Cannabis wird salonfähig | stores+shops

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Mit seiner offenen Gestaltung bietet The Reef viel Raum für Kommunikation.
Foto: Olson Kundig Architects

Cannabis wird salonfähig

Seit das Rausch- und Schmerzmittel Cannabis in verschiedenen US-Bundesstaaten für den Konsum durch Erwachsene legalisiert wurde, haben sich Markenführung und Innenraumgestaltung der Cannabis-Läden systematisch verändert und die 68er-Klischees hinter sich gelassen. Design heißt die Zauberformel zur Kundenansprache.

„Die Cannabis-Läden sind das Trojanische Pferd der Branche“, so Megan Stone, die mit ihrem High Road Design Studio als erste Shop-Designerin im Jahr 2013 dafür sorgte, dass klassische Cannabis-Abgabestellen durch eine hochwertige Innenraumgestaltung aufgewertet wurden. Insbesondere Läden in wohlhabenden Gegenden haben eine anspruchsvolle Architektur und Ladengestaltung gezielt dazu genutzt, sich eine der begehrten Abgabelizenzen zu sichern. Denn wie Megan Stone richtig beobachtet hat, machen Cannabis-Läden, die sich ein modernes Design geben, auf Neukundinnen und -kunden einen sicheren und vertrauenswürdigen Eindruck – ein entscheidender Faktor für die Branche, die sich neue Kundenkreise erschließen muss, um ihr Wachstumspotenzial voll auszuschöpfen.

Der Ladenbauspezialist Cannabis Dispensary Design rät den Abgabestellen zu einem hochwertigen Design, mit dem sie sich positiv abheben. „Wer eine Cannabis-Abgabestelle aufsucht, erwartet dort großzügige Gänge, Sauberkeit und eine ordentliche Warenpräsentation, so wie er sie aus einem Elektronikmarkt gewohnt ist.“ Diese und andere Empfehlungen finden sich auf der Website des Design-Hauses, auf der sich Interessierte auch ein E-Book mit dem Titel „How to Open a Cannabis Dispensary“ herunterladen können.

Die erste deutliche Veränderung im Shop-Design für Cannabis-Ausgabestellen bestand darin, dass die klassischen Tresen einer offeneren Raumgestaltung wichen, die von Vitrinen, Regalen und anderen Display-Möbeln geprägt ist. Früher mussten die Kund:innen vor einem Tresen oder gar Schalter anstehen und dem Mitarbeitenden sagen, welche Produkte er oder sie aus den Gläsern nehmen sollte. Dieser Verkaufsvorgang war für Neukunden sehr ungewohnt und einschüchternd. Das Herumstöbern im Geschäft erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Kundinnen und Kunden weitere Artikel in ihren Einkaufskorb legen und bietet den Cannabis-Ausgabestellen damit die Chance, den Umsatz pro Quadratmeter zu maximieren. In besonders wertigen Läden werden vielfach modulare Schränke zur Warenpräsentation sowie Point-of-Sale-Inseln eingesetzt.

Cannabis-Pflanze

Cannabis-Pflanze
Foto: Foto: Aleksandr/stock.adobe.com

USA: Wachsender Markt

2020 schossen die Umsätze der Cannabis-Branche wegen der Corona-Pandemie regelrecht in die Höhe, eine Entwicklung, die weit bis ins nächste Jahrzehnt anhalten dürfte, da immer mehr US-Bundesstaaten den Konsum von Marihuana legalisieren.

48 von 50 US-Bundesstaaten haben die Nutzung von Marihuana zu therapeutischen Zwecken gestattet, in 16 Bundesstaaten ist auch der Konsum zu Entspannungszwecken erlaubt, darunter sind alle Staaten der US-Westküste. Darüber hinaus ist der Konsum von Cannabis zur Entspannung auch in ganz Kanada zugelassen. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Leafly kauften die US-Amerikaner 2020 Cannabis-Erzeugnisse im Wert von 18,3 Mrd. US-Dollar und gaben damit 7,6 Mrd. US-Dollar mehr aus als im Vorjahr.

