Die Zeichen stehen auf Grün | stores+shops

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Im Concept Store „Erlebe Wigner“ im bayerischen Zirndorf schmückt im Café eine Kombination von Kunst- und Echtpflanzen den Raum. (Foto: Raum + Inhalt)

Die Zeichen stehen auf Grün

Auf der Messe EuroShop war der Trend unübersehbar, ebenso auf dem Mailänder Salone del Mobile: die Natur in die Räume zu holen. Immer mehr Retailer setzen zumeist echte Pflanzen ein, um den POS in „Wohlfühl-Oasen“ zu verwandeln. Welche Indoor-Begrünungen eignen sich für den POS, und wie ist der Pflegeaufwand?

Wer sehnt sich in dieser hektischen Zeit, in der die virtuelle, technische Welt eine immer größere Rolle spielt, nicht nach Ruhe und Entspannung? Und wo ist diese besser zu finden als in der Natur? Seit Jahren boomt das Hobby Gärtnern. Schrebergärten – lange Zeit als spießig abgetan – erleben gerade bei jungen Menschen eine Renaissance. Von Urban Gardening ist jetzt neudeutsch viel die Rede.

Kein Wunder also, dass auch im Einzelhandel die Zeichen auf Grün stehen. Dirk Weber, Geschäftsführer von Raum + Inhalt aus Flieden bei Fulda, erklärt die Entwicklung so: „Ein emotionales Umfeld mit hoher Aufenthaltsqualität zu kreieren, ist heute wahrscheinlich die größte Herausforderung des stationären Handels. Pflanzen und Blumen lösen immer Emotionen aus.“ Zumal sie aus Sicht des Interior-Experten den Eindruck eines liebevoll und aufmerksam geführten Geschäfts vermitteln. Warum das? Weil echte Pflanzen und Blumenarrangements Pflege und Aufmerksamkeit erfordern.

Grüner Daumen? Nicht nötig

Genau das war lange Zeit der Hemmschuh für Indoor-Begrünung. Doch spezialisierte Anbieter haben intensiv an der „Flächentauglichkeit“ gearbeitet. Händler und ihre Mitarbeiter, auf die sich das Ambiente ebenso positiv auswirken soll wie auf die Kunden, benötigen keinen grünen Daumen mehr, um die Pflanzen prächtig zu erhalten. Das Unternehmen Art Aqua aus Bietigheim-Bissingen beispielsweise steht seit 27 Jahren für die Integration von Naturelementen in Räume, sei es in Form von Wasser-Installationen oder hängenden Gärten. „Je nach räumlicher Situation konzipieren wir für unsere Kunden variable Objekte mit geringem Platzbedarf für die Systeme, die ohne Wasserzulauf oder Abwasser funktionieren. Wir haben eine Adapter-Lösung für unkompliziertes Gießen entwickelt. Wenn wir bei einem Neubau in einem frühen Projektstadium einbezogen werden, können wir zudem automatische Steuerungen einplanen“, sagt Angélique Krauter, National Account Manager bei Art Aqua.

Attraktive Pflanzenwand im Treppenhaus bei Wein & Co. (Foto: Florawall)

Attraktive Pflanzenwand im Treppenhaus bei Wein & Co. (Foto: Florawall)

Das Unternehmen Florawall aus dem östereichischen Bad Erlach bietet dem Handel mit der „Florawall“ ebenfalls eine Lösung zur Indoor-Begrünung. Bei dieser vertikalen Begrünung handelt es sich um eine mit lebenden Pflanzen begrünte Wand, die mit einem speziellen Licht versorgt wird. Die Wand lässt sich, auch in der Größe, individuell gestalten und kommt ohne Erde aus. Erde ist schließlich nicht nur „schmutzig“, sie verursacht mitunter auch einen modrigen Geruch und hat ein hohes Gewicht. Die Hydrokultur-Pflanzen werden in speziellen Vliesen gehalten. Sensoren melden automatisch, wenn es Bedarf an Wasser oder Nährstoffen gibt. Viermal im Jahr wartet das Florawall-Team die Bepflanzungen, füllt Nährstoffe nach und kontrolliert und reinigt die Pumpen und Leitungen der Wasserversorgung. Für die Wasserversorgung gibt es verschiedene Techniken.

