Frische Paradies ist eine Lebensmittelkette mit 8 Standorten in ganz Deutschland und einem
9. Standort in Wien, die sowohl gewerblichen Kunden wie zum Beispiel Gastronomen als auch Endverbrauchern ein ausgewähltes Sortiment hochwertiger und frischer Lebensmittel anbietet.  

Frische Paradies in Hamburg

Die Kasse hat Großmarkt- und Einzelhandels-Funktionalitäten

Das Unternehmen hat seine Kassen- und Warenwirtschaftsprozesse komplett neu aufgestellt und modernisiert. Dies war sehr nötig, denn der in die Jahre gekommenen alten IT-Infrastruktur mangelte es an Prozessdurchgängigkeit. Weder die Waagen noch die Kartenzahlung waren direkt mit der Kasse verbunden. Die anfallenden Daten mussten von den Mitarbeitern mit der Hand eingegeben werden. Bei Kundenandrang konnte dies zu Verzögerungen bei der Bedienung führen. Zwar erfolgte die Eingabe der Kassendaten direkt in das SAP-System von Frische Paradies, diese Kommunikation war aber störanfällig.  

„Wir mussten am Point of Sale schneller werden“, sagt Oliver Seifert, Leiter IT bei Frische Paradies. Dazu gehörte die Prozessdurchgängigkeit von der Kasse bis in das zentrale SAP-System. Die zentralen Prozesse sollten in Echtzeit mit Informationen versorgt werden. Es musste eine neue Kassensoftware eingeführt werden, die nahtlos mit dem zentralen SAP-System zusammenarbeitet.  

Hierzu kam es zu einer Zusammenarbeit von Frische Paradies mit zwei Unternehmen. Mit der Bielefelder IT-Beratung Lynx-Consulting hatte Frische Paradies bereits bei der SAP-Einführung zusammengearbeitet. Nachdem die Entscheidung gefallen war, die Kassenlösung von Awek einzuführen, kam auch dieses Unternehmen mit ins Boot. Zur Anwendung kommt bei Frische Paradies nun ein Kassensystem, das auf Basis standardisierter Hard- und Softwarekomponenten eine auf die individuellen Anforderungen abgestimmte Systemlösung darstellt, hier vor allem die Ein- und Anbindung an die zentralen Warenwirtschaftsprozesse.  

Die größte fachliche Herausforderung für das Projektteam liegt im Geschäftsmodell von Frische Paradies begründet: Verkauft wird an gewerbliche Kunden nach dem Cash-and-Carry-Prinzip, aber ebenso auch an Endverbraucher. Geschäftskunden benötigen Abrechnungen mit Netto-Preisen und getrennter Mehrwertsteuerausweisung; der Privatkunde erwartet einen Bon mit dem Bruttobetrag. Die Kassenlösung musste daher in der Lage sein, Großmarktfunktionalitäten abzubilden sowie Lieferscheine und Rechnungen direkt an der Kasse zu erstellen.

Die Kasse hat Großmarkt- und Einzelhandels-Funktionalitäten

Käsetheke im Frische Paradies Berlin

„Die Kassen-Software musste lernen, wie SAP tickt“, erläutert Michael Lindner von Lynx-Consultung. Der Berater verantwortete mit seinen beiden Mitarbeitern die Aufbereitung der Daten und Anpassungsarbeiten auf Seiten der SAP-Software. Gleichzeitig unterstützten die Berater von Lynx die Kollegen von Awek bei der Spezifikation der Sollprozesse am POS einschließlich der Formatfestlegung zur Datenübernahme Richtung SAP. „Eine solch enge Anbindung unserer Hard- und Software an SAP war absolutes Neuland“, sagt Manfred Steinkühler, der die Projektleitung bei Awek verantwortete. Für die Outbound-Kommunikation von SAP in die Kassenmanagementsoftware entwickelte das Team von Michael Lindner eine Schnittstelle. Über diese Schnittstelle erfolgt die komplette Stammdatenversorgung der Kassen. Neben dem Artikelstamm einschließlich Informationen zu EAN, Gebinde und Warengruppen umfasst dies Kundenstamm, Kreditvereinbarungen sowie kundenindividuelle Preiskonditionen. Awek schuf im Gegenzug die Voraussetzung für die Inbound-Kommunikation, um die an den Kassen anfallenden Bewegungsdaten weiterzuleiten und mit dem Kassenbon automatisiert einen Auftrag in SAP anzulegen. Aus technischer Sicht wird hierzu ein Web Service aufgerufen, der auf die ERP-Software zugreift.

Lernen, wie SAP tickt

Ob Bon-Transaktionen, Leergutabwicklung, Retourenabwicklung, Gutschriftbearbeitung oder Kassenabschluss – über die Web Service-basierende Schnittstelle kennt das SAP-System praktisch in Echtzeit den aktuellen Status von Kasse und Warenbestand. Gleichzeitig lassen sich Daten der zentral gepflegten Artikel und der Kunden bis auf die Kassenebene transferieren, sodass die Mitarbeiter in den Frische-Märkten bei der Kunden und Artikelsuche jederzeit mit korrekten Informationen versorgt werden.