Befeuert wurde der Cannabis-Boom durch Neukund:innen und Patient:innen. Der wichtigste Faktor war jedoch, dass die Stammkundschaft größere Mengen kaufte und im Durchschnitt pro Monat 33 Prozent mehr für Cannabis-Erzeugnisse ausgab.

In den USA gelten zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung (330 Mio. Personen) als aktive Marihuana-Nutzer. In einer Studie geht New Frontier Data davon aus, dass die legale Marihuana-Branche in den USA ihre Umsatzerlöse bis 2025 auf 41,5 Mrd. US-Dollar steigern dürfte.

Mit dem Wechsel zu einem offenen Grundriss und einem kundenorientierten Design gelingt es den Cannabis-Läden, ein facettenreiches Kundenerlebnis zu schaffen und Vertrauen aufzubauen. „Bei einer offenen Raumgestaltung können die Kunden den Laden auf eigene Faust erkunden, was viele Menschen lieber tun“, erklärt Megan Stone von High Road Design Studio, die bei vielen der 62 Cannabis-Ausgabestellen, die ihr Unternehmen in 17 US-Bundesstaaten gestaltet hat, auf einen offenen Grundriss gesetzt hat. Für diesen Beitrag haben wir uns einige Beispiele stylisch designter Cannabis-Läden angesehen:

Suprette, Ottawa/Kanada

Auch Süßwaren zählen zum Sortimentsmix.

Clean und mit eigenem Stil – so präsentiert sich Superette. Auch Süßwaren zählen zum Sortimentsmix.
Foto: Alex Lysakowski

Das im Retro-Design gehaltene Cannabis-Outlet Superette im kanadischen Ottawa setzt auf eine verspielte, aber durchaus kunstvolle Warenpräsentation. Das Geschäft wurde vom firmeneigenen Team gestaltet. Dabei hinterlassen weiße Fliesen mit roten Fugen und ein heller Hintergrund nachhaltigen Eindruck.

Das 177 qm große Geschäft im trendigen Stadtteil Glebe sorgt mit seiner eigenwilligen Mischung aus Belustigungsgeschäft, Süßwaren und Cannabis-Abgabestelle für ein Kundenerlebnis der besonderen Art. Zu haben sind hier Produkte wie ökologisch hergestellte, geschlechtsneutrale Kleidung, Accessoires, Duftkerzen und andere Artikel, die von Superette selbst designt wurden. Künstler:innen aus der Region haben eine Kollektion mit Artikeln für Wohnen und Lifestyle entworfen, um Cannabis mit Mode in Verbindung zu bringen. Außerdem können die Kundinnen und Kunden an einem Tresen einen Imbiss zu sich nehmen und die Spezialitäten in der Süßwarenabteilung entdecken. Eine große Tafel gibt Auskunft über die erhältlichen Cannabis-Produkte.

Superette bringt Cannabis mit Mode in Verbindung.

Superette bringt Cannabis mit Mode in Verbindung.
Foto: Alex Lysakowski

„Wir haben unsere kreativen Ausdrucksmöglichkeiten ambitioniert genutzt und sind an die Grenzen des Machbaren gegangen. Im Stadtteil Glebe hat sich aus dem Zusammenspiel von Einzelhandel, Lifestyle und Veranstaltungen eine eigene Dynamik entwickelt, der wir durch ein passendes Design gerecht werden mussten“, so Mimi Lam, CEO von Superette und Mitgründer von Drummond Munro. In den letzten zwei Jahren wurden drei Geschäfte eröffnet – und jedes ist anders.

