Herr Blum, welche Veränderungen im Payment-Bereich haben Sie rückblickend in den letzten Jahren wahrgenommen?

Nach meinem Eintritt in die Payment-Branche vor 26 Jahren hat sich das Thema Bezahlsysteme zunächst recht langsam entwickelt. Einhergehend mit den sehr hohen Sicherheitsstandards, wuchs das Vertrauen in die Zahlungssysteme jedoch stetig. Die große Mehrheit der Bevölkerung sieht tagtäglich, dass die bargeldlose Zahlung funktioniert und jede Transaktion ordentlich abgewickelt wird. Das sah zu den Anfängen der Kartenzahlung noch ganz anders aus. Die Systeme waren noch teils wacklig, zudem gab es nur Kreditkarten.

Was hat sich bei den Bezahlterminals in der Vergangenheit getan?

Die Effizienz der Terminal-IT hat sich unglaublich gesteigert, die Terminals sind heute enorm nutzerfreundlich, schnell und haben sich auch branchenseitig angepasst. Für mobile Händler, Vending, Parken, EV Charging – um nur einige zu nennen – gibt es spezielle Lösungen, an die jeweiligen POS angepasst. Auch auf der preislichen Schiene hat sich sehr viel getan, nicht zuletzt durch den Wegfall des Hybridkarten-Lesers. Früher wäre ein Bezahlterminal ohne Hybridkarten-Leser quasi unverkäuflich gewesen. Heute wird dieser Technologie keine Träne mehr nachgeweint, im Gegenteil, sie war sehr störanfällig und mit Mehrkosten verbunden.

Heute bestimmen kontaktlose Verfahren den Zahlvorgang am POS…

Der letzte Push für die kontaktlose Bezahlung kam durch die Pandemie, mit einer sehr positiven Entwicklung der Girocard, insbesondere der Girocard kontaktlos, die heute auch Apple-Pay-tauglich ist. Auch für Wachstumsmärkte wie Vending, die eher kleinere Beträge verarbeiten, war diese Akzeptanz enorm wichtig. Wie werden sich innovative Bezahlverfahren weiterentwickeln? Innovative Verfahren wie Wearables und Watches werden als Bezahlmittel immer beliebter. Auf Technologieseite sind Cybercoins und Bitcoins mindestens noch zehn Jahre davon entfernt, wirklich alltagstauglich zu sein. Eventuell wird sich ein digitaler Euro durchsetzen können, dazu gibt es aktuell Diskussionen auf Ebene des European Payment Council. Die Gretchenfrage ist immer, welche Mehrwerte gewinnen Nutzer, Kunden und Händler dadurch wirklich?

Wo sehen Sie die größten Chancen für die nächsten Jahre im Bereich Payment?

Der gesamte Self-Service-Bereich wächst ungemein. Dazu zählt zum Beispiel auch der EV-Charging-Bereich mit der Ladesäuleninfrastruktur. Hier wird sich auch angesichts der kommenden Ladesäulenverordnung der Bundesregierung, die sich zum Ziel gesetzt hat, offene Bezahlsysteme an Ladesäulen zur Pflicht zu machen, viel tun. Sprittankstellen waren vor vielen Jahren so etwas wie die Wiege des bargeldlosen Bezahlens. Dieselben offenen Systeme für Bezahlen, Kundenbindung und Abrechnungssysteme müssen auch in der E-Mobilität gelten. Weiterhin sehe ich die terminallose Akzeptanz von Zahlungen aus Apps als großen Meilenstein, der in der Branche noch einiges bewegen wird.