Diebe verursachen 3,75 Milliarden Euro Schaden im Handel | stores+shops

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Der Anteil der Verluste durch Diebstahl im Einzelhandel durch Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Servicekräfte beträgt insgesamt 3,75 Mrd. Euro, so Ergebnis der EHI-Studie „Inventurdifferenzen im deutschen Handel 2020“.
Foto: Cunaplus/stock.adobe.com

Diebe verursachen 3,75 Milliarden Euro Schaden im Handel

Die aktuelle EHI-Studie „Inventurdifferenzen im deutschen Handel 2020“ zeigt, dass die Inventurdifferenzen 2019 geringfügig gestiegen sind. Organisierter Ladendiebstahl und Bandenkriminalität machen es den Einzelhändlern nach wie vor schwer.

In branchengewichteter Hochrechnung für den gesamten deutschen Einzelhandel sind die Inventurverluste, bewertet zu Verkaufspreisen, im Jahresvergleich 2019 zu 2018 von 4,3 Mrd. auf 4,4 Mrd. Euro gestiegen. Das durchschnittliche Niveau der Inventurdifferenzen lag bei den an der Befragung teilnehmenden Unternehmen 2019 bei 0,61 Prozent (Vorjahr 0,60 %), bewertet zu Einkaufspreisen in Relation zum Nettoumsatz.

Infografik: Anteile der Inventurdifferenzen im Einzelhandel.

Infografik: Anteile der Inventurdifferenzen im Einzelhandel.
Foto: EHI

Der Anteil der Verluste durch Diebstahl seitens der Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Servicekräfte beträgt insgesamt 3,75 Mrd. Euro. Der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden durch Mehrwertsteuerausfälle beläuft sich auf rd. 510 Mio. Euro im Jahr. Verglichen mit den Werten von 2018 haben sich die Inventurergebnisse in Prozentpunkten überwiegend verschlechtert. Eine durchschnittliche Inventurdifferenz von 0,61 Prozent – bewertet zu Einkaufspreisen in Prozent vom Nettoumsatz – schmälert die Renditen im Einzelhandel erheblich.

Bewertet zu Verkaufspreisen in Relation zum Bruttoumsatz entspricht dies in branchengewichteter Hochrechnung einem Wert von durchschnittlich 0,99 Prozent des Umsatzes. Ferner investiert der Handel jährlich rd. 1,45 Mrd. Euro in Präventions-und Sicherungsmaßnahmen, um seine Waren vor Diebstahl zu schützen. Insgesamt gehen dem Handel damit durch Inventurdifferenzen und Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen rd. 1,32 Prozent seines Umsatzes verloren.

Hohe Verluste

Nach Einschätzung der befragten Händler sind von den 4,4 Mrd. Euro Inventurdifferenzen auf Ladendiebstahl durch Kunden rd. 2,44 Mrd. Euro Verluste zurückzuführen. Den eigenen Mitarbeitern werden Verluste in Höhe von 950 Mio. Euro angelastet, Lieferanten und Servicekräften 360 Mio. Euro. Im statistischen Durchschnitt entfällt damit auf jeden Bürger in Deutschland jährlich ein Warenwert von knapp 30 Euro, der nicht bezahlt wird. Auf den Lebensmittelhandel projiziert bedeutet dies, dass nach wie vor rund jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt an der Kasse vorbeifährt. 660 Mio. Euro Inventurdifferenzen entstehen durch organisatorische Mängel wie fehlerhafte Preisauszeichnung oder nicht erfasster Bruch und Verderb.

Die Sensibilisierung und Schulung der eigenen Mitarbeiter ist das kritischste Tool. Frank Horst

Leiter Forschungsbereich Inventurdifferenzen + Sicherheit, EHI Retail Institute

Der überwiegenden betrieblichen Praxis folgend wurden die Erhebungen bewertet zu Nettoeinkaufspreisen in Relation zum Nettoumsatz (= Bruttoumsatz ohne Mehrwertsteuer) erfasst. In allen Betriebsformen zeigt sich, dass die prozentualen Angaben vom Nettoumsatz großen Bandbreiten unterliegen. Als Orientierung können die folgenden Mittelwerte angegeben werden, obwohl ein direkter Vergleich von Inventurdifferenzen verschiedener Unternehmen nur bedingt möglich ist: Im gesamten Lebensmittelhandel haben sich die durchschnittlichen Inventurdifferenzen mit 0,57 Prozent leicht verschlechtert.

Während die Großflächen überwiegend höhere Inventurdifferenzen feststellen mussten, ergab sich in Summe bei den kleineren Supermärkten eine Verbesserung. Drogeriemärkte weisen 2019 mit durchschnittlich 0,81 Prozent, ebenso wie Baumärkte mit nunmehr 0,83 Prozent, leicht erhöhte Inventurergebnisse aus. Im gesamten Bekleidungshandel sind die durchschnittlichen Inventurdifferenzen mit 0,49 Prozent unverändert geblieben. Die Bekleidungsfachgeschäfte (0,52 %) verbuchten im Durchschnitt eine Zunahme der Verluste, während Bekleidungsfachmärkte (0,44 %), Textilkaufhäuser einschließlich der Warenhausbetreiber (0,53 %) und Schuhfachgeschäfte (0,47 %) Verbesserungen erzielen konnten. Die durchschnittlichen Inventurdifferenzen der beteiligten Möbelhäuser unterschiedlichster Sortimentsausrichtung sind mit 0,25 Prozent vom Nettoumsatz nahezu unverändert geblieben.

