Wann wurde die erste Ladestation auf einem Ihrer Parkplätze installiert, und wie hat sich das Thema E-Mobilität seitdem entwickelt?

Die ersten Ladesäulen wurden bei Lidl 2016 in Betrieb genommen, bei Kaufland 2017. Die Nutzung hat sich sehr dynamisch entwickelt, insbesondere im letzten Jahr.

Ihr Angebot an Ladesäulen geht über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Was sind die Gründe?

Für uns ist die Investition in den Ausbau des E-Ladenetzwerks ein weiterer Baustein unseres Nachhaltigkeits-Engagements. Mit den öffentlich zugänglichen Ladestationen setzen wir auf eine bedarfsgerechte Infrastruktur und stellen unseren Kunden einen zusätzlichen Service für die Zeit ihres Einkaufs zur Verfügung. Hierbei ist eine hohe Ladeleistung wichtig, um den Kunden einen echten Mehrwert bieten zu können. Daher setzen wir beim Ausbau unserer E-Ladeinfrastruktur verstärkt auf DC-Ladesäulen, was über die gesetzlichen Anforderungen des GEIG an die Ladeleistung hinausgeht. Zudem verfügen unsere Ladesäulen in der Regel mindestens über zwei Ladepunkte, womit wir auch hier über den gesetzlichen Anforderungen liegen.

Wie beurteilen Sie die weitere Entwicklung auf der Nachfrageseite? Werden Sie den Strom weiterhin kostenlos abgeben?

Wir stellen eine sehr dynamische Marktentwicklung fest und rechnen mit deutlich steigenden Lademengen in naher Zukunft. Dabei haben wir selbstverständlich auch die unternehmerischen Interessen im Blick.

Wie viele Ladestationen hat die Schwarz Gruppe bereits installiert? Was ist für 2021 geplant, und hat die Corona-Krise die Planung für das nächste Jahr beeinflusst?

Gegenwärtig hat die Schwarz Gruppe an ihren Filial- und Verwaltungsstandorten rund 2.000 Ladesäulen in rund 15 Ländern in Betrieb. Alle werden mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt. Durch die Corona-Krise gab es im Frühjahr zeitweise Verzögerungen bei der Errichtung der Ladesäulen. Ansonsten hat die Corona-Krise keine weiteren Auswirkungen auf den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur.

Was gilt es bei der Planung und Installation von Ladestationen technisch und regulatorisch zu beachten?

Bei der Planung von E-Ladesäulen betrachten wir die Nachfrage vor Ort, die Eigentumsverhältnisse am Standort, die gesetzlichen Anforderungen und Regelungen je nach Bundesland (z. B. die Garagenverordnung in Hessen) sowie die für uns obligatorische Grünstrom- Zertifizierung. Aus technischer Sicht stellt eine vorherige Abstimmung mit den Netzbetreibern und die durch sie zu gewährenden Erweiterungen der Anschlussleistung oftmals eine Herausforderung dar. Dies liegt insbesondere an der Vielzahl von Netzbetreibern mit jeweils eigenen Vorgaben und Vorgehensweisen. Hier wäre eine Vereinheitlichung des Prozesses über alle Netzbetreiber hinweg sowie die Einführung einer verpflichtenden Rückmeldefrist für die Netzbetreiber wünschenswert. Aus regulatorischer Sicht gibt es vielfältige Meldepflichten und Regelungen, insbesondere beim Vorhandensein einer Photovoltaikanlage, die es zu beachten gilt.

Wie reagiert Ihre Kundschaft auf die Ladestationen? Hat sich das Kundenverhalten an Standorten mit Ladepunkten verändert?

Wir erhalten sehr positive Reaktionen von unseren Kunden. So erreichen uns regelmäßig Nachfragen, wann auch an „ihrer“ Filiale eine E-Ladesäule installiert wird. Zudem nehmen wir wahr, dass die Anzahl der E-Fahrzeuge und damit auch die Auslastung unserer E-Ladestationen zunehmen. Vor gut einem Jahr haben Sie in Berlin ein gemeinsames Projekt mit Volkswagen und WeShare gestartet, bei dem Ihre Ladestationen an den Filialen außerhalb der Öffnungszeiten von dem Carsharing-Anbieter WeShare genutzt werden können.

Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht, und sind darüber hinaus weitere Kooperationen geplant?

Seit dem Start der Kooperation im Juni 2019 haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht. Die Kooperation funktioniert gut – ohne dass es zu Einschränkungen für unsere Kunden kommt. Tagsüber stehen die E-Ladesäulen unseren Kunden zur Verfügung, nachts wird die WeShare-Flotte geladen. Damit wird die Auslastung der Stationen verbessert, und wir leisten einen weiteren Beitrag zur Energiewende in Großstädten. Seit April 2020 gibt es zudem eine Kooperation mit MOIA, einem Mobilitätsservice im Auftrag der Stadt Hamburg. Auch weitere mögliche Kooperationen prüfen wir kontinuierlich.

Das Interview führte Laura Fleischmann.