Kommt 2017 der Durchbruch? | stores+shops

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Das Bezahlen mit dem Mobiltelefon kommt international gut voran. (Foto: Secure Payment Technologies)

Kommt 2017 der Durchbruch?

Das Bezahlen mit dem Mobiltelefon kommt international gut voran. In Deutschland braucht die bargeldlose mobile Zahlmethode offensichtlich etwas länger, sich zu etablieren. In ersten flächendeckenden Projekten konkretisieren sich Verfahren und relevante Anbieter. Wichtig ist immer die Einbettung in ein Servicepaket für den Kunden.

Der deutsche Verbraucher verhält sich beim Zahlen konservativ. Auch im vergangenen Jahr 2016 floss hierzulande mehr als die Hälfte aller Umsätze als Bargeld in die Kassen. Doch wächst der Anteil der Kartenzahlungen stetig. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat sich das Volumen der Kartenzahlungen laut den jährlichen Untersuchungen des EHI Retail Institute mehr als verdreifacht.

Zahlen mit Karte dauert jedoch häufig länger als mit Bargeld. Die Abwicklung kann durch das kontaktlose Verfahren mittels NFC-Technologie ohne zusätzliche Authentifizierung durch PIN oder Unterschrift beschleunigt werden. Das gilt für die Mehrzahl der Transaktionen im Einzelhandel, die im Schnitt unter der Grenze von 25 Euro liegt.

In Großbritannien ist das Mobile Payment mit Smartphone schon weiter verbreitet als in Deutschland (Foto: Visa)

In Großbritannien ist das Mobile Payment mit Smartphone schon weiter verbreitet als in Deutschland (Foto: Visa)

Die größte Bereitschaft der Verbraucher erkennt der Zahlungsanbieter allerdings im Mittleren Osten, in Afrika und Asien. Was die Summe der mobil bezahlten Beträge angeht, hat laut Euromonitor China im Jahr 2015 mit 235 Mrd. Dollar das Volumen verdoppelt und die USA überholt. Dort wuchs der Markt der mobilen Zahlungssysteme um 42 Prozent auf 231 Mrd. Dollar. Weltweit werden die mobil getätigten Umsätze im Jahr 2016 auf rd. 600 Mrd. Dollar geschätzt. Nach jetzigen Prognosen wird sich das Volumen in den kommenden fünf Jahren mindestens verdoppeln.

Eine Vielzahl von Anbietern will an diesem schnell wachsenden Markt teilhaben. Apple Pay hat dabei wohl die meisten Schlagzeilen gemacht. Nach erfolgreichem Start in den USA ist das NFC-basierte System, das nur für iPhone-Nutzer einsetzbar ist, inzwischen in 8 weiteren Ländern verfügbar, darunter in China, Großbritannien, Frankreich und der Schweiz, seit Oktober letzten Jahres auch in Russland.

Neben Apple positionieren sich die großen Wettbewerber Google mit Android Pay und Microsoft im Payment- Markt. Es ist zu erwarten, dass alle auch in Deutschland Fuß fassen werden. Aufgrund des komplexen Bankensystems hierzulande und den vielen Partnern, mit denen Konditionen vereinbart werden müssen, wird dies wohl etwas länger dauern als in anderen Märkten. Branchenkenner erwarten den deutschen Markteintritt von Apple Pay in der zweiten Jahreshälfte 2017.

Allerdings können internationale Kunden an vielen deutschen Ladenkassen bereits heute mobil bezahlen. Mit der Wirecard-Lösung für Alipay ermöglicht der Zahlungsdienstleister Händlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz, mobile Zahlungen chinesischer Touristen anzunehmen. Alipay ist mit einem Marktanteil von 80 Prozent Chinas größtes Zahlungsnetzwerk. Die Autorisierung erfolgt durch das Scannen eines Barcodes. Ausländische Nutzer NFC-basierter Verfahren wie Apple Pay können ebenfalls in Deutschland mit ihrem Smartphone zahlen – vorausgesetzt, der Händler verfügt über ein NFC-fähiges Terminal und sein Zahlungsdienstleister wickelt die Transaktion ab.

Phänomen Alipay

Doch auch für deutsche Kunden ist Bewegung in den Markt für mobiles Zahlen gekommen. Seit Juni 2016 können Payback- Kunden mit der neuen Smartphone-App ohne Karte bargeldlos bezahlen und gleichzeitig ihr Punktekonto bedienen. Inzwischen haben dm-drogerie markt, Real, Galeria Kaufhof, Aral und Alnatura das System flächendeckend eingeführt. Im Laufe des Jahres 2017 sollen weitere Partnern wie Rewe oder Thalia dazukommen.