The Reef, Seattle/USA

In Seattle haben die Olson Kundig Architects an der Umgestaltung einer leeren Ladenzeile an der bekannten Kreuzung Olive Way/Denny Way mitgewirkt. The Reef, ein modernes 232 qm großes Geschäft im Stadtteil Capital Hill, war über viele Jahre ein Zentrum der Gegenkultur. Bei der Gestaltung griffen die Designer die Liebe des Eigentümers zum Nordwest-Pazifik auf und hängten transparente Blasen in die Schaufenster, die sich von dem dunklen Hintergrund und der Innenraumeinrichtung reliefartig abheben. Die Außenfassade zieren Wandbilder des Meeresforschers Jacques Cousteau sowie eine Unterwasserszene, die von einem örtlichen Künstler geschaffen wurde.

Bei der Grundrissgestaltung stand die Interaktion zwischen den Mitarbeitenden hinter dem Tresen und der Kundschaft im Mittelpunkt, denn die offene Raumgestaltung bietet Spielräume für die Kommunikation.

Synchronicity Holistic, Carmel-by-the-Sea/USA

Schmuddelecke? Im Gegenteil: Cannabis-Abgabestellen, wie hier Synchronicity Holistic, setzen auf eine zunehmend hochwertige Gestaltung.

Schmuddelecke? Im Gegenteil: Cannabis-Abgabestellen, wie hier Synchronicity Holistic, setzen auf eine zunehmend hochwertige Gestaltung.
Foto: High Road Design/Ryan Rosene

Der frauengeführte Cannabis-Laden Synchronicity Holistic im kalifornischen Carmel-by-the-Sea richtet sich speziell an Frauen und Menschen mit Behinderungen. Das 372 qm große ehemalige Eckbüro wurde von High Road Design so gestaltet, dass es ebenso modern wie einladend wirkt und den Kundinnen und Kunden die Möglichkeit bietet, sich umfassend zu informieren.

Alle Vitrinen, Auslagen und Tische sind für ältere Kunden und Menschen im Rollstuhl gut zu erreichen. Sämtliche Materialien, Oberflächen und Möbel wurden in Schwarz-Weiß gehalten – von der Außenfassade bis in die letzte Ecke des Verkaufsraums. Eine Seite der zentralen Treseninsel kann abgesenkt werden, damit auch Menschen im Rollstuhl einen guten Blick auf die Produkte in der Vitrine haben. Die anderen drei Seiten sind so hoch, dass die Kundschaft die Artikel im Stehen in Augenschein nehmen kann. Zwei verglaste Beratungsräume sind mit Polstermöbeln, einem Glastisch und einem elektrischen Kamin ausgestattet, wodurch eine fast private Atmosphäre entsteht.

Maitri Medicinals, Pittsburgh/USA

Bei Maitri Medicinals werden die Produkte so edel wie Exponate in einem Museum präsentiert.

Bei Maitri Medicinals werden die Produkte so edel wie Exponate in einem Museum präsentiert.
Foto: High Road Design/Richard Cadan

Im Rahmen der Revitalisierung des Innenstadtquartiers East Liberty in Pittsburgh wurde ein ehemaliges Ärztehaus umgenutzt und beherbergt nun den Cannabis-Laden Maitri Medicinals. Ein großes Leuchtschild an der Fassade des zweigeschossigen Gebäudes weist auf das neue Geschäft hin.

Im Gebäudeinneren wurde die offene Raumgestaltung des Obergeschosses für die Einrichtung der Hauptabgabestelle genutzt. Der Empfangsbereich fällt durch die Säulen mit schwarz strukturierter Oberfläche besonders ins Auge – hier werden die Kund:innen begrüßt. Nebenan befindet sich eine Lounge. In dem davon klar abgegrenzten Hauptverkaufsraum werden die Artikel ähnlich wie die Exponate in einem Museum präsentiert. Basiselemente mit glatter Oberfläche und Glasvitrinenaufsätzen sind zu freistehenden Präsentationsinseln angeordnet, und verschiedene Wandsysteme, die um die Fenster herum gebaut wurden, nutzen das Tageslicht, um die Artikel in Szene zu setzen. Die Bestellungen werden an einem langen Tresen aufgegeben und bereitgestellt; dabei hat High Road Design nicht nur den Verkaufsraum gestaltet, sondern war auch für das Identifizierungsverfahren verantwortlich.

