horst“, ein Kleinflächen-Konzept des Hagebau-Gesellschafters Möller & Förster im Hamburger Stadtteil Bahrenfeld. Es versteht sich als innovatives Baumarktkonzept, das sich auf die Bedürfnisse von Mietern und Wohnungsbesitzern im urbanen Raum konzentriert. Im Vergleich zu Toom und Obi handelt es sich um ein permanentes Geschäft mit einem breiteren Sortiment. Aufgrund positiver Erfahrungen mit zwei Kleinformaten in den Stadtteilen Altona und Winterhude stand für Möller & Förster fest, zukünftig in der Kleinfläche zu expandieren. „Horst“ setzt dabei auf eine kuratierte Sortimentsauwahl eines typischen Baumarkts, jedoch mit Fokus DIY und Haushaltsartikel.

Auch im ländlichen Raum

Auch die Hagebau-Gruppe beabsichtigt, in der Kleinfläche zu wachsen. Die „Werkers Welt“ ist inzwischen bundesweit an 120 Standorten vertreten – überwiegend im ländlichen Raum, bevorzugt in Kleinstädten mit 7.000 bis 12.000 Einwohnern. Als DIY-Nahversorger verfolgt der Verbund damit vor allem das Ziel, Umsatzpotenziale aufzunehmen, die von der Großfläche nicht bedient werden können. Geplant ist, kontinuierlich neue Standorte hinzuzugewinnen, um sich in Deutschland als Nahversorger zu etablieren.

Expansion geplant: „Werkers Welt“ von Hagebau setzt auf ein übersichtliches Ladenlayout und geschultes Personal

Expansion geplant: „Werkers Welt“ von Hagebau setzt auf ein übersichtliches Ladenlayout und geschultes Personal.
Foto: hagebau

Wichtig ist der Hagebau dabei, dass sich weitere Frequenzbringer im direkten Umfeld befinden. „Die Verkaufsfläche sollte mindestens 800 qm betragen. Es gibt bei Werkes Welt zwei idealtypische Store-Konzepte für Verkaufsflächen mit 1.050 qm bzw. 1.500 qm“, sagt Michelle Kaune von Hagebau. Anders als bei den Großflächen wird das Sortiment auf eine Vorauswahl aus den Kernwarengruppen Eisenwaren/ Werkzeuge, Farbe/Innnendeko und Garten/ Hartware sowie abrundende Sortimente reduziert. Im Fokus steht dabei ein regional angepasstes Sortiment sowohl für Endverbraucher als auch für Profis. Der Laden ist eher zweckmäßig gestaltet, soll für den Konsumenten vor allem übersichtlich sein und ihn mit einer klaren Wegeführung schnell zum Produkt führen.

Digital auf der Fläche

Beratungsgespräch bei „Hornbach Compact“ in Bad Bergzabern

Beratungsgespräch bei „Hornbach Compact“ in Bad Bergzabern.
Foto: Hornbach

Auch Hornbach hat sich in den vergangenen Jahren mit Kleinflächen beschäftigt und in Deutschland drei „Compact“-Stores eröffnet, von denen sich lediglich der Standort Bad Bergzabern bei Karlsruhe als profitabel erwies. Intention ist es zum einen, Kunden stationär in Regionen zu erreichen, die von der Infrastruktur her keine Option für eine Großfläche mit mehr als 11.000 qm bieten. Zum anderen beabsichtigte Hornbach, sein On- und Offline-Geschäft stärker zu verzahnen. Auf den 800 qm der noch existierenden Filiale in Bad Bergzabern gibt es fast jeden Artikel bewusst nur einmal. „Die kleine Fläche funktioniert nur, weil es dort kaum Mitnahmeartikel gibt. Bei uns scannen die Kunden jeden gewünschten Artikel mit einem Tablet. Die Waren werden vom angeschlossenen Lager bereitgestellt und dem Kunden an der Kasse ausgehändigt“, sagt Florian Preuß von Hornbach. Prinzipiell können im Store alle Artikel bestellt und nach Hause oder an den POS geliefert werden. Die übergeordnete Strategie des Unternehmens bleibt aber weiterhin, so Preuß, mit großflächigen Bau- und Gartenmärkten zu expandieren.

