Neue Ideen für die letzte Meile | stores+shops

Anzeige
{{{name}}}

Vorgeschlagene Beiträge

Anzeige

Das weiter steigende Paketvolumen ist für Ballungsgebiete eine von vielen Herausforderungen bei der Gestaltung lebenswerter Städte.
Foto: DHL

Neue Ideen für die letzte Meile

Ballungsgebiete kommen schon jetzt an ihre Grenzen. Die Verkehrs- und Umweltbelastungen sind hoch. Um die Lebensqualität in Städten langfristig zu sichern, sind neue urbane Logistikkonzepte erforderlich.

Aktuell werden in Deutschland jährlich etwa 4,5 Mrd. Pakete verschickt. Das sind pro Tag 13 Mio. Sendungen. Bis 2025 wird ein Anstieg auf 5,7 Mrd. Pakete prognostiziert. Diese dynamische Entwicklung in der KEP-Branche ist insbesondere für Ballungsgebiete eine enorme Herausforderung. Und bei Weitem nicht die einzige, wie Dr. Christian Jacobi, Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Logistik (BVL) auf dem diesjährigen Handelslogistik Kongress Log 2022 erläuterte.

Die wachsende Einwohnerzahl in den Städten verbunden mit einem höheren Durchschnittsalter und dem steigenden Bedarf an Pflege- und Servicediensten sowie Konsumtrends wie Quick Commerce führen zusätzlich zu einer höheren Belastung der Straßen und des öffentlichen Raums – und damit zu höheren CO2-Emissionen.

Quick-Commerce-Anbieter wie Gorillas nutzen für ihren Lieferservice dezentrale Micro-Hubs, um schnelle Lieferzeiten realisieren zu können.

Quick-Commerce-Anbieter wie Gorillas nutzen für ihren Lieferservice dezentrale Micro-Hubs, um schnelle Lieferzeiten realisieren zu können.
Foto: Gorillas

Verschärft wird die Problematik auch dadurch, dass immer mehr autofreie Wohnquartiere geplant werden, ohne die logistischen Herausforderungen zu sehen: „Es ist wichtig, dass bei der Gestaltung lebenswerter Städte Aspekte wie Logistik und Mobilität von Anfang an mitgedacht werden. Gerade bei Konzepten für die letzte Meile kommt es auf passgenaue Lösungen für jeden Standort an“, warnte Jacobi. Er empfiehlt, die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse aller Akteure zu berücksichtigen.

UCC und Micro-Hubs

In den Konzepten für die urbane Logistik werden Urban Consolidation Center (UCC) und Micro-Hubs zukünftig wohl eine größere Rolle spielen. Dies hat die Befragung von Händlern, Herstellern und Logistikdienstleistern für die Studie „Urban Logistics“ der Unternehmensberatung Miebach Consulting ergeben.

74 Prozent können sich demnach die Nutzung eines UCC oder Micro-Hubs in den nächsten drei Jahren vorstellen. Während in den UCC mit einer Größe von 1.000 bis 3.000 qm Waren vor den Toren der Stadt dienstleisterübergreifend zwischengelagert werden, um ihren Weitertransport auf der letzten Meile zu koordinieren, liegen Micro-Hubs mit ca. 400 qm Lagerfläche mitten in der Stadt. Von dort werden die Sendungen auf emissionsfreie Fahrzeuge wie z. B. E-Lastenräder umgeladen. Ziel beider Lösungen ist es, Sendungen intelligent zu bündeln, um über ein optimiertes Tourenmanagement die Verkehrswege zu entlasten und die Umweltbelastung zu reduzieren.

67 Prozent der Wiener ÖPNV-Fahrgäste können sich vorstellen, bei ihrer Fahrt als Paketboten zu fungieren.

Matthias Hayek

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Fraunhofer Austria

Dieser Nachhaltigkeitsaspekt ist auch ein wichtiger Beweggrund für die befragten Unternehmen, die Nutzung von UCC und Micro-Hubs zu forcieren. Außerdem geht es ihnen darum, Synergien zu realisieren und den Kundenservice zu verbessern. Die größten Herausforderungen werden in der Kostenübernahme sowie in der Notwendigkeit zu unternehmensübergreifenden Kooperationen gesehen. Inwieweit sich für den Transport auf der letzten Meile auch der ÖPNV nutzen lässt, wird aktuell in verschiedenen Studien untersucht.

