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Innovative Technologien und neue Anbieter aus verschiedenen Branchen versuchen, sich auf dem Payment-Markt zu etablieren.
Foto: pixabay/mohamed_hassan

Payment-Markt: Global Player und Local Champions

Der Payment-Markt im Einzelhandel ist nach wie vor sehr dynamisch. Innovative Technologien und neue Anbieter aus ganz unterschiedlichen Branchen versuchen, sich auf dem Markt zu etablieren. Ralf Gladis, Geschäftsführer beim Payment Service Provider Computop, analysiert und bewertet im Interview die Entwicklung.

Laut der EHI-Payment-Studie lag der Anteil der Kartenzahlung am Einzelhandelsumsatz 2019 erstmals über 50 Prozent. Welche Entwicklung erwarten Sie für 2020?

Ende 2020 werden wir erneut eine gestiegene Quote von Kartenzahlungen im stationären Handel verzeichnen. Das ist jetzt keine Überraschung, die weitere Steigerung hätte aber auch ohne die Pandemie stattgefunden. Und immer mehr Karten sind kontaktlos einsetzbar. Trotzdem werden wir die 100 Prozent Kartenzahlung nie sehen. Denn wenn eines Tages das Bargeld wirklich aus dem Handel verschwunden sein sollte, wird es längst auch bargeldlose Verfahren geben, die keine Karte mehr brauchen – Stichwort „Request to Pay“, die Bitte um Bestätigung einer Zahlungsanfrage, zum Beispiel direkt aus der Banking-App auf dem Smartphone.

Ein Drittel des Einzelhandelsumsatzes entfällt mittlerweile auf die Girocard. Wird sie diese herausragende Position an der (stationären) Kasse halten können?

Die Girocard war lange das, was beim Auto die „Buchhalter-Ausstattung“ genannt wird: gute Basisfunktion, aber keine Extras – kein Wallet-Einsatz, kein Online-Shopping. Und doch hat sie diesen be- achtlichen Marktanteil erzielt. Seit kurzem ist sie nun für Sparkassen- Kunden in Apple Pay verfügbar, und auf diesem Umweg kommt sie auch in den E-Commerce, weil es für Onlinehändler durch die hohe Verbreitung attraktiv wird, Apple Pay als Zahlart online anzubieten. Beides macht die Girocard auf ihre alten Tage nochmal sexy. Sie kann jetzt zwar nur das, was die Debitkarten von Visa und Mastercard schon lange können – aber hat ein Vielfaches an Verbreitung. Das zieht für Händler.

Corona hat den E-Commerce weiter vorangetrieben. Wenn es um die Zukunft des Bezahlens geht, sehen deshalb viele die „GAFA“ vorn. Doch sogar Google, Apple, Amazon oder Facebook können von Nutzerzahlen, wie sie Alipay oder Wechat-Pay aufweisen, nur träumen. Was ist Ihre Prognose: Wer gibt beim Bezahlen in Deutschland in 10 Jahren den Ton an?

Weltweit werden das Visa und Mastercard bleiben, gefolgt von Paypal. Kein anderer Anbieter kann eine vergleichbare Vielfalt und die globale Abdeckung in 10 Jahren aufholen. Trotzdem wird es lokale Champions geben, und die Banken werden Teile ihres Endkundengeschäfts an Amazon, Alipay und Wechat verlieren. Facebook und Whatsapp sind keine vertrauenswürdigen Anbieter, und die Facebook- Allianz für Crypto-Payments ist auseinandergefallen. Von Facebook könnten interessante Innovation kommen, aber die Verbreitung im Handel und das Zahlungsverhalten der Konsumenten ändern sich nur sehr langsam. Und Facebook fehlt heute bereits die jüngere Generation

Ist die Wirecard-Insolvenz der Auftakt einer Konsolidierungswelle in Ihrer Branche?

Die Konsolidierungswelle hat lange vor der Wirecard-Insolvenz angefangen. Der langsame Abschied der Bankentöchter B+S Card-Services oder Concardis hin zu Ingenico bzw. Nets begann bereits vor Jahren. Diese Merger zielen auf Größe ab, aber Computop ist ein Beispiel dafür, dass Größe allein noch kein Vorteil ist. Wir decken einer Studie zufolge rund ein Viertel des Geschäfts allein der Top 500-Onlinehändler in Deutschland ab, das ist ein Mehrfaches des Geschäfts von Wirecard als Prozessor im Inland, und auch mehr als jeder andere PSP hier – obwohl wir allein von der Beschäftigtenzahl her deutlich kleiner sind. Groß sein ist also noch kein Vorteil, und durch Zukäufe größer werden erst recht nicht, weil die Integration zu viel Ressourcen kostet.

Mobiles Bezahlen boomt, immer mehr Unternehmen setzen auf eigene oder unternehmensübergreifende Bezahl-Apps. Wie lange und wozu braucht der Handel in Zukunft noch Zahlungsdienstleister?

Der Handel braucht auch in Zukunft Zahlungsdienstleister, weil Payment immer auch Vielfalt bedeutet. Kunden wollen Auswahl, und internationale Händler müssen sich der Zahlungskultur des Zielmarktes anpassen. Nahtloses Omnichannel funktioniert nicht mit reinen Payment-Schemes, weil Zusatzservices wie Settlement oder Buchhaltungsunterstützung notwendig werden. Flexible Zahlungsplattformen machen auch die Entwicklung im Bereich IoT einfacher, wenn die Hersteller von Geräten mit selbstständiger Bezahlfunktion nicht von starren Vorgaben von Payment-Monopolisten eingeengt werden.

Laut der EHI-Studie hat für die Händler die Sicherheit des Bezahlverfahrens die höchste Priorität – noch vor Kosten und Geschwindigkeit. Werden sich biometrische Verfahren durchsetzen?

Wir stoßen auf sehr viel Interesse mit unserer Biometrie-Lösung, die das Login ins Kundenkonto per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung ermöglicht. Kontoübernahmen, ein aktueller Trend unter den Betrugsszenarien, können dadurch erschwert werden. Schon im nächsten Jahr werden wir erleben, dass erste Händler die biometrische Erkennung einsetzen werden. Und das Thema geht ja über das Bezahlen hinaus: Überall, wo Zutritt geschützt werden muss, kann biometrische Erkennung eine Rolle spielen.

Das Interview führte Winfried Lambertz.

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