Ist das Bewusstsein geschärft, ist ein Anfang gemacht. Das Öko-Institut in Freiburg hat ermittelt, dass die Herstellung eines Laptops etwa 250 kg CO2-Emissionen erzeugt und weitere 25 kg pro Jahr in der Nutzungsphase hinzukommen. Täglich zehn Fotos in soziale Netzwerke einzupflegen, schlägt mit einem kg CO2 jährlich zu Buche, eine einzelne Google-Anfrage mit 1,45 Gramm. Laut Digiconomist verbraucht eine einzige Bitcoin-Transaktion 741 kWh Strom, so viel wie 500.000 Visa-Transaktionen. Eine sicher hilfreiche Information, falls man als Handelsunternehmen darüber nachdenkt, die Kryptowährung als Zahlungsmittel zu akzeptieren.

Clouds sind eine gute Lösung in punkto Nachhaltigkeit – und im Handel auf dem Vormarsch

Clouds sind eine gute Lösung in punkto Nachhaltigkeit – und im Handel auf dem Vormarsch
Foto: EHI

„Es liegt jetzt an uns“, sagt Julia Fink, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei „nachhaltig.digital“, der Kompetenzplattform für Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand. Was sie damit meint ist, die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit konsequent gemeinsam zu betrachten. „Digitalisierung gleich Klimaschutz? Bislang Fehlanzeige“: So lautet der Titel einer Presseinformation zu einer Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Technischen Universität Berlin. Die sog. Rebound-Effekte – immer mehr Tools, die immer intensiver genutzt werden – wirken demnach den Einsparungen entgegen.

Die Schlussfolgerung: In Zukunft kann die Digitalisierung nur nachhaltiger werden, wenn sie gezielt für Energieeffizienzsteigerungen eingesetzt wird und gleichzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um den Energiebedarf des Sektors selbst einzudämmen. „Wir müssen daran arbeiten, die digitalen Möglichkeiten in den Dienst einer ökologischen Transformation der Ökonomie zu stellen“, so Wirtschaftsforscher Steffen Lange vom IÖW. Dann ist das Potenzial tatsächlich groß.

Botschaft angekommen

Das EHI hat gerade in Kooperation mit Microsoft das Whitepaper „Sustainable Smart Stores 2021“ herausgegeben, das digitale Nachhaltigkeitslösungen für den Handel vorstellt. Microsoft geht selbst mit gutem Beispiel voran. Das internationale Technologieunternehmen will bis 2030 CO2-negativ sein und bis 2050 den gesamten Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt haben, der seit der Gründung 1975 emittiert wurde. Eine Maßnahme: Der Anteil erneuerbarer Energien zum Betrieb der Rechenzentren soll auf 100 Prozent steigen.

Rechenzentren sind ohnehin ein gutes Stichwort. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) machen diese rund ein Prozent des weltweiten Elektrizitätsbedarfs aus. Durch die zunehmende Digitalisierung wächst der Bedarf nach Rechenleistung weiter. Diesen vom gleichermaßen ansteigenden Elektrizitätsbedarf zu entkoppeln, dazu trägt die Ablösung traditioneller Datacenter durch Cloud- und zunehmend durch Hyperscale-Cloud-Rechenzentren bei. Bei Letzteren handelt es sich um hocheffiziente, sehr große, global verteilte Anlagen, die mit einer hohen Auslastung laufen und die aufgrund des Einsatzes von moderner Hardware mehr Rechenleistung pro Energieeinheit erbringen können als ihre Vorgänger. Zudem werden sie so gebaut, dass die Kühlung beispielsweise anstelle von Klimageräten durch die Außenumgebung übernommen wird. Die Studie „Carbon Benefits of Cloud Computing“ stellte fest, dass die Microsoft Cloud bis zu 93 Prozent energieeffizienter ist als traditionelle Rechenzentren.

Ein weiteres Best-Practice-Beispiel ist das in Nordfriesland ansässige Unternehmen Windcloud, das schon heute für die Stromversorgung seiner Colocation-, Housing und Cloud-Lösungen zu 100 Prozent grüne Energie einsetzt. Im letzten Jahr nahm Windcloud ein Rechenzentrum in Betrieb, bei dem die Abwärme für das Gedeihen einer auf dem Dach installierten Algenfarm (Lebensmittelproduktion) genutzt wird.

EHI-Whitepaper Sustainable Smart Stores

EHI-Whitepaper Sustainable Smart Stores
Foto: EHI

EHI-Whitepaper:
Sustainable Smart Stores

Die vierte Auflage des Whitepapers von EHI und Microsoft zur Zukunft von IoT, AI & Co. im Handel. Mit Fokus-Thema Nachhaltigkeit, Case Studies und Ergebnissen von EHI-Befragungen.

Das Whitepaper kann kostenfrei heruntergeladen werden.

Von Beschaffung bis Retoure

Windcloud setzt für seine Rechenzentren zu 100 Prozent grüne Energien ein

Windcloud setzt für seine Rechenzentren zu 100 Prozent grüne Energien ein.
Foto: Windcloud

Digitale Lösungen in der Cloud zu betreiben, ist also eine sinnvolle Maßnahme in punkto Nachhaltigkeit. Das EHI-Whitepaper zählt viele weitere auf: Smart-Energy-Management-Systeme beispielsweise, Lösungen zur Optimierung der Auslastung der Klima- und Kältetechnik, der Strom- und Wärmeerzeugung sowie deren Nutzung. Oder digitale Tools, wie die intelligente Bedarfsplanung oder auch die Pricing-Lösung von Blue Yonder, die in beiden Fällen Abfall vermeiden helfen – entweder durch passgenaue Bestellungen oder automatische Preissenkungen bei baldigem Ablauf von Mindesthaltbarkeitsdaten.

Auch Online-Retouren sind ein ressourcenzehrendes Thema. Hier sorgt die virtuelle Anprobe mittels Avataren für Abhilfe, ob von Reactive Reality oder von Avalution, deren Lösung auf der Website von Nachhaltig.digital vorgestellt wird. Generell sollten Unternehmen, so Julia Fink von Nachhaltig.digital, ihr Nachhaltigkeits-Engagement bereits bei der Beschaffung der Hardware beginnen und u. a. auf technische Langlebigkeit als Auswahlkriterium achten.

Doch nicht alles muss neu sein. Refurbished Geräte stellen eine zunehmend attraktive Alternative dar. Bei Microsoft soll übrigens die Recycling-Quote bei Servern und Bauteilen bis 2025 auf 90 Prozent ansteigen. Doch zurück zum Einkauf: Siegel wie der „Blaue Engel“ können Orientierung geben, dies gilt inzwischen auch bei Software. Eine Website nachhaltig betreiben? Unternehmen wie Biohost bieten sich als Partner an. Die Liste der Möglichkeiten ist längst lang – und ein ganzheitlicher Blick darauf von Vorteil.