Im deutschsprachigen Markt sind die ersten Online-Lebensmittelmärkte (Electronic-Grocery-Geschäftskonzepte) mit Vollsortiment bereits vor über 10 Jahren an den Start gegangen. Mittlerweile erfährt die Online-Nachfrage nach Lebensmitteln einen Boom, der durch die Corona-Krise in 2020 beschleunigt wurde. Online-Umsätze stiegen in dieser Zeit und rückten auch die Möglichkeiten der Digitalisierung im Lebensmitteleinzelhandel in den Vordergrund.

Momentan liegt der Marktanteil von Lieferservices im deutschsprachigen Raum bei etwa 1 Prozent. Bis 2023 wird er laut Pricewaterhouse Coopers auf 3 bis 4 Prozent wachsen. In der Schweiz ist der Anteil von E-Grocery mit 2 bis 3 Prozent bereits vergleichsweise hoch.

Neben reinen Online-Lebensmittel-Einzelhändlern, die sich als Pure Player des E-Grocery-Markts bedienen, nehmen auch E-Marketplace-Betreiber – wie zum Beispiel Amazon – Lebensmittel in ihr Sortiment auf. Auch traditionelle Filialisten weiten ihr Angebot verstärkt auf den Online-Absatzkanal aus.

2-Säulen-Modell der Coop

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten sich Lebensmittelhändler flexibel aufstellen und mehrere Vertriebskanäle gleichzeitig bedienen. Viele renommierte Supermarktketten scheuen den Schritt zu Digitalisierung und E-Commerce. Die Coop hingegen launchte bereits 2001 ihren Onlineshop Coop.ch. Mit über 150 Mio. Schweizer Franken Umsatz trug der Online-Bereich des Schweizer Supermarkt-Riesen 2019 nach Angaben von Matthias Schu bereits 1,5 Prozent zum Gesamtumsatz der eigenen Supermärkte bei (10.452 Mio. CHF) bei.

Im Normalbetrieb belieferte Coop die E-Commerce-Kundschaft vor der Corona-Pandemie von zwei Haupt- und zwei Neben-Lagerstandorten. Durch den sprunghaften Anstieg der Nachfrage während des Covid-19-Lockdowns im Frühjahr 2020 gelangte man an die Kapazitätsgrenzen. Um Lieferengpässe zu vermeiden, setzt Coop seitdem auf eine 2-Säulen-Strategie:

Als erste Säule definierte Coop für den E-Commerce Bereich ein eigenes Top-100-Sortiment mit den 100 wichtigsten Produkten eines durchschnittlichen Schweizer Haushalts. Mit dieser Maßnahme konnte der Handelskonzern in kurzer Zeit die Komplexität aus dem im Normalbetrieb 11.000 Artikel umfassenden Online-Sortiment nehmen. Der Kundschaft vereinfachte die Sortimentsreduktion zudem die Auswahl.

Als zweite Säule plante Coop einen neuen Lagerstandort für das Top-100-Sortiment. Innerhalb von 14 Tagen mietete Coop eine 6.000 qm große Lagerhalle an. Der Anbieter von Lager- und Logistiksystemen SSI Schäfer implementierte die Logistiksoftware „Wamas“, rüstete den neuen Standort mit einer IT- und Logistikinfrastruktur aus und schloss ihn an das Coop-Netzwerk an. Die Logistikprozesse des neuen Standorts wurden bewusst möglichst einfach gehalten. So wird der Wareneingang direkt Wareneingang direkt zum Kommissionierbereich geleitet. Aufgrund der schnellen Lagerdrehung kann so auf separate Reserveflächen verzichtet werden. Nun konnten mehr als 100 Kommissionierer die täglichen Online-Bestellungen abfertigen.