„smaRTI“ steht für „Smart Reusable Transport Items“. An dem im August 2010 gestarteten und bis 2013 terminierten Projekt sind sechs Unternehmen und zwei Forschungsinstitute beteiligt. Im Mittelpunkt stehen Ladungsträger, die miteinander kommunizieren und ihre Transportwege selbstständig, autonom und dezentral organisieren. So beispielsweise auch Paletten, mit denen Industriefirmen den Handel beliefern. Laut Katrin Andrisek von Mars Deutschland, Verden/Aller, basiert die Lösung auf drei Säulen:

  • Echtzeitdatenaustausch: Die Ladungsträger senden Daten, die allen Beteiligten der Supply Chain in einer Cloud zur Verfügung stehen
  • Dezentralisierung: Hybride AutoID-Prozesse ermöglichen das Lesen von Barcodes ebenso wie das Erfassen mittels RFID, Klarschrift und zukünftig auch QR-Code š
  • Selbstorganisation: „Der Ladungsträger teilt selbstständig mit, wo er sich befindet und wie er wohin gehen möchte“, formuliert es Andrisek.
Der Electronic Product Code (EPC) an der Palette

Zu diesem Zweck bringt der Palettenpoolbetreiber Chep als „smaRTI“-Projektpartner einen Transponder (Tag) an den Paletten an, wodurch diese eineindeutig werden: Sie besitzen jetzt eine individuelle Nummer (Electronic Product Code EPC), mit der sie jederzeit identifiziert werden können.

So ausgestattet, erreicht der Ladungsträger (aktuell ca. 400 Paletten) den Wareneingang von Mars. Dort wird die codierte Nummer jeder Palette gelesen; Pulk-Erfassung ist in Planung. Anschließend erfolgt die Einschleusung der Palette in den üblichen Logistikprozes, sie wird beladen. Jetzt wird die Paletten- Nummer mit der Nummer der jeweiligen Ware „verheiratet“. „Ab diesem Zeitpunkt werden Palette und Ware per Tracking gemeinsam verfolgt“, erklärt Andrisek. Der letzte Lesevorgang erfolgt am Warenausgang. „Die Daten werden in eine Daten-Cloud übertragen, sodass jeder Berechtigte innerhalb der Lieferkette erkennen kann, dass die Ware unsere Produktionsstätte verlassen hat.“ Palette samt Ware warten im Warenausgangslager anschließend darauf, vom „smaRTI“-Partner Rewe Group abgerufen zu werden.

Das an dem Projekt beteiligte Lager des Lebensmittelfilialisten ist mit Lesepunkten ausgestattet, sodass erkennbar ist, welche Ladungsträger sich in welcher Anzahl vor welchem Tor befinden. „Wir versprechen uns davon mehr Effizienz bei der Planung des Fuhrparks und eine schnellere Verladung“, berichtet Jörg Sandlöhken, Funktionsbereichsleiter Research, Standards und Projekte bei Rewe, Köln.

Anbindung der Lkw

In einem nächsten Schritt soll 2013 der Fuhrpark in das Projekt mit eingebunden werden. Im Rahmen von „smaRTI“ soll ein Fahrzeug mit RFID-Technologie und/oder weiterer Sensorik ausgestattet und versucht werden, diese mit den IT-Systemen des Lagers zu verbinden. Der Lkw wird dadurch „zu einer Verlängerung des Lagers“. Geplant ist u. a. ein Datenabgleich beim Be- und Entladen. Am RFID-Lesepunkt im Lkw wird dann registriert, was ein- und ausgeladen wird. Diese Daten dienen der Tourenplanung und unterstützen Fuhrparkmanagement, Sendungsverfolgung und Steuerung der Ladungsträger. Alltagstauglichkeit vorausgesetzt, sollen sich Prozessverbesserungen wie eine noch exakter am Bedarf orientierte Belieferung der Märkte daraus ergeben.

Der Ladungsträger teilt selbstständig mit, wo er sich befindet und wie er wohin gehen möchte.

Katrin Andrisek

Trade Logistics Development Manager, Mars Deutschland

Bei Mars und Rewe verspricht man sich zudem neue Optionen innerhalb des Trackings von Displays mit Aktionsware. Dabei geht es um das Erheben von Bewegungsdaten, die Auskunft geben über die Verweildauer eines Displays auf der Verkaufsfläche. Aber auch eine exaktere Terminierung des Warenausgangs vom Mars-Lager gehört zu den Zielen. Außerdem wichtig: Die Palette mit den Displays kann die Verantwortlichen informieren, wenn sie, aus welchen Gründen auch immer, das Lager nicht planmäßig verlassen hat. Ähnlich der Vorteil aus Händlersicht: Wenn Paletten mit Displays im Wareneingang registriert worden sind, diese allerdings noch nicht wie geplant auf der Verkaufsfläche positioniert sind, kann die Zentrale eingreifen und den jeweiligen Markt informieren.

Auch die Entsorgungsrampen der an „smaRTI“ beteiligten Märkte sind mit RFID-Lesepunkten ausgestattet. Auf diese Weise werden die Bestandsmengen von Leerpaletten automatisch ermittelt. „Wir wissen immer genau, wo sich die leeren Paletten befinden, um welche Palettenart und um welche Anzahl es sich handelt“, erklärt Sandlöhken. „Wir wollen erreichen, dass sich das Leergut automatisch selbst verwaltet und beispielsweise beim Erreichen einer definierten Menge die Abholung automatisiert veranlasst.“ Der Transponder an der Palette sendet entsprechende Informationen, die in der Daten-Cloud gespeichert werden. So kann beispielsweise Chep als Palettenpoolbetreiber darüber informiert werden, dass das Leergut von der Entsorgungsrampe des Lagers abgeholt werden kann. Das Ganze funktioniert ohne jeden Papierbeleg und ohne zusätzliche Kommunikation.

Die Paletten sollen darüber hinaus selbstständig Vorschläge bezüglich ihres nächsten Einsatzortes machen. Ist beispielsweise bei Mars der Palettenbestand unter einen definierten Grenzwert gefallen, so können auf Basis der vorliegenden Daten leere Paletten direkt bei Rewe abgeholt werden – ohne den Umweg über Chep. „Das gesamte Paletten-Ordermanagement könnte entfallen bzw. automatisiert werden“, so Katrin Andrisek.

Projektbeschreibung

„smaRTI“ ist der Name eines Projektes, mit dem durch „intelligente“ Ladungsträger (Paletten etc.) und standardisierte Softwarearchitekturen für AutoID-Technologien ein selbststeuernder Materialfluss zwischen Industrie, Handel und Dienstleistern entstehen soll. Das Projekt unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss, Dortmund, hat ein Volumen von 8,5 Mio. Euro. Bei den Projektpartner handelt es sich um Chep (Palettenlieferant), Deutsche Post, Infineon, Lufthansa Cargo, Mars, Rewe und die TU Dortmund.