Herr Spaan, vor zwei Jahren stand die EuroCIS noch im Zeichen der Coronapandemie. Wie hat sich die Ausstellerstruktur, aber auch die Messe seitdem entwickelt?

Die EuroCIS ist zu ihrer alten Form zurückgekehrt. Mit einer Netto-Ausstellungsfläche von knapp 14.500 qm verzeichnen wir einen absoluten Rekordwert. Das hat mehrere Gründe: Technologie und Digitalisierung treiben den Handel mehr denn je an, außerdem bietet die EuroCIS ein breites Themenspektrum. Viele Unternehmen, die vor zwei Jahren aufgrund der Coronapandemie nicht ausstellen konnten, sind zurückgekehrt, es sind aber auch zahlreiche neue Aussteller vor Ort. In der Ausstellerstruktur beobachten wir ein Wachstum im Bereich der Trend-Themen.

Welche Technologie-Trends gewinnen im Retail derzeit an Bedeutung?

Viele beschäftigen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Thema KI. Eine zentrale Rolle spielen derzeit auch die Themen Effizienz, Prozessautomatisierung und -optimierung. Ein Beispiel: Im Bereich Task Management können automatisierte Vorgänge Aufgaben erleichtern oder zugänglicher machen. Dies erlaubt dem Personal, die dadurch gewonnene Arbeitszeit in den Kundenservice zu investieren. Erstmals befinden sich unter den EuroCIS-Ausstellern auch Unternehmen aus dem Bereich Cybersecurity, was die Relevanz des Themas hervorhebt.

Auf welchen Themengebieten sind technologisch Fortschritte zu erkennen? Was bleibt weiterhin relevant?

Ein Kernthema der EuroCIS ist die Personalisierung in Richtung Endkund:in – überall dort, wo Digitalisierung dabei hilft, Prozesse individueller zu gestalten. Daran arbeitet fast jeder Händler. Waren Kund:innen für den Händler früher anonym, kann er diese über die App des Kunden-Smartphones zuordnen – unter anderem beim Erstellen einer Einkaufsliste auf der Couch, bei der Verwendung von Scan &Go in der Filiale, beim Einlösen von Promotionen am Regal,am Checkout oder über die Click & Reserve-Funktion. Relevant wird auf der EuroCIS erneut das Thema Connected Commerce sein. Der Handel arbeitet weiter kontinuierlich daran, seine Kundenservices zu perfektionieren, sodass die Kanäle nahtlos miteinander verschmelzen.

Viele Handelsunternehmen tasten sich mit unterschiedlich komplexen Konzepten an den Seamless Checkout heran. Werden sich sogenannte kassenlose Stores tatsächlich in Zukunft durchsetzen?

Momentan ist zu beobachten, dass sich im Markt eher technologisch weniger anspruchsvolle Store-Konzepte durchsetzen. Hightech Konzepte nach dem Vorbild von Amazon Go werden an wenigen Standorten pilotiert. Perspektivisch werden sich unterschiedliche Ausprägungen autonomer Stores im Markt etablieren, abhängig von Standort, Kundenfrequenz, Zielgruppen und Umsatzpotenzial.

 

Zur Person: Ulrich Spaan

Ulrich Spaan zeichnet im EHI Retail Institute als Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Forschungsbereichs IT für die Technologiethemen im Handel verantwortlich, darunter die EuroCIS, die EHI retail technology awards (reta) und die EHI Technologie Tage.

Das komplette Interview finden Sie in der neuen Printausgabe der stores+shops.