Das Onlineshopping hat pandemiebedingt in den vergangenen Monaten stark zugenommen – in den USA laut McKinsey allein in den acht Wochen von März bis April 2020 um zehn Prozent. Bis dato brauchte der E-Commerce für den gleichen Zuwachs zehn Jahre. Auch die Erwartungshalt der Kundschaft steigt: Einer Studie des Analytics-Lösungsanbieters SAS und des Marktforschungsunternehmens 3 Gem nach würden 41 Prozent der Kund:innen in Deutschland einen Händler bereits nach ein oder zwei schlechten Erfahrungen wechseln.

Waitrose: Erhöhte Nachfrage nach Home Delivery

Wie Händler mit den Veränderungen durch Covid-19 umgehen, zeigte das diesjährige virtuelle „SAS Global Forum“: Waitrose, mit 8 Mrd. Pfund Umsatz einer der größten Lebensmitteleinzelhändler in Großbritannien, stellen vor allem ein sehr umfangreiches Portfolio und ein Inselmarkt mit begrenztem Zugriff auf Lieferanten vor große Herausforderungen. 2020 hat das Unternehmen begonnen, sein Geschäftsmodell online zu erweitern. Die Folge: eine rasant steigende Nachfrage nach Home-Delivery-Angeboten. Waitrose hat damals das für 2021 projektierte Absatzvolumen bereits innerhalb weniger Wochen erzielt. „Wir mussten unser E-Commerce-Geschäft in kürzester Zeit um ein Vielfaches nach oben skalieren“, erinnert sich Jon Mayes, Trading Grocery DevOps Manager bei Waitrose.

Als eine der größten Herausforderungen erachtet Mayes die realistische Einschätzung, welche Veränderungen bei Online-Suche und -Nachfrage kurzfristig sind und welche bestehen bleiben. Waitrose nutzt die ermittelten Daten, um Wachstumspotenziale zu definieren und herauszufinden, welche dem Kundenverhalten zugrunde liegenden Trends es langfristig zu bedienen gilt, um nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Waitrose reagierte auf die Folgen der Pandemie mit der Optimierung seiner Lieferkette. Eine ganzheitliche Betrachtung ermöglicht zu beurteilen, wie sich Veränderungen innerhalb eines Bereiches – beispielsweise bei Lieferanten oder der Konzentration im Portfolio – auf einen anderen Bereich auswirken können. Mithilfe von Analytics lassen sich Bruchstellen in der Supply Chain aufdecken. So kann darüber hinaus sichergestellt werden, dass sich die nachgefragte Ware im Regal befindet. Dabei gilt grundsätzlich: je mehr Daten und je höher deren Qualität, desto präziser die Vorhersagen.

Zur rechten Zeit im Regal

Der US-Logistikdienstleister C. H. Robinson plädiert für eine „Demand-powered Supply Chain“. Diese soll zu einer Reduzierung des Lagerbestands, einer Verbesserung des Kundenservices und einer Kostenreduzierung über die gesamte Lieferkette hinweg beitragen. Grundlage kann ein integrierter „Data Loop“ sein. Zuvor in puncto Daten isolierte Bereiche, z. B. die Bedarfsplanung und der Transport, werden so zusammengeführt. Die Integration der Datenquellen ermöglicht eine ganzheitliche Sicht auf Veränderungen und eine kurzfristige Anpassung der Transportplanung und des Bestands- sowie Auftragsmanagements in Echtzeit. Eine dynamische, bedarfsgesteuerte Lieferkette sorgt dafür, dass im Transportnetzwerk weniger Ware vorgehalten werden muss, Ware rechtzeitig zum Händler gelangt und weniger Strafen für verspätete oder unvollständige Lieferungen anfallen.

Fazit

  • Um sich schnell auf veränderte Bedingungen und Kundenerwartungen einzustellen, müssen Händler zunächst entscheiden, welche Veränderungen für sie relevant sind.
  • Datenanalysen schaffen die Grundlage für schnellere, fundiertere Entscheidungen.
  • Die Integration und das Aufbrechen von Datensilos sind eine Grundvoraussetzung, um eine Übersicht auf die Daten zu erhalten und wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen.
  • Transparenz und die Qualität von analytischen Modellen stellen sicher, dass sich Anwender mit den Entscheidungen der Algorithmen zufriedengeben.
  • So können Händler die notwendige Agilität und Dynamik in den Kernprozessen erzielen, um auch in einer Krise zu bestehen – oder sich Wettbewerbsvorteile zu sichern.