Herr Ueltzhöfer, Ihr Unternehmen ist Mitglied des gemeinnützigen Vereins Charta der Vielfalt. Warum?
Der Verein hat das generelle Ziel, ein Klima des gegenseitigen Respekts und Vertrauens zu schaffen, die Vielfalt innerhalb der Organisationen und die darin liegenden Potenziale zu erkennen. Das heißt für uns: Wir versuchen, unsere Personalprozesse ständig zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie den vielfältigen Fähigkeiten und Talenten der Mitarbeitenden gerecht werden.

Welche Rolle spielen dabei technische Innovationen?
Eine sehr große Rolle. Natürlich steht auch bei uns der Kunde im Mittelpunkt. Ich denke aber, der Wert der Technik für die Mitarbeitenden wird häufig zu geringgeschätzt. Technik kann Monotonie vermeiden, Arbeitsvielfalt schaffen, mehr Kontakte ermöglichen. Wir sehen Investitionen in die Technik immer auch unter dem Aspekt der Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden.

Daher unter anderem die Investition in die elektronische Preisauszeichnung?
Wir haben einen deutlich sechsstelligen Betrag ausgegeben, um alle unsere 6 Märkte flächendeckend, ausgenommen die Frische-Bedienabteilungen, mit elektronischen Labels auszustatten. Betrachtet man den rein betriebswirtschaftlichen, zahlenmäßig greifbaren Return on Investment, kommen einem die Tränen. Auf der Haben- Seite aber stehen Mitarbeitende, bei denen stumpfe und monotone durch vielfältigere und sinnstiftende Tätigkeiten ersetzt werden konnten.

Der Durchschnitts-Bon bei Scan & Go-Kunden ist in den Ueltzhöfer-Märkten eineinhalb Mal höher als bei klassischer Kassenzahlung..

Der Durchschnitts-Bon bei Scan & Go-Kunden ist in den Ueltzhöfer-Märkten eineinhalb Mal höher als bei klassischer Kassenzahlung.
Foto: Edeka Ueltzhöfer

In welchen weiteren Bereichen kann Technik entlasten?
Im Lager zum Beispiel durch die UWB (Ultra Wideband)-Technologie, um per MDE schnell den Regalplatz von Artikeln zum Einräumen oder um Picken für Click & Collect zu finden. Oder im Markt durch kamerabasierte Lösungen, die Regallücken erkennen und die bei der Erstellung von Auslagerungslisten (etwa bei Aktionsartikeln) unterstützen. Wir verfolgen auch die Entwicklungen im Bereich Robotics. Zum Beispiel wollten wir zum Start in unserem Ellhofener Markt Reinigungsroboter einsetzen, aber das hat herstellerseitig leider nicht geklappt.

Auch am Checkout setzt Ihr Unternehmen voll auf technische SB-Lösungen …
Wir haben in 4 Märkten insgesamt 17 SB-Stationen im Einsatz. Speziell im Markt in Ellhofen mit 2.600 qm Verkaufsfläche sind es 6 SB-Kassen, bei lediglich 4 bedienten Kassenstationen. Der Service wird von unserer Kundschaft sehr gut angenommen. Wir konnten in diesen Märkten die Zahl der Transaktionen an den bedienten Kassen um knapp ein Viertel reduzieren. Damit entfällt ein Teil der stark belastenden Arbeit an den bedienten Kassen zugunsten der Betreuung und Unterstützung der Kunden an den SB-Terminals – inklusive einer viel intensiveren Kundenkommunikation und -beratung.

Wie sehen die Kennziffern an den SB-Terminals konkret aus?
Aktuell nutzen 21 Prozent der Kunden die SCO-Terminals. Der Umsatzanteil liegt bei 13 Prozent. Somit werden die SB-Kassen vorwiegend von Kunden mit kleineren Warenkörben angesteuert – mit im Schnitt 9 Artikeln pro Bon. An bedienten Kassen sind es im Schnitt 16 Artikel. Wie wird bezahlt? An allen 17 SB-Stationen kann unbar, an 12 davon auch bar bezahlt werden. 58 Prozent der Kunden bezahlen unbar; 83 Prozent vom Umsatz wird unbar bezahlt. Kund:innen können in ihren Märkten auch mobil scannen.

Auf welche Akzeptanz stößt dieser Service?
Diese Option, realisiert über die Edeka-App, bieten wir erst seit Kurzem. Aktuell liegt die Nutzer-Quote daher erst bei rund 1 Prozent. Der Durchschnitts-Bon bei Scan & Go-Kunden ist allerdings 1,5 Mal höher als bei den ‚Kassen-Kunden‘. Ich denke, dass perspektivisch der stationäre Self-Checkout nur ein Zwischenschritt zum Scannen und Bezahlen mit dem Smartphone beziehungsweise zur Nutzung smarter Einkaufswagen sein wird.

 

Das Interview mit Florian Uelzhöfer führte Klaus Manz.

Die Kaufmannsfamilie Ueltzhöfer

Die Kaufmannsfamilie Ueltzhöfer betreibt in der Region Heilbronn 6 Edeka-Märkte in der Größenordnung zwischen 1.200 und 2.600 qm Verkaufsfläche. Das Familienunternehmen Ueltzhöfer LEH HN-Sontheim wurde im Jahr 2004 von Steffen Ueltzhöfer gegründet, mit der Übernahme eines ehemaligen P & Q/Eurospar-Markts in Heilbronn. 2 Jahre später erfolgte die Umstellung auf Edeka- Aktiv Markt. Alle Familienmitglieder (Ehefrau, zwei Söhne, eine Tochter) sind im Unternehmen engagiert. Sohn Florian ist Prokurist und u. a. für technologische Lösungen verantwortlich.