Key Facts

  • Durch Ladendiebstahl von Kunden, Mitarbeitern und Servicekräften entsteht dem Handel jährlich ein Schaden von 3,75 Mrd. Euro.
  • Für die Diebstahlprävention gibt der Einzelhandel jährlich 1,35 Mrd. Euro aus.
  • Kamerasysteme wirken zwar primär präventiv, können aber auch Vorfälle im Nachhinein aufklären und Beweise sichern.
  • Gut geschultes Personal ist der wichtigste Baustein der Diebstahlsprävention, egal welche technischen Hilfsmittel zum Einsatz kommen.
  • Elektronische Artikelsicherungssysteme sind in vielen Branchen mittlerweile fester Bestandteil von Sicherheitskonzepten im Handel.
  • Rein rechnerisch bleiben jährlich über 23 Mio. Ladendiebstähle mit einem Warenwert von je 100 Euro unentdeckt.

Im deutschen Einzelhandel betragen die Verluste durch Diebstahl von Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten und Servicekräften rd. 3,75 Mrd. Euro pro Jahr. Im Gegenzug investieren die Händler jährlich rund 1,45 Mrd. Euro in Präventions- und Sicherungsmaßnahmen. Diese Kosten beinhalten externe Kosten für Artikelsicherungsmaßnahmen, Kameraüberwachung, Detektiveinsätze, Testkäufe, Schulungsmaßnahmen, diebstahlhemmende Verkaufsträger und Softwareanalysetools zur Datenauswertung. Interne Personalkosten etwa für anteilige Kosten von Revisionsabteilungen oder Loss-Prevention-Abteilungen sind darin jedoch noch nicht enthalten.

Es ist eine Frage des Konzepts, ob man zur Prävention auffällige Schleusen einsetzt oder wie hier eine sehr dezente Form wählt, die sich fast unsichtbar in das Storedesign einfügt

Es ist eine Frage des Konzepts, ob man zur Prävention auffällige Schleusen einsetzt oder wie hier eine sehr dezente Form wählt, die sich fast unsichtbar in das Store-Design einfügt
Foto: Checkpoint Systems

Würde man alle intern anfallenden Tätigkeiten berücksichtigen, die durch Diebstahlsgefährdung verursacht werden wie etwa die Anbringung und Deaktivierung von Warensicherungen, Bestandskontrollen, interne Schulungen, Datenanalysen, Kamerabeobachtungen und Diebstahlanzeigen, so käme man bei vorsichtiger Schätzung auf Kosten in Höhe von weiteren 1,35 Mrd. Euro, womit sich die Gesamtkosten dann auf rund 2,8 Mrd. Euro im Jahr belaufen.

Ein wichtiger Baustein von Sicherheitskonzepten sind Kamerainstallationen. So sind zum Beispiel Kaufhausdetektive nachweislich effizienter, wenn sie mit Überwachungskameras arbeiten. Digitale Technik ist State-of-the-Art. Moderne Netzwerk-/ IP-Kameras bieten eine exzellente Bildqualität, insbesondere bei Einsatz von HD-Kameras, mehr Möglichkeiten bei der Installation und einen vereinfachten Fernzugriff. Die digitale Bilddatenanalyse besitzt durch den Einsatz künstlicher Intelligenz noch großes Potenzial. Nicht zuletzt bieten die Kameras auch Zusatzfunktionen wie Personenzählung, Heatmapping, Warteschlangenmanagement oder Gesichtserkennung.

Kamerasysteme

Ohne Kameras geht es kaum mehr.

Ohne Kameras geht es kaum mehr.
Foto: macrovector/stock.adobe.com

Primär werden Kamerasysteme zur präventiven Abschreckung eingesetzt. Aber es geht auch darum, Unregelmäßigkeiten und verdächtige Handlungen frühzeitig zu erkennen und aufzuklären, um mögliche Schäden zu begrenzen. In Verbindung mit Kassendatenanalysen können Manipulationen durch Mitarbeiter aufgedeckt, aber auch Verdächtigungen entkräftet werden. Andererseits dienen Kameraüberwachung und Bilddatenaufzeichnung im Rahmen der datenschutzrechtlichen Vorschriften auch dazu, Vorfälle im Nachhinein aufzuklären und Beweise zu sichern. Die elektronische Artikelsicherung ist in nahezu allen Einzelhandelsbranchen unerlässlicher Bestandteil der Sicherheitskonzepte, ganz besonders im Bekleidungshandel, in der Unterhaltungselektronik und in Drogeriemärkten, Tendenz weiter steigend.

Obwohl sich die Warensicherungstechnologien seit Jahren bewährt haben, gibt es immer wieder Innovationen und Verbesserungen kleinerer Art, zum Beispiel in den Bereichen Antennendesign, Auswertungsmöglichkeiten, Deaktivierung, Etikettendesign, Etikettenhandling, bei der Safer-Entwicklung für bestimmte Produktgruppen sowie bei der frühzeitigen Erkennung von Manipulationsversuchen. Hinzu kommt die Vernetzung mit anderen Systemen wie ereignisgesteuerte Kameraaufzeichnungen im Alarmfall oder die Alarmübertragung auf mobile Devices.