Hohe Dunkelziffer

2019 sind die angezeigten Ladendiebstähle laut Polizeilicher Kriminalstatistik um 3,9 Prozent zurückgegangen auf insgesamt 325.786 Fälle (Vorjahr 339.021). Während die Zahl der einfachen Ladendiebstähle seit 1997 nahezu kontinuierlich gesunken ist, haben sich schwere Ladendiebstähle in den letzten 13 Jahren nahezu verdreifacht. Bei schwerem Diebstahl werden zum Beispiel Warensicherungen überwunden. Durch die hohe Dunkelziffer von über 98 Prozent besitzt die Statistik nur eine sehr eingeschränkte Aussagefähigkeit.

Inventurdifferenzen 2018 und 2019 nach Betriebsformen bewertet zu EK in Prozent vom Nettoumsatz.

Inventurdifferenzen 2018 und 2019 nach Betriebsformen bewertet zu EK in Prozent vom Nettoumsatz.
Foto: EHI

Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem tatsächlichen Schaden im Handel ergibt sich, dass jährlich rechnerisch über 22,2 Mio. Ladendiebstähle mit je einem Warenwert von 110 Euro unentdeckt bleiben. Nach EHI-Schätzungen entfällt rund ein Viertel des Gesamtschadens auf organisierten Diebstahl bzw. Bandenkriminalität. Die Täter gehen oft in Gruppen mit gezielter Aufgabenverteilung vor. Derartige Taten zu erkennen, zu dokumentieren und Täter in Gruppen zu überführen, ist für den Handel äußerst schwierig. Im Durchschnitt aller Branchen gibt der Handel 0,33 Prozent vom Umsatz für Sicherheitsmaßnahmen aus.

Darin enthalten sind Kosten für Artikelsicherungsmaßnahmen, Kameraüberwachung, Detektiveinsätze, Testkäufe, Schulungsmaßnahmen, diebstahlhemmende Verkaufsträger und Softwareanalyse-Tools zur Datenauswertung. Insgesamt gibt der Einzelhandel jährlich 1,45 Mrd. Euro zur Reduzierung von Inventurdifferenzen aus. Die gesamten Kosten von Inventurdifferenzen und deren Vermeidung betragen damit jährlich 5,85 Mrd. Euro. Nicht darin enthalten sind interne Personalkosten etwa für Revisionsabteilungen sowie alle intern anfallenden Tätigkeiten, die durch Diebstahlgefährdung verursacht werden wie etwa die Anbringung und Entsicherung von Warensicherungen, unterjährige Bestandskontrollen, interne Schulungen, Datenanalysen, Kamerabeobachtungen oder Diebstahlanzeigen.

Mitarbeitertrainings

Im Vergleich zu 2019 forcieren Handelsunternehmen aktuell vor allem gezielte Datenauswertungen und Bondaten-Analysen. Danach folgen Mitarbeitertrainings, speziell für das Kassenpersonal, aber auch für Führungs- und Verkaufskräfte. Die Ausweitung und Modernisierung von Kamerasystemen zur offenen Verkaufsraumüberwachung stehen ebenfalls weit vorn. Der Einsatz diebstahlhemmender Verkaufsträger wird weiter vorangetrieben, ebenso wie elektronische oder mechanische Artikelsicherung.

Diebstahl-Präventionsmaßnahmen 2019.

Diebstahl-Präventionsmaßnahmen 2019.
Foto: EHI

Auch Testkäufe werden wieder vermehrt durchgeführt, i.d.R. mit anschließender Schulung der Mitarbeiter. Auch wenn Handelsunternehmen das Niveau ihrer Inventurdifferenzen als „akzeptabel“ einschätzen: Immerhin rund drei Viertel der Unternehmen halten 2020 ihr Budget für Präventions- und Sicherungsmaßnahmen konstant. Allerdings nur jedes fünfzehnte der befragten Unternehmen stockt sein Sicherheitsbudget auf.

Die aktuellen Herausforderungen stehen ganz im Zeichen der Auswirkungen der Corona-Pandemie. Einerseits steigen die Befürchtungen, dass Corona-bedingte gesellschaftliche Entwicklungen die Diebstahlquote ansteigen lassen. Zum anderen wird befürchtet, dass bei gleichbleibender Anzahl von Diebstählen, aber gleichzeitigem Umsatzrückgang in den stationären Geschäften vieler Branchen die prozentualen Inventurdifferenzen deutlich steigen könnten. Demgegenüber steht die Hoffnung, dass durch zumindest temporäre Einlasskontrollen insbesondere Bandendiebstähle vorübergehend eingedämmt werden konnten. Der Lebensmittelhandel erwartet, durch die Umsatzsteigerungen prozentual niedrige Bestandsverluste verbuchen zu können.

Auch ohne die Corona-Auswirkungen sehen die Händler in der Sensibilisierung und Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter derzeit die größte Herausforderung. Ebenso bereitet die Qualität von externem Sicherheitspersonal dem Handel Sorge. Die größte Bedrohung wird weiterhin in gewerbsmäßig organisiertem Ladendiebstahl gesehen. Weitere Herausforderungen stellen nach wie vor der „gewöhnliche“ Kundendiebstahl, die aus Sicht des Handels unzureichende Rechtsprechung und Strafverfolgung sowie die Vermutung zunehmender Gewaltbereitschaft potenzieller Diebe dar.

EHI-Studie: Inventurdifferenzen 2020

Die EHI-Studie ermittelt für 2019 durchschnittliche Inventurdifferenzen – bewertet zu Einkaufspreisen in Relation zum Nettoumsatz – in Höhe von 0,61 Prozent im deutschen Einzelhandel. Insgesamt investiert der Handel jährlich 1,45 Mrd. Euro in Präventiv- und Sicherungsmaßnahmen.

ISBN 978-3-87257-536-4
Preis 465,00 € zzgl. MwSt.

Mehr Infos unter: www.ehi-shop.de

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