Das Verhalten von Konsumenten ändert sich ständig. Welche Anforderungen stellen Kunden von morgen?

Die Suche nach dem preiswertesten Produkt geht zugunsten der Qualität und Beratung langsam zurück; gleichzeitig sind Konsumenten heute durch die mobile Technik besser informiert. So sieht man immer häufiger Menschen mit Smartphone in der Hand durch die Geschäfte streifen – einerseits, um Einkaufszettel-Apps zu nutzen und andererseits, um Preise auf Vergleichsportalen zu überprüfen. Der Einzelhandel muss ein Einkaufserlebnis schaffen, das beide Konsumentengruppen anspricht und Käufer nachhaltig an das Geschäft bindet.

Der Kunde muss überzeugt werden, dass es besser ist, Waren persönlich zu begutachten, um sie dann direkt zu kaufen. Denn mit Blick auf den wachsenden Onlinehandel ist die größte Sorge vieler Händler, dass sich Kunden nur noch in Fachgeschäften beraten lassen, um die Artikel dann im Internet zu bestellen. Dieser Absicht kann man als Handelshaus nur mit einem gut geschulten, präsenten Verkaufspersonal, einer attraktiven Warenpräsentation und hoher Warenverfügbarkeit auf der Fläche entgegenwirken.

Wo sehen Sie den deutschen Einzelhandel beim Thema Omni-Channel heute positioniert?

Die Frage ist vielmehr, ob erst die Verknüpfung aller Kanäle hin zu Omni-Channel den erhofften Erfolg bringt. Viele Einzelhändler nehmen mittlerweile die Herausforderung an, dem schnell wachsenden Onlinehandel Paroli zu bieten, indem sie die Lösungsansätze von Onlinehändlern teilweise adaptieren und über Web-Shops zweigleisig agieren. Ein Web-Shop neben dem stationären Einzelhandel hilft, zusätzliche Umsätze zu generieren. Dazu tragen vielfach ein renommierter Name und positive Erfahrungen der Kunden mit dem jeweiligen Handelsunternehmen bei.

Fakt ist jedoch, dass im E-Commerce der Konkurrent nur einen Mausklick entfernt ist. Die Verknüpfung zum stationären Handel ist insofern von Vorteil, wenn der Konsument ein Produkt sofort erhalten will. Dann kann er die entsprechende Ware online bestellen und im Geschäft abholen – vorausgesetzt, dass der Artikel auch verfügbar ist. Hier greifen Store-Performance-Lösungen, da diese den Händler im Sinne von Omni-Channel unterstützen. Sie bieten nicht nur eine intelligente Bestandstransparenz, sondern auch Einblicke in das Kundenverhalten vor Ort in der Filiale. Im Ergebnis helfen sie, den Kunden nachhaltig an den jeweiligen Händler zu binden.

Welche Perspektiven bietet Tyco als Spezialist für Store-Performance-Solutions dem Einzelhandel?

In erster Linie sorgen unsere Sicherungssysteme für umfassenden Schutz der Artikel. Unsere praxisorientierte elektronische Artikelsicherung der Marke Sensormatic zum Beispiel senkt signifikant und nachhaltig durch Diebstahl verursachte Inventurdifferenzen. Wir haben die Lösungen entsprechend der Marktanforderungen unserer Kunden zu zusätzlich nützlichen Leistungen weiterentwickelt und miteinander vernetzt. Ich denke hier an ganzheitliche Electronic Article Surveillance (EAS)-, Security- und Store-Performance-Lösungen (SPS), die Sicherheit und Leistung in Filialen und entlang der Wertschöpfungskette messbar verbessern. Dazu werden Echtzeitdaten, welche die einzelnen, integrierten Systeme aus verschiedenen operativen Bereichen liefern, IT-gestützt analysiert, interpretiert und zur Verfügung gestellt.

Der Händler erhält wichtige Entscheidungs- und Handlungsgrundlagen rund um Warenbestand, Mitarbeiter, Kunden und Filialen – ob für die Inventurtransparenz oder Schwundreduktion, die Personaleinsatzplanung von Mitarbeitern, die Kundenfrequenzmessung oder für die Filialsicherung. Wichtig ist dabei auch der Investitionsschutz des Anwenders durch die Skalierbarkeit der Anlagen.

Wo greifen die Lösungen in Filialprozesse ein und mit welchen Ergebnissen für den Anwender?

Kundenfrequenzmessungen zum Beispiel helfen unter anderem, den Personaleinsatz zu optimieren. Gerade wenn ein Handelsunternehmen auf Beratung setzt, muss es entsprechende Präsenz auf der Fläche zeigen. Doch falsch eingesetzte Mitarbeiter sind ineffizient. Daher ist es sinnvoll, die zu erwartenden Besucher pro Stunde exakt zu bestimmen, um das Personal entsprechend einzuplanen.

Mit Radio Frequency Identification (RFID)-basierten Lösungen lässt sich zudem eine genaue Warenverfügbarkeit im Lager und auf der Verkaufsfläche schaffen; Inventuren können schneller abgewickelt und Out-of-Stock-Situationen vermieden werden. Darüber hinaus bietet EAS-Intelligence eine effektivere Warensicherung. Vor allem die Fehlalarmreduzierung in der elektronischen Artikelsicherung durch praxisbewährte Technologien wie Akusto-Magnetik sorgt für ein ungestörtes Einkaufserlebnis und für eine stärkere Sensibilisierung des Verkaufspersonals bei Alarmauslösungen. Hier sind wir mit Sensormatic-Lösungen gut aufgestellt, da diese eine niedrige Fehlalarmquote erreichen.

Wie hoch ist aus Ihrer Sicht die Akzeptanz von Kunden gegenüber Sicherheitstechnologien?

Leider berichtet die Presse immer wieder von Fällen missbräuchlicher Einsätze von Videosystemen. Das ist aber die Ausnahme, denn es gibt hierzu in Deutschland eindeutige gesetzliche Vorgaben. Wir installieren seit Jahren Videosysteme bei Kunden. Während der Projektierung finden Datenschutzworkshops statt, bei denen diese sofort Rückmeldungen darüber erhalten, was erlaubt ist und was nicht. Bei der RFID-Technologie haben wir ebenfalls Bedenken wahrgenommen. Wir empfehlen beim Verkauf, den RFID-Chip mit unserem Hard-Tag zu verknüpfen. Dieses wird an der Kasse entfernt, sodass somit auch der Chip im Laden bleibt. Damit ist die Privatsphäre des Kunden gesichert. Die Verlagerung der Verantwortlichkeit des Entfernens auf den Kunden halten wir nicht für kundenorientiert. Wenn der Einzelhandel seine Stärken ausspielt, wird die klassische stationäre Filiale immer überleben.

Foto: Tyco

Weitere Informationen: www.tyco.de