Isolierte Beziehungen zu diversen Partnern, wie bei vielen Einzelhändlern noch üblich, verstellen den Blick aufs große Ganze. Risiken lassen sich so nur schwer antizipieren, eine steigende Nachfrage erst zeitverzögert erkennen und Anforderungen an ökologische und soziale Nachhaltigkeit kaum realisieren. Nach Angaben der Ifo arbeiten 35 Prozent der befragten Großhändler daran, ihre Beschaffung zu verändern – im Einzelhandel sind es 27 Prozent. Ihre Ziele: die Lagerhaltung ausbauen und die Anzahl der Lieferanten erhöhen.

Um die globale Wertschöpfung zu unterstützen und um transparenter und agiler zu werden, eignen sich cloudbasierte Plattformen für Lieferanten, Hersteller, Dienstleister und Händler. Folgende Aspekte sollten Einzelhändler beachten, um ihre Netzwerkstrategie zu optimieren:

Prognosen aus Basis von Datenanalysen

In einem digitalen Business-Netzwerk lassen sich sämtliche Supply-Chain-Daten zentral ablegen, teilen und nutzen. Mit vorkonfigurierten Analysen können Händler Trends frühzeitig erkennen und Risiken und Chancen identifizieren. Veränderungen bei Angebot und Nachfrage lassen sich im gesamten Netzwerk proaktiv erkennen, sodass Händler darauf reagieren können. Außerdem können sie potenzielle Risiken entlang der Logistikkette besser vorhersagen und sich entsprechend rüsten.

Warenbestand optimieren und Bestellprozesse vereinheitlichen

Minimale Bestände und damit geringe Lagerkosten waren früher oberste Maxime beim Lieferkettenmanagement. Nicht vorhersehbare Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder die Blockade des Suezkanals haben gezeigt, wie schnell zu geringe Lagerbestände aufgebraucht sind und das eigene Business gefährden. Um Lager- und Warenströme zu koordinieren, bringt beispielsweise das Geschäftsnetzwerk SAP Business Network isolierte Lieferketten und Interaktionen in einer kollaborativen Plattform zusammen. Werden alle Bestellungen einheitlich über eine digitale Plattform abgewickelt, soll dies die Effizienz der Zusammenarbeit aller angeschlossenen Partner steigern.

Pünktlich liefern

Rund 85 Prozent der Online-Kunden wünschen sich einen konkreten Lieferzeitpunkt, so ein Ergebnis einer Untersuchung des Internetverbands Eco aus dem Jahr 2020. Fehlt diese Information, bricht jeder Dritte seinen Einkauf ab. Um Liefertermine präzise zu bestimmen, brauchen Händler volle Transparenz über ihre Lieferkette. Vernetzen sich Hersteller und Logistiker, können Warenbewegungen in Echtzeit überwacht und Lieferzeiten genau vorhergesagt werden.

Nachhaltigkeit, Transparenz und Effizienz kombinieren

Um den eigenen CO2-Fußabduck gering zu halten, verlangen immer mehr Verbraucher nachhaltig entwickelte, hergestellte und gelieferte Produkte. Zudem legen Verbraucher Wert darauf, dass Produkte entlang der gesamten Lieferkette unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen entstehen. Mithilfe eines intelligenten und offenen Netzwerks lässt sich die Zusammenarbeit von Produktdesignern, Rohstofflieferanten, Herstellern, Logistikern, Händlern und anderen Partnern bündeln, um die Sichtbarkeit zu erhöhen und nachhaltige Wertschöpfungsketten zu erzeugen.

Ab 2023 tritt in Deutschland zudem das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Kraft. Es verpflichtet Firmen dazu, sicherzustellen, dass Zulieferer keine Menschenrechte verletzen. Das Gesetz gilt zunächst für Konzerne mit mehr als 3.000 Mitarbeitern, ab 2024 dann auch für Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten.

Die Autorin Ellen Förster ist General Manager bei SAP Intelligent Spend & Business Network for Middle & Eastern Europe.