Die Corona-Krise hat das Verbraucherverhalten verändert: Die Deutschen zahlen am liebsten unbar und mit Karte. Dr. Joachim Schmalzl sprach auf dem EHI-Payment-Kongress 2021 von der Erfolgsgeschichte der Karte in Zeiten der Krise und sieht diese Entwicklung als Beleg dafür, dass Zahlungsinstrumente mit Bezug zum Girokonto stark nachgefragt sind. Mit einem Umsatzanteil von 40,1 Prozent ist die Girocard unter allen Zahlungsarten im deutschen Einzelhandel nun nahezu gleichauf mit Bargeld (40,7 Prozent).

Auch digitale und Omnichannel-fähige Bezahllösungen haben durch die Auswirkungen der Corona-Krise einen Bedeutungsanstieg erfahren. „Neue Einkaufskonzepte wie Click and Meet und der starke Anstieg des Internethandels erhöhen die Relevanz von Online-Bezahllösungen“, sagt Schmalzl. Aktuell konzentriere man sich vor diesem Hintergrund auf den Ausbau der Instrumentenfamilie rund um die neugeschaffene Marke Giropay, berichtete Schmalzl. In dieser vereinen die deutschen Banken und Sparkassen künftig alle Online-Bezahlverfahren.

Wir brauchen einen europäischen Champion, der mit den internationalen Playern mithalten kann.

Dr. Joachim Schmalzl

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Deutscher Sparkassen- und Giroverband, Federführer der dt. Kreditwirtschaft 2021

Paneuropäische Lösung

„Wir sind in Deutschland gut aufgestellt, doch das reicht langfristig strategisch nicht mehr aus“, sagte Schmalzl. Digitale Zahlungsmittel großer internationaler Technologieunternehmen wie Apple, Facebook und Google drängen verstärkt auf den europäischen Markt, dazu kommt ein steigender Digitalisierungs- und Innovationsdruck. „Nationale Lösungen werden in Europa nicht mehr ausreichen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, betonte Schmalzl. „Wir brauchen einen europäischen Champion, der mit den internationalen Playern mithalten kann.“

Daher sei der nächste Schritt für die Girocard die Beteiligung an der paneuropäischen Lösung der Europäischen Zentralbank (EZB), so der Experte. Gemeinsam mit 16 europäischen Banken hat die EZB die „European Payments Initiative“ (EPI) im Juli 2020 ins Leben gerufen. Die Initiative zielt darauf ab, eine einheitliche Zahlungslösung für Händler und Verbraucher in ganz Europa zu schaffen, die eine Zahlungskarte und eine digitale Wallet umfasst und Zahlungen im Geschäft, online und von Person zu Person sowie Bargeldabhebungen ermöglicht. Dies soll die bestehende Fragmentierung im europäischen Zahlungsmarkt beseitigen.

So hat ein Großteil der teilnehmenden Länder noch nationale Kartensysteme, die keine Karten aus anderen EU-Mitgliedstaaten akzeptieren. Andere Länder bieten innovative Services wie digitale Wallets nur auf nationaler Ebene an. In einer gemeinsamen Initiative können Länder ihre individuellen Schwächen und Stärken angleichen und so auch den europäischen Einzelhandel stärken: „Der Handlungsbedarf ist in jedem Land anders.“ Dazu lädt Joachim Schmalzl alle Teilnehmenden in der Wertschöpfung zur Kooperation und Teilhabe ein: „Gemeinsam können wir schnelle und einfache Lösungen für alle finden.“