Schon heute macht die gekühlte Fläche eines durchschnittlichen Lebensmittelgeschäfts 21 Prozent an der Gesamtverkaufsfläche aus. Aufgeteilt auf die einzelnen Anwendungen bzw. Temperaturzonen entfällt davon die Hälfte auf die Pluskühlung, gefolgt von der Minuskühlung mit einem Anteil von 32 Prozent und den Bedienungstheken mit einem Anteil von 18 Prozent.

Aufteilung der Kühlflächen

Aufteilung der Kühlflächen
Foto: EHI

Kühlflächen werden auch weiterhin wachsen. Wesentlicher Treiber ist die zunehmende Sortimentsvielfalt über alle Warengruppen und Kühlbereiche hinweg – mit einer besonderen Dynamik im Convenience-Segment. Diese Einschätzung äußerten die Verantwortlichen für Energiemanagement bzw. Kältetechnik und Ladenbau von 22 führenden Lebensmittelhandelsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, mit denen das EHI im Sommer 2020 ausführliche persönliche Interviews geführt hat. Gegenstand der Befragung waren nicht nur technische bzw. energetische Aspekte von Kältekonzepten, sondern ebenso Sortimentstrends und damit Anforderungen an eine optimale Warenpräsentation.

Es überrascht daher nicht, dass für rund 60 Prozent der befragten Lebensmittelhändler Optik und Design von Kühlmöbeln und damit die Qualität der Warenpräsentation inzwischen eine herausragende Bedeutung für die Planung von Kältekonzepten haben, wenngleich die Energieeffizienz weiterhin das bestimmende Kriterium im Planungsprozess bleibt. Darüber hinaus spielt die Funktionalität eine wichtige Rolle bei der Planung einer Kühlabteilung, und zwar sowohl im Hinblick auf das Handling durch Mitarbeiter:innen und Kunden:innen wie auch die Erfüllung der Betriebs- und Anlagensicherheit und damit letztlich die Warensicherheit.

CO2-Kältemittel als Basis

Prioritäten bei der Planung von Kältekonzepten

Prioritäten bei der Planung von Kältekonzepten
Foto: EHI

Standard bei Neu- und größeren Umbauten sind im Lebensmittelhandel inzwischen Verbundanlagensysteme auf Basis von CO2-Kältemitteln. 84 Prozent der Befragten setzen diese Systeme bei neuen Märkten ein. Zugleich werden mit dem natürlichen Kältemittel die gesetzlichen Anforderungen an den Ausstieg aus den klimaschädlichen F-Gasen erfüllt, die durch die F-Gas-Verordnung geregelt sind.

Betrachtet man den kompletten Filialbestand im Lebensmitteleinzelhandel, so sind Anlagen, die auf Basis natürlicher Kältemittel betrieben werden, derzeit noch in der Unterzahl – bedingt durch unterschiedliche Sanierungszyklen innerhalb der weitreichenden Filialnetze bei einer Nutzungsdauer der Kälteanlagen von mindestens zehn bis 15 Jahren, teilweise auch länger. Eine Umstellung der Kältetechnik im gesamten Filialnetz auf Kältemittelkonzepte mit einem geringen GWP-Wert wird daher nicht innerhalb weniger Jahre zu realisieren sein, zumal Investitionen in die Kältetechnik stets sehr kapitalintensiv sind.

Hohe Umstellungsbereitschaft

Allerdings ist die Bereitschaft des Handels, in energieeffiziente Kälteanlagen zu investieren, unverändert hoch. Mit einem durchschnittlichen Anteil von 48 Prozent am Stromverbrauch eines Markts – mit Spitzenwerten von weit über 60 Prozent je nach Konzept – gehört die Kältetechnik zu den größten Verbrauchsträgern, sodass sich hier weiterhin einer der wirksamsten Hebel zur Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen bietet. Im Durchschnitt investieren die befragten Händler 25 Mio. Euro pro Jahr in die Kältetechnik, mit einer Bandbreite zwischen sechs und 55 Mio. Euro je nach Größe des Filialnetzes.

Dabei unterliegen bei immer mehr Unternehmen die Investitionsentscheidungen einer ganzheitlichen Betrachtung, in die neben den Investitionskosten und der Amortisationszeit auch die Lebenszykluskosten miteinbezogen werden.

Für die Umsetzung zukunftsfähiger Kältekonzepte braucht der Lebensmittelhandel zuverlässige Partner, die diese Entwicklung begleiten und betreuen. Termintreue, möglichst schnelle Lieferfristen und die rechtzeitige Verfügbarkeit der Produkte sind daher wichtige Kriterien für die Auswahl der Kältetechniklieferanten. Probleme bei der termingerechten Ausführung bereiten gegenwärtig allerdings Lieferverzögerungen vor allem bei Stahl und Elektronikbauteilen sowie der zunehmend massive Fachkräftemangel im Kälteanlagenbau. Letzterer dürfte eine der entscheidenden Herausforderungen für die Zukunft bleiben – angesichts der Weiterentwicklung und Einbindung bestehender Kältekonzepte in ganzheitliche Gebäudekonzepte.

Weitere Informationen: Claudia Horbert/horbert@ehi.org

Die Kältetechnik ist weiterhin einer der wirksamsten Hebel zur Umsetzung von Energieffizienzmaßnahmen.

Claudia Horbert

Leiterin Forschungsbereich Ladenplanung + Einrichtung, EHI Retail Institute

EHI-Studie: Kältetechnik im Lebensmittelhandel 2021

Wo liegen Potenziale für nachhaltige und zugleich kostensparende Kältetechnik-Konzepte? Was ist schon umgesetzt, was wird geplant? Diese Fragen beantwortet die EHI-Studie „Kältetechnik im Lebensmittelhandel 2021“, mit der das EHI eine ausführliche Bestandsaufnahme der Kältetechnik (Minus- und Pluskühlung) im Lebensmittelhandel durchgeführt hat.

ISBN 978-3-87257-556-2
Preis 465,00 € zzgl. MwSt.
Mehr Infos unter: www.ehi-shop.de, vertrieb@ehi.org, Tel. + 49 221 57993-43