Dabei steht das mobile Zahlen nicht im Vordergrund, wie Payback-Geschäftsführer Dominik Dommick erklärt: „In den Payment-Markt einzusteigen ist nicht das primäre Ziel von Payback. Vielmehr wollen wir die gesamte Nutzenkette am POS digital abbilden, vom Finden der Filiale über das Punktesammeln, Couponing und Bezahlen bis zum elektronischen Kassenbon.“

Payback ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Der Dienstleister gibt an, fast 10 Mio. Downloads erzielt zu haben. 90 Prozent der Kunden haben das Update installiert und können damit mobil zahlen. Dies funktioniert bei den meisten Händlern mittels QR-Code, ist aber auch via NFC möglich – so bereits bei Aral implementiert.

Dirk Königsfeld, Marketingleiter bei Real, schildert seine Erfahrungen aus Händlersicht: „Das System funktioniert einwandfrei, ist schnell und einfach. Bei unseren Kunden kommt es noch besser an als erwartet.“ Königsfeld ist überzeugt, dass sich mit Payback Pay innerhalb weniger Monate ein funktionierendes mobiles Zahlungssystem in Deutschland etablieren kann. „Und zwar deshalb, weil wir vom Service- Gedanken her kommen und nicht, um einen Standard zu setzen.“

Auch Edeka geht es erst in zweiter Linie um das mobile Bezahlen. Bundesweit beim Discounter Netto und in einer wachsenden Zahl von Edeka-Filialen bietet die Handelsgruppe eine Einkaufs-App. Mit dieser kann der Kunde mobil bezahlen und dabei automatisch Coupons einlösen und Punkte sammeln. Die Anwendung kommt von der GK Software-Tochterfirma Valuephone. Geschäftsführer Stefan Krüger betrachtet Mobile Payment als eine notwendige Funktion für das, was er „Mobile Customer Engagement“ nennt: „Es geht darum, dem Kunden, der sich digital im Einzelhandel bewegt, komfortable Informationsbeschaffung, personalisierte Angebote und leicht anzuwendende Transaktionsfunktionen zu bieten. Das mobile Zahlen ist eine davon.“

Eine von vielen Funktionen

Krüger ist überzeugt, dass in Deutschland wie auch international der Mobile Payment-Markt langsam aber sicher an Geschwindigkeit zunehmen wird, es entsteht ein immer enger werdendes Netz von Akzeptanzstellen. Unterstützt durch Öffentlichkeitsarbeit und Anreize sollen die Transaktionen zunehmen, jedoch nur dann, wenn es sich um integrierte Lösungen handelt, die mehr als nur Payment bieten. „Es muss Sinn für den Kunden ergeben und einen kombinierten Nutzen darstellen“, so Krüger.

Die schweizerische Mobile Payment-Lösung Twint an einem Self-Checkout der Coop Schweiz, die das Verfahren weitgehend implementiert hat (Foto: Coop Schweiz)

Die schweizerische Mobile Payment-Lösung Twint an einem Self-Checkout der Coop Schweiz, die das Verfahren weitgehend implementiert hat (Foto: Coop Schweiz)

Ein Blick in die deutschsprachigen Nachbarländer kann helfen, mögliche Erfolgsfaktoren für mobiles Bezahlen in Deutschland zu beleuchten. Mit einer viertel Million Transaktionen im Monat ist Twint die meistverwendete Mobile- Payment-Lösung in der Schweiz. Twint kann sowohl online als auch an der Kasse im Handel eingesetzt werden und ermöglicht auch Zahlungen zwischen Privatpersonen. Für die Bezahlung an der Kasse verwendet das System einen Beacon, also einen Bluetooth-Sender, der sich mit dem Smartphone des Kunden verbindet. Unabhängig von der NFC-Fähigkeit ihres Geräts können Nutzer aller Smartphones mit iOS oder Android das Betriebssystem Twint einsetzen. Der Beacon sendet eine Nummer aus, anhand derer identifiziert werden kann, in welchem Geschäft und an welcher Kasse der Kunde steht. Sensible Daten werden lokal nicht ausgetauscht.

Die Schweizer Coop Gruppe hat die Lösung ausgerollt, sodass Ende 2016 rd. 1.400 Verkaufsstellen mit über 8.200 Kassen inklusive Self-Checkouts sowie 9 Onlineshops mobile Zahlungen verarbeiten konnten. 2017 soll Twint in alle weiteren Formate der Coop-Gruppe ausgerollt werden.

Christoph Baumgartner, Leiter EFT bei der Coop Schweiz berichtet, dass die Anpassung der Kassen-Software sowie die Anbindung an das Coop Loyalty-System und den Twint- Host in wenigen Wochen umgesetzt waren. Auch der Einbau der Beacons verlief weitgehend problemlos, da bei den meisten Kassen lediglich ein USB-Kabel einzustecken und zu verlegen war. Weitergehende ladenbauliche Anpassungen mussten bei den Self-Checkouts vorgenommen werden.

Beispiel eines erfolgreichen mobilen Zahlungsverfahrens in Österreich ist Blue Code von Secure Payment Technologies. Das System kann aktuell an rd. 18.000 Kassen genutzt werden. Im klassischen Lebensmitteleinzelhandel nennt der Anbieter eine Marktabdeckung von 85 Prozent mit allen wesentlichen Handelsgruppen des Landes wie Rewe, Spar, Pfeiffer Gruppe und MPreis als Akzeptanzstellen. Auch Kunden der Drogeriemarktkette Bipa können mobil mit Blue Code zahlen. Neben der Zahlung an der stationären Kasse ist Blue Code auch für Zahlungen an Automaten im Einsatz.