Passagiere als Paketboten – diese Idee für die letzte Meile prüfen die Wiener Linien gemeinsam mit Fraunhofer Austria in einem Projekt.

Passagiere als Paketboten – diese Idee für die letzte Meile prüfen die Wiener Linien gemeinsam mit Fraunhofer Austria in einem Projekt.
Foto: Wiener Linien

Der Verkehrsbetrieb Wiener Linien verfolgt in Zusammenarbeit mit Fraunhofer Austria einen besonderen Ansatz: In dem sechstgrößten Straßenbahnnetz der Welt sollen die Fahrgäste nach dem Vorbild des Crowdsourcing Delivery die Pakete transportieren. Die in einer App registrierten Passagiere übernehmen die Sendung an ihrer Einstiegshaltestelle und legen sie beim Ausstieg an einer Paket-Station ab.

„Dies hat den großen Vorteil, dass die normalen Taktzeiten eingehalten werden können und es an den Haltestellen und in den Straßenbahnen keine besonderen Vorrichtungen für die Beladung und den Transport eines speziellen Ladungsträgers geben muss. Dies ist bei anderen Modellen für den kombinierten Personen-Güter-Verkehr im ÖPNV meistens der Fall“, erklärte Matthias Hayek, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der österreichischen Auslandsgesellschaft von Fraunhofer, die eine Machbarkeitsstudie durchgeführt hat.

In deren Rahmen wurden u. a. die Wiener Fahrgäste zu ihrer grundsätzlichen Bereitschaft befragt, als Paketbote zu fungieren: 67 Prozent können sich dies vorstellen, weil sie dadurch dazu beitragen, den urbanen Gütertransport klimafreundlicher zu gestalten. „Dieses und andere Ergebnisse der Machbarkeitsstufe stimmen uns optimistisch, dass wir bald die nächsten Schritte, wie zum Beispiel die App-Entwicklung, angehen können, um 2024 auf ausgewählten Teilstrecken ein Pilotprojekt zu starten“, so Hayek.

Entlang unserer gesamten Supply Chain werden weniger und besser ausgelastete Fahrzeuge unterwegs sein.

Jochen Pohnert

Projektmanager Logistik-Entwicklung, Hornbach Baumarkt AG

Transformation bei Hornbach

Der Boom des E-Commerce ist auch für die Baumarkt-Kette Hornbach mit logistischen Herausforderungen verbunden. 20 Prozent der gesamten Konzernumsätze entfallen inzwischen auf den Bereich Interconnected Retail. Hierzu werden alle Umsätze gerechnet, die online initiiert werden, unabhängig davon, ob die Kund:innen die Ware geliefert bekommen oder ob sie sie in der Filiale abholen.

Durch die Transformation der Logistik- und Lagerprozesse und die Implementierung der neuen IT-Lösung „SAP Supply Chain Execution“ (SCE) will Hornbach u. a. erreichen, dass die Filialen und die Endkund:innen zukünftig aus den gleichen Lägern beliefert werden. „Diese Flexibilität gibt uns die Möglichkeit, unsere Lager- und Lieferprozesse so zu optimieren, dass wir unserer Kundschaft einen besseren Service und mehr Transparenz bieten können. Außerdem werden entlang der gesamten Supply Chain von unseren Lieferanten bis zu den Filialen und Endverbrauchern weniger und besser ausgelastete Fahrzeuge unterwegs sein. Dies entlastet die Verkehrswege und senkt die CO2-Emissionen“, so Jochen Pohnert, Projektmanager Logistik- Entwicklung bei Hornbach.

Medium Rectangle Technology 1

Anzeige

Produkt-News