Während Bauhaus bisher komplett auf Kleinflächen verzichtet, plant die Hagebau-Gruppe, „Werkes Welt“ in Deutschland flächendeckend auszurollen. Auch Hagebau-Gesellschafter Möller & Förster will den Aufwand für das „Horst“-Konzept nicht für einen Standort allein betrieben haben. Toom und Obi konzentrieren sich vorerst weiterhin auf ihre Großflächen.

Steigender Bedarf der Konsumenten

Branchenkenner Klaus Peter Teipel über die Entwicklungen der Baumarkt-Branche und deren Zukunftspotenziale.

Herr Teipel, wie beurteilen Sie die aktuelle Lage der Baumarkt-Branche? 

Die Baumarkt-Branche ist gesättigt. Großflächen ab 2.500 qm sind zuletzt kaum neu entstanden, das heißt Flächenzuwächse in größerem Ausmaß sind in naher Zukunft nicht mehr zu erwarten, es wird vielmehr verstärkt um Kleinflächenkonzepte, Optimierung der Bestandsflächen und neue Servicekonzepte gehen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe: den demographische Wandel, die wachsende Urbanität, kleinere Haushalte und neben dem klassischen Do-It-Yourself, aber auch den steigenden Bedarf der Konsumenten in Richtung Do-It-For-Me.

Wo sehen Sie Potenzial für zukunftsorientierte Baumarkt-Konzepte? 

Platz für neue Großflächen ist in Deutschland nur noch sehr begrenzt vorhanden. Für Kleinflächenkonzepte bieten sich hingegen in ländlichen und städtischen Räumen durchaus Expansionschancen und Potenziale. Eine ausgeprägte Expansionsdynamik zeigt sich zum Beispiel bei den Sonderpreismärkten von Fishbull Franz Fischer oder dem Werkers Welt Format der Hagebau, auch wenn die beiden Formate sehr unterschiedlich positioniert sind. In der Testphase befindet sich derzeit zudem mit „Bauaktiv“ ein Discountformat der NBB, welches eher für ländliche Räume konzipiert ist. Mit „Create! by OBI“ wird demgegenüber ein sehr spezifisches, eher einrichtungs- und gestaltungsbezogenes Kleinflächenkonzept für Großstädte einem intensiven Test unterzogen. Die Pop-up Stores ,Stadtbunt by toom’ und ,Stadtgrün by toom’, die bereits im vergangenen Jahr getestet wurden, beschäftigen sich ebenfalls mit der Klientel in Einkaufslagen von Großstädten. Ein weiteres, auf die urbane Bevölkerung ausgerichtetes, innovatives Innenstadtkonzept mit Erlebnischarakter ist zum Beispiel ,Horst‘ in Hamburg-Bahrenfeld, entwickelt und umgesetzt vom Hagebau-Gesellschafter Möller & Förster. Damit dürfte die weitere Entwicklungsrichtung vorgezeichnet sein. 

Welche Voraussetzungen muss ein Standort in der Innenstadt erfüllen? 

Um die Mietkosten zu decken und profitabel zu sein, benötigen Baumarktbetreiber dort eine Flächenproduktivität, die deutlich über dem derzeitigen Durchschnitt der Branche liegt. Werte zwischen 3.000 bis 4.000 Euro sind hier als notwendige Größenordnung anzusehen. Demzufolge sollten die Konzepte im Sortiment ihren Fokus auf mitnahmefähige Schnelldreher legen oder entsprechende Services wie eine Lieferung – one day oder bestenfalls same day delivery – anbieten. Einen Mehrwert zu bieten heißt jedoch auch, sich hinsichtlich des Sortiments oder der Dienstleistung von anderen – auch von bereits vorhandenen Angeboten in der Innenstadt – differenzieren zu können.

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