Die Alpenländer

Dr. Michael Suitner ist Gründer und CEO von Blue Code. Er sieht den Kunden als entscheidenden Faktor für die Verbreitung des Mobile Payment. Der Verbraucher muss von der neuen Zahlmethode einen Nutzen haben und sie vor allem als sicher empfinden. Bei Blue Code werden keine sicherheitsrelevanten Daten übertragen. Die Autorisierung erfolgt durch PIN -Eingabe des Nutzers am Smartphone. Die Blue Code-App erzeugt dann einen einmal gültigen Barcode, der an der Kasse eingelesen wird. Der Barcode repräsentiert ein sogenanntes Token, einen 20-stelligen Schlüssel, der die Zahlung anonymisiert. Suitner nennt dies „Sicherheit by Design“, der Kunde zahlt laut Suitner genauso anonym wie mit Bargeld. Im Hintergrund löst die Bezahltechnologie einen direkten Bezahlvorgang vom Bankkonto aus.

Das österreichische Mobile Payment-Verfahren Blue Code auf einer Smartwatch (Foto: Secure Payment Technologies)

Das österreichische Mobile Payment-Verfahren Blue Code auf einer Smartwatch (Foto: Secure Payment Technologies)

In Deutschland finden derzeit erste Blue Code-Zahlungen im Rahmen eines Feldversuchs mit den deutschen Sparkassen statt. Hierbei können Studenten in den Mensen ausgewählter Universitäten mit Blue Code bezahlen. Mit Konsum Dresden ging der erste deutsche Händler in den Live-Betrieb.

Das Smartphone begleitet die Verbraucher zunehmend beim Einkaufen. Sie speichern damit Einkaufslisten und vergleichen Preise, suchen nach Produkten und deren Bewertungen, sammeln Coupons und Gutscheine, kaufen online ein und können sich verstärkt auch vorstellen, damit zu bezahlen.

Auch wenn ein plötzlicher Durchbruch wenig wahrscheinlich ist, wird das Jahr 2017 eine wesentliche Weichenstellung für das mobile Bezahlen in Deutschland bedeuten. Die Anzahl der Anbieter wird sich erweitern, nicht nur um Apple Pay. Der deutsche Verbraucher wird Erfahrungen mit der neuen Zahlmethode sammeln, und vor allem jüngere Kunden werden diese vermehrt annehmen.

Fotos (5): Secure Payment Technologies (2), Visa (2), Coop Schweiz

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

Was eine Mobile Payment-Lösung können muss

Christoph Baumgartner, Leiter EFT bei Coop Schweiz, definiert 5 wesentliche Anforderungen, die Coop an ein mobiles Zahlungssystem stellt:

Sicherheit
Die Anwender müssen dem System vertrauen können. Es soll immer und überall zuverlässig funktionieren. Daten müssen geschützt gespeichert und übermittelt werden.

Mehrwertdienste
Das System sollte mit Loyalty- und Couponing-Programmen kombinierbar sein und Zahlungen zwischen Privatpersonen ermöglichen.

Verbreitung
Das System sollte keine Insellösung sein und mindestens nationale Verbreitung haben. Es sollte kanalübergreifend einsetzbar sein und verschiedene Hardware mit unterschiedlichen Betriebssystemen unterstützen.

Anwenderfreundlichkeit
Das System sollte für den Kunden einfach und intuitiv bedienbar sein und möglichst einheitliche, transparente Abläufe bieten. Eine schnelle Abwicklung mit möglichst wenig Interaktionen ist gefordert.

Geringe Kosten
Das System sollte mit möglichst geringen Investitionen implementierbar sein und mit günstigen Transaktionsgebühren betrieben werden.

: Sicherheit

Die Anwender müssen dem System vertrauen können. Es soll immer und überall zuverlässig funktionieren. Daten müssen geschützt gespeichert und übermittelt werden.

Mehrwertdienste: Das System sollte mit Loyalty- und Couponing-Programmen kombinierbar sein und Zahlungen zwischen Privatpersonen ermöglichen.

Verbreitung: Das System sollte keine Insellösung sein und mindestens nationale Verbreitung haben. Es sollte kanalübergreifend einsetzbar sein und verschiedene Hardware mit unterschiedlichen Betriebssystemen unterstützen.

Anwenderfreundlichkeit: Das System sollte für den Kunden einfach und intuitiv bedienbar sein und möglichst einheitliche, transparente Abläufe bieten. Eine schnelle Abwicklung mit möglichst wenig Interaktionen ist gefordert.

Geringe Kosten: Das System sollte mit möglichst geringen Investitionen implementierbar sein und mit günstigen Transaktionsgebühren betrieben werden.

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