Die heterogenen Filiallandschaften in den Ländern Bulgarien, Italien, Kroatien, Rumänien, Russland, Slowakei, Tschechien und der Ukraine bilden informationstechnisch eine besondere Herausforderung für die Rewe International, von wo aus alle Aktivitäten in Österreich und den genannten Ländern von der Zentrale in Wiener Neudorf aus gesteuert werden. Mit rund 72.700 Mitarbeitern erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr 11,84 Mrd. Euro Umsatz in 3.600 Filialen international, davon 2.500 in Österreich. Die Handelsaktivitäten umfassen in Österreich die Schienen Lebensmittelhandel (Billa, Merkur), Discount (Penny), Drogeriemärkte (Bipa), Großhandel (Adeg) und Touristik, außerdem eine Beteiligung an Sutterlüty und eine Kooperation mit Jet (Tankstellenshops). Auf den internationalen Märkten ist Rewe mit den Formaten Billa und Bipa aktiv.  

Jedes Land kann eigenständig operieren, ist aber organisatorisch und systemtechnisch Österreich unterstellt. Österreich fungiert quasi als Mastersystem und gibt die zentrale Steuerung und Überwachung der neuen IT-Infrastruktur und Systemlandschaft vor, die jetzt in allen Ländern umgesetzt wird. Rewe nutzt dabei zentral vorgegebene, einheitliche Systeme, gleichzeitig aber Hardware-Unabhängigkeit – und zwar für sämtliche Filialsysteme. Die Ausstattung einer internationalen Filiale umfasst typischerweise einen Filialserver (Linux mit Oracle- Datenbank), eine Netzwerkanbindung an die lokale Landeszentrale, WLAN-Points und daran angebunden die gesamte Filial-Technik wie Kassen, Waagen, Drucker, Leergutautomaten, Kioskysteme, MDE-Geräte, Price-Checker und Streamer, aber auch nach Bedarf Backautomaten, Energie- und Kühlmanagement, heiße Theken, Zeiterfassungs- und Zutrittsysteme. Kurzum alles, was in einer Filiale in irgendeiner Form Daten liefert oder verarbeitet.

Zentrale Softwareverteilung

Ziel der Vereinheitlichung ist die zentrale Überwachung der gesamten Infrastruktur und die Möglichkeit, schnell Erkenntnisse zu gewinnen und darauf reagieren zu können, ferner die Reduktion der laufenden Kosten insbesondere durch das Vermeiden von Vor-Ort-Einsätzen für Fehleranalysen und Updates. „Je einheitlicher die Infrastruktur und die Applikationslandschaft, umso besser“, beschreibt Rüdiger Reisner, Leiter EDV Filialservice der Rewe International, den strategischen Ansatz. „Weniger ist mehr“, so die Parole für eine „radikale Reduzierung der Komplexität“.  

Ein Kernelement ist das in Wiener Neudorf selbst entwickelte „Rewe International Warenwirtschaftssystem“ mit Zentral- und Filial-Applikationen und einer integrierten zentralen Softwareverteilung. Damit will Rewe einheitliche Standards über alle Länder hinweg sicherstellen. Sobald Teile oder Module in Österreich stabil laufen, erfolgt leicht zeitversetzt der Rollout in die anderen Länder.  

Als einheitliche Kassenlösung für alle Länder kommt „dStore“, eine moderne Windows-Touch-Kassentechnologie, zum Einsatz. Derzeit laufen damit rund 14.000 Kassen in 9 Ländern. Außerdem gibt es „dStore“-Applikationen für die Kiosksysteme und Price-Checker. Künftig sollen aber auch alle 15.000 Waagen mit der „d-Store“-Applikation ausgerüstet werden. Voraussetzung dafür sind PC-basierte Waagen, von denen es jetzt rund 5.000 in den Rewe-Filialen gibt. Die übrigen 10.000 werden im Rahmen der laufenden Modernisierung in den nächsten 2-3 Jahren durch PC-Waagen ersetzt. Partner für dieses Großprojekt ist Bizerba. Mit der Umstellung auf „dStore“ werden sämtliche Systeme auch ein einheitliches Software- Release erhalten.  

Die Vorteile dieser offenen Kassen- und Waagenlösung gegenüber den alten proprietären Systemen sind laut Reisner vielfältig. Mit „dStore“ stehen einheitliche Datenschnittstellen für Kassen, Waagen, Preisauszeichnungssysteme, Infoterminals und andere Systeme zur Verfügung. Damit verbunden sind auch ein einheitliches Systemmanagement, einheitliche Installationsprozesse und einheitliche Weiterentwicklungen sowie übergreifend verfügbare neue Features. Rewe ist damit in die Lage, in seinen internationalen Filialen durchgehende Promotionstrategien zu fahren und Werbecontent über „dStore“ an beliebige Endgeräte in den Filialen zu versenden.

Starke Synergien durch Vereinheitlichung von IT-Systemen.

Rüdiger Reisner

Bereichsleiter IT Filialservice, Rewe International AG, Wiener Neudorf/Österreich

Auch die Hardware wird auf einheitliche, aktuelle Standards gebracht. Für die WLAN-Infrastruktur beispielsweise setzen Rüdiger Reisner und sein IT-Team auf „Cisco WISM/ WLSM“, bei den Druckern auf „MarkVision professionell“, und alle Filialserver arbeiten mit „HP Insight“ und Device-Manager.  

Diese Funktionen eröffnen zahlreiche Optionen für ein modernes Promotion- und Marketingmanagement, wobei nicht zuletzt die Waagen eine wichtige Rolle spielen. Machbar und geplant auf Basis der neuen offenen Systemwelt sind spezielle Promotions und Kundenbindungsaktionen auf den Waagen wie zum Beispiel Rabatte, Couponing oder Cross-Selling. Außerdem soll auch die Fleisch-Rückverfolgung mithilfe von „dStore“ erweitert und das Berichtswesen insgesamt optimiert werden. Nach Worten von Rüdiger Reisner ergeben sich „starke Synergien, wenn man Systeme vereinheitlicht und die Daten konsolidiert.“ Der beschriebene Prozess, Zigtausende Geräte in Tausenden Filialen anzubinden, ist für ihn „ohne Alternative“. Reisner: „Es ist ohne Zweifel sinnvoll, hochentwickelte Applikationen zu nutzen und zu integrieren.“ 

Foto: Rewe