Mit der Zeit wandeln sich Strukturen in Städten ebenso wie Einkaufsgewohnheiten von Kunden. Nachdem in Detroit ansässige Automobilfirmen aus wirtschaftlichen Gründen wegzogen, kam es zum Niedergang der einst blühenden Stadt. Lässt sich der Standort mit neuem Leben füllen,  indem Erinnerungsstücke aus Detroits Vergangenheit in einem Lebensmittel-Markt wiederbelebt werden?

Nachhaltige Ladenbau-Materialien kamen zum Einsatz.

Nachhaltige Ladenbau-Materialien kamen zum Einsatz.

Dieser Frage spürten Christine Sturch, Midwest Senior Int. Design & Branding Coordinator bei Whole Foods, und ihr Team nach. In Zusammenarbeit mit Partnern der Design-Agentur JGA, vor Ort lebenden Künstlern und verarbeitenden Betrieben kreierten sie letztlich einen Markt, der das sogenannte „Motown“ in eine Zukunft führen soll.

Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist ein Laden, der ein gänzlich anderes Einkaufserlebnis bietet als alle anderen seit 1980 eröffneten 1.200 Whole Foods-Stores. Gemeinsam ist den Filialen, dass durchschnittlich 10 Prozent der Produkte von Erzeugern vor Ort stammen. An der Mack Avenue 115 erwartet die Kunden ein umfangreiches Sortiment an zubereiteten Lebensmitteln sowie küchenfertigen Convenience-Artikeln und ein breites Angebot an Frischwaren. Dadurch wird der Store zur „Küche der Stadt“ und sowohl für junge Stadtbewohner als auch für Menschen aus der Nachbarschaft und die arbeitende Bevölkerung interessant.

Informationen signalisieren Dialogbereitschaft.

Informationen signalisieren Dialogbereitschaft.

Das gastronomische Angebot umfasst auch gegarte Mahlzeiten. Leckereien gibt es in einem großräumigen Café. Frei nach dem Motto „think global, eat local“ wird der Fokus immer wieder auf Marktbuden gelenkt, in denen regional und international erzeugte Molkerei- und Bäckereiprodukte angeboten werden. „Der Charakter des Marktes schafft eine Verbindung mit einer Nachbarschaft, die das frühere, jetzige und künftige Detroit repräsentiert“, sagt Christine Sturch.

Transparenz ist auch in der Kommunikation mit Kunden wichtig: In der Nähe der Eingangstür ist für Kunden durch die Anregung „Buy local and support partner shops“ auf einer Informationstafel ersichtlich, wie sie zum Angebot beitragen können. Unter dem „Grown in Detroit“-Label werden zudem vom Unternehmen getestete Lebensmittel angeboten. Diese sind auf Farmen gewachsen, die Mitarbeiter von Whole Foods zuvor besichtigt haben.

Eine Wellblechfront ziert die Käsetheke.

Eine Wellblechfront ziert die Käsetheke.

Das individuelle Straßennetz von Detroit bildet für den gesamten Store das zentrale Hintergrund-Element. Strahlenförmig verlaufende Straßen erinnern an die französischen Wurzeln der Stadt. Teile aus dem Straßennetz sind auch an Deckenleisten sowie in Form von Leitsystemen sichtbar.

„Ein weiteres Merkmal innerhalb dieses Stores sind metallene Leitungsrohre. Diese haben wir in Formen gebogen, die an Leiterplatten aus den 1950er Jahren erinnern, um nostalgische Schriftzüge zu kreieren“, erklärt Ken Nisch, Project Principal bei JGA. Einer davon ist zum Beispiel an der Front der Bäckerei-Bedientheke zu erkennen. Eine mit Graffity beschriftete Wellblechplatte über der Käse-Bedientheke würdigt auch kreative Eigenschaften dieser Kunstform. Im Café finden sich sogar regenerierte Elemente und Möbelstücke aus dem industriellen Kulturerbe der Stadt. An Checkout-Schneisen wecken schließlich „Motown 45-LP“-Schallplatten Erinnerungen.

LPs schmücken die Checkout-Zone.

LPs schmücken die Checkout-Zone.

Bei Bau- und Dekorationsmaterialien bewiesen die Ladenplaner, dass sie auch einen Blick für nachhaltige und wiederverwendbare Stoffe haben. Zum Beispiel besteht der „McIntyre Tile“, der als Fußboden bei der Bäckerei- sowie Feinkost-Abteilung zum Einsatz kam, zu 85 Prozent aus wiederaufgearbeiteten Stoffen. Biologisch abbaubares „Marmoleum“ wurde als Oberflächenmaterial in den Büroräumen verwendet. Wiederaufbereitete Fenster aus Fabrikgebäuden hielten ebenfalls Einzug.

„Die Herausforderung lag darin, Elemente zu finden, die positive, willkommen-heißende Effekte mit einer Sensibilität gegenüber der Stadt vereinen“, betont Nisch. Die Kampagne „Say nice things about Detroit“ half der Agentur, den Store richtig zu positionieren. Durch diesen Auslöser setzten Menschen sich mit ihrem Wohnort auseinander. Ihre Stellungnahmen trugen unter anderem dazu bei, dass in Dekorationen Teile des Straßenplans wiederzuerkennen sind. Ein Markt kann Einwohnern also durchaus die Inspiration geben, wieder an bessere Zeiten zu glauben.

Fotos (5): Nicole Reedy / Jenn Hulbert

Weitere Informationen: www.wholefoodsmarket.com 

Whole Foods Market, Detroit

Adresse:: 115 Mack Avenue, Detroit, MI 48201

Verkaufsfläche:: 2.375 qm

Design:: JGA Design Team

Architekt:: WD Partners

Beleuchtung:: Western Extralite

Fußboden:: Forbo

Graphik / Signage:: Design Fabrications