Elektronische Warensicherung

Die elektronische Warensicherung ist nicht nur eine rein technische Entscheidung, sondern Teil eines Gesamtkonzepts. Da am Markt unterschiedliche Technologien existieren, muss zunächst eine passende Technologie sorgfältig ausgewählt werden, welche die spezifischen Anforderungen eines Händlers weitestgehend erfüllt. Besonders wichtig ist auch die spätere Pflege und Weiterentwicklung des Warensicherungskonzeptes sowie die konsequente Anwendung der Sicherheitsetikettierung. Die meisten Unternehmen haben erkannt, dass die alleinige Installation von EAS-Anlagen allenfalls kurzfristige Erfolge erzielt.

Gut geschultes Personal ist der wichtigste Baustein der Warensicherung. Personalschulungen zum richtigen Anbringen der Sicherungen, zur richtigen und zuverlässigen Entsicherung sowie zur Kundenansprache im Alarmfall sind unerlässlich bei jeder Installation von EAS-Systemen. Dazu gehören auch die regelmäßige Funktionskontrolle der Antennen und der Etiketten, die Bestimmung einer verantwortlichen Person sowie deutlich sichtbare Warnhinweise.

Technische Sicherheitsmaßnahmen stellen immer nur eine Ergänzung zur Aufmerksamkeit der Mitarbeiter dar. Sie können den Ladendiebstahl erschweren oder Alarme auslösen, jedoch keine Diebe stellen. Ladendiebe fürchten nichts mehr als aufmerksames Personal.

RFID-Systeme

Warensicherung für Einzelartikel gibt es mit verschiedenen Technologien, auch mit RFID.

Warensicherung für Einzelartikel gibt es mit verschiedenen Technologien, auch mit RFID.
Foto: weerapat1003/stock.adobe.com

Von einem reinen Präventionsmittel entwickeln sich auch die EAS-Systeme zu einer integrierten Technologie. Im Trend liegen Netzwerkfähigkeit und Verbesserungen der Analysesoftware. Mit integrierten Systemen können sämtliche Ereignisse wie Alarme, Deaktivierungen oder das einfache Lösen von Hartetiketten registriert, dokumentiert und im Zusammenhang ausgewertet werden. Die Nutzung von RFID zur Warensicherung bietet noch mehr Transparenz. Der Händler erfährt nicht nur, dass ein Alarm ausgelöst wurde, sondern auch, um welchen Artikel es sich handelt. Verstärkt werden Daten aus unterschiedlichen Sicherheitssystemen sinnvoll verknüpft und ausgewertet. Alarmmeldungen aus Warensicherungsanlagen, Richtungserkennung bei Alarmen, integrierte Kundenzählung, ereignisgesteuerte Kameraaufzeichnungen, Kassendatenanalysen in Verbindung mit Deaktivierungen von Sicherheitsetiketten sind Beispiele, die zeigen, dass einzelne Sicherheitssysteme nicht mehr nur autonom arbeiten, sondern im Zusammenspiel zu neuen Erkenntnissen führen können.

Immer wichtiger ist es, einen möglichst präzisen, schnellen und aktuellen Überblick über die Geschehnisse im Geschäft zu erhalten. Die Integration der Sicherheitstechnologie in die Informationstechnologie ist ein Schlüssel zum Erfolg. Warensicherung wird erst richtig interessant durch die Möglichkeit der Quellensicherung, also die Sicherungselemente bereits beim Hersteller am oder im Produkt anzubringen. Sie ist die kostengünstigste und effektivste Art der Warensicherung. Allerdings gibt es keine einheitliche Technologie, sondern es existieren parallel mehrere etablierte Technologien. AM- und RF-Systeme besitzen die größte Marktbedeutung, haben aber mit RFID-Systemen wenig Gemeinsamkeiten.

Integrierte Konzepte

RFID-Systeme ermöglichen die stückgenaue Identifikation von Artikeln und berührungslose Lesetechnik. Zum alleinigen Diebstahlschutz wird die RFID-Technologie wegen des höheren Infrastrukturaufwandes und der Tag-Kosten kaum eingesetzt werden. Die Ausbreitung der Technologie für andere Zwecke und hier vor allem die Identifikation in der Logistikkette bietet aber ideale Voraussetzungen, die Warensicherung „als Nebenprodukt“ zu nutzen. Integrierte Logistik-, Warenwirtschafts- und Sicherheitssysteme gewinnen für den Handel zunehmend an Bedeutung. Mehr Sicherheit, Transparenz und Effizienz entlang der gesamten Wertschöpfungskette steht im Vordergrund.

Die elektronischen Artikelsicherungssysteme werden immer mehr zum Bestandteil eines umfassenden Informations- und Steuerungssystems. Ihre Kernaufgabe bleibt aber unverzichtbar, wenn es darum geht, Verluste durch Inventurdifferenzen zu reduzieren. Investitionen in Sicherheitssysteme müssen sich mittelfristig für den Handel rechnen. Denn es wird nur so viel investiert, wie Einsparungen durch Diebstahlvermeidung zu erwarten sind. Es geht darum, unternehmensspezifisch ein Optimum zu finden, das die Summe der diebstahlrelevanten Kostenfaktoren minimiert. Die Investition in Sicherheitstechnik ist dabei neben regelmäßigen Personalschulungen oft ein probates Mittel.

Weitere Informationen: Frank Horst/horst@ehi.org