Deutschland: Verbot von Cannabis wackelt

Während in den USA, Kanada, Uruguay oder Spanien die Pflan¬ze als Rauschmittel ganz oder teilweise legalisiert worden ist, ist Cannabis in Deutschland bislang lediglich zu medizinischen Zwecken freigegeben worden.

Das könnte sich bald ändern, hat das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) recherchiert. Bereits jetzt gäbe es eine theoretische Mehrheit im Bundestag für eine Legalisierung von Cannabis. Vier von sechs Fraktionen, nämlich Grüne, SPD, Linke und FDP, setzen sich für die Legalisierung des Konsums ein, heißt es in einer Pressemitteilung des RND. Nur Union und AfD lehnen diese ab. Die Fraktion der Grünen fordert laut RND ein Cannabiskontrollgesetz, das die gesamte Handelskette von Cannabis regulieren soll. In Cannabisfachgeschäften, zu denen nur Erwachsene Zutritt haben, soll es mit einer klaren Deklaration der Inhaltsstoffe und der Konzentration der Wirkstoffe abgegeben werden.

Beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG) seien derzeit zwei sogenannte Normenkontrollverfahren anhängig, in denen das Gericht prüft, ob das Cannabisverbot womöglich gegen das Grundgesetz verstößt. Sollte das Gericht entscheiden, dass das Verbot verfassungswidrig ist, stünde einer Legalisierung nichts mehr im Wege. Unabhängig vom Ausgang der Verfahren: Bei den Koalisationsverhandlungen nach der Bundestagswahl könnte Bewegung in die Cannabis-Debatte kommen. 

Erfolgsfaktoren

Angesichts der Tatsache, dass die Branche wächst und neue Innovationen hervorbringt, stellt sich die Frage, auf welchen Faktoren der Erfolg beruht. Expert:innen nennen in diesem Zusammenhang eine erfolgreiche Markenförderung, die Schaffung eines beeindruckenden Kundenerlebnisses und ein kontrolliertes Bestandsmanagement. Der äußere Eindruck und die Abläufe in einer Cannabis-Abgabestelle sind für die Kundenzufriedenheit entscheidend.

Der Markt für Cannabis-Produkte differenziert sich immer weiter aus. Vor diesem Hintergrund haben etliche neue Cannabis-Läden einen eigenen Stil entwickelt, um den Kundinnen und Kunden ein Verkaufserlebnis zu bieten, das sich von den bislang üblichen Formen des Merchandisings der Cannabis-Abgabestellen unterscheidet.

Der Dienst Flowhub informiert über Cannabis und empfiehlt, die Marke der Abgabestelle konsequent im Design abzubilden, vom Bodenbelag über die Verpackungsgestaltung bis hin zur Kleidung der Mitarbeitenden. Außerdem sollte ein Wartebereich vorgesehen werden, damit sich die Kund:innen in einer ansprechenden Umgebung über die erhältlichen Produkte informieren können, während sie darauf warten, beraten und bedient zu werden.

Instrumente wie Kioske, TV-Displays oder interaktive technische Lösungen können von der Kundschaft dazu genutzt werden, sich zu informieren und die Kaufentscheidung vorzubereiten, bevor sie von einem Teammitglied bedient werden. Durch die Technik hat sich das Kaufverhalten der Menschen nachhaltig verändert – eine Entwicklung, die auch vor Cannabis-Läden nicht Halt gemacht hat.

Cannabis-Läden galten zu Beginn der Pandemie als „systemrelevant“ und bedienten die stark steigende Nachfrage durch Abholangebote, Direktbelieferung und die Ausweitung ihrer Onlineshops. Dadurch sorgten sie dafür, dass die Branche mit ihren Lieferketten den Pandemiefolgen standhielt.

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