Mit Moos viel los

Das Unternehmen Freund mit Sitz in Berlin hat als Inneneinrichtungs-Dienstleister seit über 35 Jahren echte Pflanzenwände im Produktportfolio. Seit 2008 bietet das Unternehmen auch Pflanzenwände an, die einen deutlich reduzierten Pflegeaufwand erfordern. Es handelt sich um Wände aus echten, aber konservierten Moosen wie Isländisches Moos, Polstermoos oder Waldmoos. „Diese benötigen keine Pflege und haben dennoch eine lange Lebensdauer“, sagt Inhaberin Nina Freund und weist auf die dadurch geringeren Unterhaltskosten hin. Freund: „Wir perfektionieren die Komponenten permanent. Zum Beispiel haben wir inzwischen eine doppelte Befestigung entwickelt und die Auswahl an Trägermaterialien erweitert, zum Beispiel Glasfaser, Filz oder selbstklebende Folien. Selbst das Verkleiden von Säulen oder das Anbringen von Moospaneelen an der Decke sind heute kein Problem mehr.“ Außerdem zeichnen sich die Mooswände durch eine hohe Schallabsorption aus sowie durch die für den Einsatz im Ladenbau wichtige Brandschutzeigenschaft B1.

Auch Florawall bietet unter dem Namen „Mosswall“ inzwischen solcherart Mooswände an, ebenso wie auch das Unternehmen Flower Art aus Höhenkirchen mit seiner Marke „styleGreen“. Flower Art verwendet Moose und Farne, die auf zertifizierten Farmen kultiviert und in einer kleinen Manufaktur in Oberbayern von ausgebildeten Floristen in Handarbeit verarbeitet werden. Indem das Wasser durch Glycerin und das Chlorophyll durch Lebensmittelfarbstoff ersetzt wird, werden die Pflanzen konserviert.

Doch auch bei Moos sind einige Pflegeaspekte zu beachten. Es benötigt eine Luftfeuchtigkeit zwischen 30 und 70 Prozent, um nicht auszutrocknen. „Das Moos sollte keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt und von Heizungs- und Lüftungsanlagen ausreichend weit entfernt sein“, rät José Juan Leva, Geschäftsführer des Oberflächen-Spezialisten Panespol aus dem spanischen Alicante.

Warum nicht auch rot?

Dieser zeigte auf der EuroShop, dass „Natural Moss“ – so der Name des Panespol-Produkts – nicht nur grün sein, sondern auch überraschend anders aussehen kann, zum Beispiel schwarz oder weiß, aquamarin, rot, bordeaux, pink, orange, pfirsich-, fuchsia- oder auberginefarben. Leva weist darauf hin, dass das Moos umweltfreundlich pigmentgefärbt wird.

Generell sehen sich die Anbieter von Indoor-Begrünung wie Panespol eingebettet in den Trend zu mehr Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein. Florawall hat die positiven raumklimatischen Eigenschaften wissenschaftlich belegen lassen. Art Aqua legt den Fokus ebenfalls auf den gesundheitlichen Mehrwert und erarbeitet seine Lösungen in einem interdisziplinären Netzwerk mit Forschern, Architekten, Designern und Baubiologen.

Fotos (6): Raum + Inhalt, styleGreen, Binder Optik, Freund, Art Aqua, Florawall

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

Klarer Trend zur Raumbegrünung

Der Innenarchitekt Dirk Weber von Raum + Inhalt aus Flieden bei Fulda über echte und unechte Pflanzen am POS, Pflegeaufwand und Strapazierfähigkeit.

Wie bewerten Sie den Trend, Natur in die Stores zu holen?

Ich denke, dass sich der Trend zur Raumbegrünung in der nächsten Zeit noch verstärken wird. Grüne Inseln lockern die Warenpräsentation auf und schaffen einen schönen Kontrapunkt zu den angebotenen Produkten, sie sorgen außerdem für ein positives Raumklima und verbessern gegebenenfalls auch die Akustik.

Was ist bei Indoor-Begrünung an den POS zu beachten?

Klar ist, dass echte Pflanzen pflegeintensiv sind und dass größere Pflanzenwände im Zusammenhang mit dem Installations- und Wartungsaufwand auch ein gewisses Budget erfordern. Inzwischen gibt es jedoch auch sehr schöne konservierte echte Pflanzen, die man in unterschiedlichen Formen einsetzen kann. Flechten und Moose verbessern auch im konservierten Zustand noch das Raumklima. Nach meiner Erfahrung sollte man allerdings beachten, dass die Kunden die Installationen gerne anfassen, um zu prüfen: Ist das alles auch wirklich echt? Das hält je nach Frequenz keine echte Begrünung aus, auch nicht die konservierte.

Also gibt es doch Argumente für Kunstpflanzen?

Diese widersprechen der Idee der Natürlichkeit, können aber an manchen Stellen eine Alternative darstellen. Eher sparsam eingesetzt und in Kombination mit echten Pflanzen können auch sie funktionieren. Letztlich sind das Setting, der Standort, welche Wirkung erzielt werden soll und viele weitere Faktoren entscheidend.

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