1. Maximale Vorsorgemaßnahmen treffen

Wer als Händler nur ein einziges Logistikzentrum betreibt, ist zwingend darauf angewiesen, dass dieses funktionsfähig bleibt. Daher setzen immer mehr Versender auf kleinere Teams, veränderte Schichtplanung und eine gründliche Reinigung zwischen den Schichtwechseln. Da dies den Versandprozess verlangsamt, sollten Händler ihre Kunden informieren, dass die Bestellungen während der Corona-Pandemie längere Lieferzeiten haben werden.

2. Dropshipment-Möglichkeiten ausloten

Online-Händler, die in der Vergangenheit bereits Dropshipment-Prozesse implementiert haben, können ihr Risiko jetzt streuen. Sind sie selbst vom Virus betroffen, können zumindest die wichtigsten Zulieferer die Ware direkt an den Kunden versenden. Manche Hersteller sind bereits „dropshipment“-fähig. Online-Händler sollten diese Option jetzt in Erwägung ziehen und Projekt- und IT-Ressourcen dafür bereitzstellen.

3. Amazon FBA prüfen

Wer selbst keine Pakete mehr auf die Reise bringen kann, sollte einen Plan B für die Logistik haben, z. B. „Fulfilment by Amazon“ (FBA) nutzen, zumal Marktplätze wie Amazon umsatzseitig die größten Gewinner der Corona-Krise sein dürften. Allein in den USA sucht der E-Commerce-Riese aktuell 100.000 neue Mitarbeiter, um den Ansturm zu bewältigen. In den USA hat das Unternehmen jedoch jüngst angekündigt, dass zunächst bis zum 5. April nicht mehr alle Produkt-Kategorien angeliefert werden können, um in den Lägern Platz zu schaffen für stark nachgefragte Ware in den Bereichen Baby, Haushalt, Gesundheit, Kosmetik, Lebensmittel, Haustier sowie Industrie.

Europa und Deutschland ziehen sicher nach. Zudem ist der Verkauf auf Amazon für jedes Unternehmen ein strategischer Schritt, der wohl überlegt erfolgen sollte. Andere Marktplätze sind als Fulfilment Partner bisher weniger gut aufgestellt als der Marktführer.

4. Wahlfreiheit bei Carriern ausschöpfen

Die Wahrscheinlichkeit, dass DHL oder Hermes ihren Betrieb wegen Corona ganz aussetzen müssen, ist derzeit noch als sehr niedrig einzustufen, Einbußen im Leistungsversprechen sind jedoch fast zu erwarten. Entsprechend flexibel sollten Händler in der Entscheidung sein, welche Carrier ihre Pakete ausliefern und dazu mehrfache systemseitige Anbindungen vorsehen – oder managed services dafür in Anspruch nehmen.

5. Offline-Ware über Online-Kanäle verkaufen

In der Krise gilt: Cash is King! Händler, die ihre Ware stationär nicht mehr verkaufen können sollten alle möglichen Online-Kanäle nutzen. Kleine Händler ohne eigenen Webshop informieren bereits in den Schaufenstern darüber, dass ihre Ware auf Instagram zu sehen ist und telefonisch oder per E-Mail bestellt werden kann. Auch hier sind Marktplätze ein potenzieller Absatzkanal.

6. Ship from Store oder Collect from Store prüfen

Wer über stationäre Bestände verfügt, sollte diese auch für den Online-Handel nutzen und aus der Filiale an den Kunden verschicken. Omnichannel-Händler, die lokale Verfügbarkeiten anzeigen können, können ihren Kunden darüber hinaus anbieten, die Ware im Store abzuholen – und dafür beispielsweise feste Termine mit ihnen vereinbaren. Wer noch keine entsprechenden Prozesse hierfür hat, sollte kurzfristig ein passendes Projektteam zusammenstellen.

7. Quarantänemöglichkeiten für Ware aus Krisengebieten schaffen

Denkbar ist auch, dass sich das Virus über Verpackungen beim Wareneingang verbreiten kann. Liegt der Verdacht vor, sollte zumindest Ware, die aus kritischen Regionen über den Luftweg nach Deutschland gelangt, in Quarantäne genommen werden können.

8. Bereit für den Peak?

Lebensmittel sind aktuell besonders nachgefragt. Der Online-Handel für Mode hingegen vermeldet 20 bis 30 Prozent Umsatzeinbruch, der Geschenke-Markt ist online komplett eingebrochen. Dies kann sich schnell umkehren. Bleiben die stationären Läden beispielsweise bis Ostern geschlossen, werden Verbraucher versuchen, ihre Ostergeschenke online zu erwerben. Auf diesen Peak sollten sich Händler prozessseitig vorbereiten. Dazu zählt u. a., ausreichend Verpackungsmaterial in den Lägern zu haben.

9. Langfristig planen

Ein Blick auf China zeigt, dass die Krise nicht nur in Fünf-Wochen-Szenarien, sondern auch in Zehn-Wochen-Szenarien gedacht werden sollte. Es ist also definitiv noch Zeit, zu handeln. Wer hofft, dass sich die Lage schnell erholt, könnte daran scheitern.

10. Auf die nächste Krise vorbereiten

In Krisenzeiten ist es wichtig, eine transparente Lieferkette zu haben und multioptional handeln zu können. Händler sollten erkennen, wie wichtig es ist, Know-how und Prozesse entsprechend anzupassen, um Wettbewerbsvorteile aus der Lage zu ziehen.