Käsetheke im Frische Paradies Berlin

Self-Scanning im Biosupermarkt im südschwedischen Malmö

Nach Abschluss der Programmierarbeiten einschließlich Integrationstest konnte das Going live starten. Die Verantwortlichen bei Frische Paradies favorisierten eine sogenannte
Template-basierende Einführung anstelle eines „Big Bang“ in allen Märkten. „Diese Vorgabe bedingt zwar, dass die neue Lösung parallel zur bestehenden Prozesslandschaft in SAP betrieben werden muss“, so Oliver Seifert. „Andererseits erlaubt der Pilotbetrieb mit überschaubarem Risiko, erste Erfahrungen zu sammeln und die Key-User langsam nach dem Prinzip Training-on-the-job an die neuen Prozesse heranzuführen“.  

Unter Anleitung von Lynx-Consulting lernten die Key-User im Rahmen der Pilotierung die neue Lösung zu beherrschen, um die anstehenden weiteren Rollouts in Eigenregie durchzuführen. Die konkrete Installation der Kassen-Hard- und Software vor Ort verantwortete Awek als Generalunternehmer. Nachdem die erste Installation der Kassensysteme im Januar 2011 bei Frische Paradies in Hamburg durchgeführt war, wurden im Laufe des Jahres 2011 die Kassen in weiteren sechs Filialen installiert. Anfang 2012 ist die neue Lösung in allen acht deutschen Filialen in Betrieb. Oliver Seifert zieht das Fazit: „Wir sparen Zeit, da der Prozess an den Kassen schneller funktioniert. Zum anderen ist der Betrieb weniger störanfällig, da die Kassen auch ohne Verbindung zur Zentrale betriebsfähig sind“.  

Weitere Informationen: www.frischeparadies.de

Fotos (4): Awek

Ausschließlich Self-Checkouts

Mit ökologisch erzeugten oder fair gehandelten Produkten will „Green Matmarknad“ – der „grüne“ Lebensmittelmarkt – als erster Bio-Supermarkt in Schweden Maßstäbe setzen – im Sortiment wie bei der Kassenabfertigung.  

Das erste Outlet des neuen Vertriebsformats wurde Ende Januar im südschwedischen Malmö eröffnet. Auf gut 2.600 qm Verkaufsfläche im Untergeschoss des Turning Torso, dem höchsten Wolkenkratzer Skandinaviens, präsentiert Green Matmarknad überwiegend biologisch erzeugte Produkte aus der Region, aber auch Erzeugnisse aus anderen Ländern, die den Ansprüchen der Marktbetreiber genügen: Viel frisches Obst und Gemüse, eine für skandinavische Verhältnisse gut sortierte Brotabteilung, frisch gebrannte und individuell gemahlene Kaffeebohnen aus der Haus-Rösterei, Regale mit Bio-TK, darunter exotische Eissorten und gefrorenes Beerenobst, sowie eine Kinderabteilung mit Babynahrung, Windeln und Spielwaren.

Markthallenatmosphäre schaffen Bedientheken für den Verkauf von Käse, Fleisch und frischem Fisch. Neue Müsli-Varianten konkurrieren auf der Aktionsfläche mit Sushi-Reis, Wasabi-Pasten, Miso-Suppe und japanischem Sesam-Salz. Vor den Türen sind – politisch korrekt – Einkaufswagen aus recyceltem Kunststoff geparkt, die Einkäufe können in Tüten aus biologisch abbaubarer Plastik nach Hause getragen werden oder in wiederverwendbaren Einkaufstaschen.

Bezahlt wird die nachhaltige Ware in einer vom Verkaufsraum getrennten Kassenzone mit der nach Unternehmensangaben ersten vollautomatischen Checkout-Linie in Schweden, bestehend aus sechs Selfscan-Stationen ITAB „Scanflow“. Je nach Größe seines Warenkorbes hat der Kunde die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen SB-Varianten, an denen er seine Einkäufe selber scannen kann. Vier „MoveFlow“-Kassen für Handbetrieb, an denen der Kunde die Ware aus dem Einkaufskorb scannt und direkt in seine Einkaufstüte verstaut, sind an der Wand entlang installiert, im Mittelraum dominieren zwei größere „TwinFlow“-Anlagen mit Warentransportbändern für den größeren Einkauf. Traditionelle Bedienkassen sind nicht vorhanden.

Gestartet wird der Bezahlvorgang durch Antippen des jeweiligen Bildschirms. Das angeschlossene Zahlmodul akzeptiert nur Bezahlung mit Kreditkarten, eine Barzahlung ist nicht möglich. Nach erfolgter Bezahlung verlässt der Kunde den Markt durch eine von zwei mit einem Barcodeleser gesicherten Ausgangsanlagen mit Schnittstelle zum POS-System. Der Kassenbon mit Barcode dient dabei als Passierschein.

Autor dieses Beitrags ist Raimund Artinger

Foto: ITAB