Die Komplexität der Migration ist Handelsunternehmen durchaus bewusst. So haben einer aktuellen Befragung von Uniserv zufolge 80 Prozent der Befragten das Projekt bereits in Angriff genommen haben. Retailer nehmen unter den befragten Branchen eine Vorreiterrolle ein. Für 80 Prozent der Händler ist die Datenqualität von großer Bedeutung, zählt aber zugleich zu den größten Herausforderungen bei der Migration, so weitere Ergebnisse der Befragung.

Das neue Datenmodell

Die zentrale Neuerung: Der Geschäftspartnerstamm wird vereinheitlicht, er bringt die Entitäten „Debitor“ und „Kreditor“ und den neutralen „Geschäftspartner‘“ zusammen, was sich unmittelbar auf die Migration der Geschäftspartnerdaten und Stammdaten auswirkt. Alle drei Rollen besitzen Eigenschaften, darunter Personen- und Adressdaten, Buchungskonten, Bankverbindungen und Bezeichnungen, die nun auf einer neuen Abstraktionsebene als Metainformationen abgebildet werden. Eine Eins-zu-Eins-Übertragung aus dem Altsystem ist deshalb nicht möglich, die Daten müssen überarbeitet werden.

Datenqualität sicherstellen

Vor der Migration sollten die Datensätze entsprechend aufbereitet und vervollständigt sein. Sonst droht der Kardinalfehler „crap in/crap out“: Werden fehlerhafte und unvollständige Daten in das neue System übernommen, startet dieses direkt mit einer mangelhaften Datenbasis.

Händler können den Systemwechsel zum Anlass nehmen, die Datenqualität grundlegend zu verbessern und sicherstellen, keine unnötigen Daten als Ballast zu migrieren. Stimmt die Datenqualität, kann auch eine Konsolidierung von Geschäftspartnerdaten aus verschiedenen Datenquellen stattfinden. Das ermöglicht eine 360-Grad-Sicht auf die Kunden und Geschäftspartner als „Golden Record“. Dann können Händler die Analysefähigkeiten der neuen SAP-Plattform ausschöpfen und Geschäftsentscheidungen treffen.

Migrationsstrategie

Für Anwender der klassischen SAP-Systeme ohne weitere Drittsysteme oder Legacy-Datenbanken kann der „Brownfield-Ansatz“ sinnvoll sein: Das bisherige System wird mit der kompletten Systemlandschaft auf und nach „SAP S/4HANA“ migriert. Hierbei besteht das Risiko, Altlasten mitzunehmen.

Bei einer Neuimplementierung – dem „Greenfield-Ansatz“ – können hingegen nur die Daten übernommen werden, die tatsächlich benötigt werden.

Komplexere Bestandssysteme aus mehreren Software-Plattformen mit unterschiedlichen Datensilos erfordern den „Bluefield-Ansatz“, eine „Selective Data Transition“, bei dem System für System entschieden wird, welche Daten im Zielsystem landen sollen.

Jürgen Brunner ist Senior Account Manager bei der Uniserv GmbH.