Einer Studie des Marktforschungsunternehmens E-Marketer zufolge sollen in Deutschland bis 2024 knapp 30 Prozent der Bevölkerung BOPIS nutzen. Ein Nutzen der Variante: Flexibilität. Auf der einen Seite entfällt die zeitaufwändige Suche nach Waren im Geschäft. Auf der anderen Seite haben die Kund:innen mehr Kontrolle und können die Ware bei Bedarf sofort im Geschäft wieder zurückgeben oder umtauschen.

Zudem können Konsument:innen durch die Abholung Versandkosten vermeiden. Studien zufolge sollen in den USA bis 2024 40 Prozent aller Verkäufe über BOPIS generiert werden. Ähnlich große Chancen sieht beispielsweise Arvato Financial Solutions auch für den europäischen Markt. Bereits heute biete fast die Hälfte der Top 500-Händler diese Form des Omnichannel-Einkaufs an, so eine Angabe des SaaS-Dienstleisters Big Commerce.

Umstrukturierung der Verkaufsfläche erforderlich

Dem Händler ermögliche BOPIS, die Liefer- und Verpackungskosten zu senken. Gleichzeitig können sie den persönlichen Kontakt zur Kund:in bei der Abholung pflegen. Um zu diesem zusätzlichen Einkauf zu inspirieren, sollten Händler aber auch einen attraktiven Grundriss ihres Shops sicherstellen, wobei sie zugleich Lagerkapazitäten für die zur Abholung angebotenen Waren schaffen sollten.

Weniger Daten zur Risikobewertung verfügbar

Neben der Neustrukturierung des Ladengeschäftes ist Betrug die größte Herausforderung für Händler, die BOPIS anbieten. So nutzen Kriminelle die kurze Zeitspanne zwischen der Auftragserstellung und der Abholung im Geschäft aus, die bei manchen Händlern nur 30 Minuten beträgt. In dieser bleibt kaum Zeit, Bestellungen bei Auffälligkeiten manuell zu überprüfen.

Auch das Betrugsmanagement wird bei BOPIS erschwert, da der Kunde bei der Bestellung weniger Daten angeben muss als bei einer Lieferung der bestellten Ware. Dies bedeutet im Falle der Risikobewertung, dass auch weniger Anknüpfungspunkte automatisiert auf ihre Richtigkeit überprüft werden können. So fällt die Lieferadresse weg, anhand derer sonst des Öfteren Betrüger überführt werden können. Um dem entgegenzuwirken, können Handelsunternehmen strengere Betrugsregeln bei BOPIS-Käufen einführen.

Eine strengere Definition kann jedoch zur Folge haben, dass Kaufvorgänge fälschlicherweise als Betrugsversuch identifiziert werden. Beim Kunden führt eine derart falsche Einstufung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Frustration, im schlimmsten Fall kauft dieser dann beim Wettbewerber. BOPIS verstärkt also die Notwendigkeit für ein schnelles, genaues und teils manuelles Betrugsmanagement.

Schnelle und manuelle Betrugsprüfung erforderlich

Die manuelle Prüfung kann für Händler insbesondere in Peak-Zeiten eine Schwierigkeit darstellen – so wie diese Woche in der Black Week. Um manuelle Prüfungen in Spitzenzeiten durchführen zu können, sollten Händler über die Auslagerung der Betrugsprüfungen an einen vertrauenswürdigen Dritten nachdenken, um das Fraud-Risiko dabei zu senken. Richtig implementiert, kann BOPIS die Lücke zwischen stationären und Online-Verkäufen schließen.

Ein Gastbeitrag von Jan Florian Richard, Director Strategic Partnerships bei Arvato Financial Solutions.