
Mit Hilfe der „Breece Go“-App von Delfi lassen sich ESL per Smartphone verwalten
Foto: Delfi
Dynamische Preisgestaltung, Zeit- und Kostenersparnis, digitale Kommunikation direkt am Produkt und nicht zuletzt die Entlastung der Ökobilanz durch den Wegfall der bisherigen Papiermengen: All diese Vorteile sprechen schon seit vielen Jahren für den Einsatz von elektronischen Regaletiketten (Electronic Shelf Label, kurz ESL). „In einer digitalen Welt mit dem Nutzen dynamischer Preisgestaltung sind manuelle Papierprozesse so zeitgemäß wie Dampflokomotiven“, mokiert sich Ole Jäger, Marketingleiter beim ESL-Ausrüster Delfi, über die Zettelwirtschaft am Point of Sale. Trotz der unbestrittenen Vorteile der elektronischen Preis-Displays blieb der flächendeckende Austausch der papierbasierten Preisschilder bisher aus.
Nur 27 Prozent der Handelsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz setzten 2024 ESL flächendeckend in ihren Filialen ein, 45 Prozent aber noch gar nicht. Das geht aus der aktuellen EHI-Studie „Technologie Trends im Handel 2025“ hervor, zu der das Institut die IT-Verantwortlichenvon 119 Handelsunternehmen befragt hat. Am weitesten ist ESL im Lebensmittelhandel verbreitet: 57 Prozent der befragten Unternehmen setzen ESL bereits in allen Filialen und 24 Prozent in ausgewählten Geschäften ein. Zehn Prozent haben Pilotprojekte gestartet, nur neun Prozent verzichten komplett darauf. Wie die EHI-Trendstudie zeigt, bremsen vor allem die Anschaffungskosten den Durchmarsch der ESL-Systeme.
Roll-out bei Kaufland
Unternehmen, die mit ESL arbeiten, verweisen auf die Summe der Vorteile, die überkurz oder lang die Einmalkosten der Anschaffung aufwiegen. „An erster Stelle steht für uns immer, unsere Prozesse zu optimieren und den Arbeitsaufwand für unsere Kollegen in den Filialen zu verringern“, sagt Matthias Weinreuter, Prozessexperte ESL bei Kaufland. Die digitalen Preisschilder würden einen reibungslosen Wechsel der Preise und Informationen ermöglichen, ohne jedes Mal ein einzelnes Etikett ausdrucken und einstecken zu müssen. „Das bedeutet insbesondere bei Preissenkungen und unseren wöchentlichen Aktionsangeboten eine immense Zeitersparnis“, so Weinreuter. In den Obst- und Gemüseabteilungen sind die Labels des Anbieters Displaydata bei Kaufland bereits europaweit im Einsatz. Jetzt folgen die Filial-Bäckereien. In den 770 deutschen Filialen wurde im Mai 2025 der Roll-out von rund 100.000 ESL abgeschlossen, bis Juli sollen weitere 70.000 in ausländischen Märkten installiert sein. Beim Sortiment der Brot- und Backwaren kommen die Vorteile der digitalen Preisauszeichnung besonders zum Tragen, da es hier aufgrund von saisonalen Sortimentswechseln, Werbeaktionen oder Rabattierungen am Abend häufig zu Preisanpassungen kommt.
Durch die zusätzlichen Use Cases amortisiert sich der Einsatz von digitalen Regaletiketten heute wesentlich schneller als in der Vergangenheit.
Marco Braun
Großformatiges digitales Label im Fachhandel
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Auch in anderen Handelsbranchen nimmt die Verbreitung digitaler Preisschilder zu. Marco Braun, Vice President Sales DACH bei der Vusion Group, bestätigt diesen Trend: „Es bewegt sich derzeit richtig viel in Sachen digitale Regaletiketten im deutschsprachigen Handel. Aus unserer Sicht wird die Technologie gerade zum Standard im Lebensmittelhandel und im Elektronikfachhandel.“ Drogerie-und Baumarktbetreiber setzen sich laut Braun derzeit ebenfalls intensiv mit dem Thema auseinander. Und auch der Texteinzelhandel zeige zunehmend Interesse, nicht zuletzt dank Innovationen wie den digitalen Labels, die am einzelnen Artikel befestigt werden und gleichzeitig zur Warensicherung dienen.
Technische Innovationen als Treiber
Bei Vusion sieht man vor allem zwei Gründe dafür, warum das Thema digitale Regaletiketten derzeit an Dynamik gewinnt. Zum einen dienen ESL dem Handel heute nicht mehr nur zur elektronischen Preisauszeichnung, sondern sie ermöglichen ihm zahlreiche Prozessoptimierungen und den Kund:innen ein verbessertes Einkaufserlebnis. „Wir bieten dem Handel heute ein integriertes Netzwerk von IoT-Geräten, in dem die digitalen Regaletiketten ein Baustein sind“, beschreibt Braun den integrierten Ansatz moderner ESL-Lösungen.
Der zweite Treiber aus Sicht von Vusion ist, dass diese Technologie dem Handel bei einer seiner aktuell größten Herausforderung hilft, nämlich dem Fachkräftemangel.

Mit Hilfe der „Breece Go“-App von Delfi lassen sich ESL per Smartphone verwalten
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Interessant bleibt es zu beobachten, welche der zahlreichen technischen Innovationen sich in den einzelnen Branchen durchsetzen werden. Das Spektrum der verfügbaren Optionen ist groß: Pixelfarben, LEDs, NFC, BLE (Bluetooth Low Energy), IP-Klassen, Kälteresistenz in Tiefkühlmöbeln, Energieversorgung. Hinzu kommen Anwendungen und Tools, die die Nutzung der Label unterstützen. Ein Beispiel ist die App „Breece Go“ von Delfi, mit der sich ESL verwalten lassen, z.B. die Layouts auf den Regaletiketten ändern, den LED-Blitz auf dem ESL auslösen, um das richtige Produkt zu finden, oder die Verbindung von neuen Produkten zu den Etiketten einrichten.
Die Vusion Group sieht in ihrer „Edge-Sense“-Technologie eine entscheidende Innovation, die die Investitionen des Handels in ESL weiter beschleunigen könnte. Da das einzelne Label keine Batterie mehr benötigt, ließen sich digitale Displays „wesentlich effizienter und umweltschonender einsetzen“. Zudem kommunizieren die Labels der „Edge Sense“-Serie über den Bluetooth-Standard aktiv mit den mobilen Geräten der Mitarbeitenden des Handels sowie mit den Smartphones der Kund:innen, soweit sie dies zuließen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie stark sich der Nutzen von ESL für den Handel vergrößert hat, ist die sog. Captana-Technologie von Vusion. Im Zusammenspiel mit den ESL ermöglicht sie ein KI-basiertes Regalmonitoring, das Präsenzlücken ebenso automatisch identifiziert wie Fehlplatzierungen von Ware. Zieht man all diese Optionen ins Kalkül, dann relativiert sich die alleinige Betrachtung der Anschaffungskosten, betont Marco Braun: „Durch die zusätzlichen Use Cases amortisiert sich der Einsatz von digitalen Regaletiketten heute wesentlich schneller als in der Vergangenheit.“