Bodenbeläge: Konkurrenz für die Eiche | stores+shops

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Bei Breuninger in Ludwigsburg treffen bedruckte Highlight-Teppiche auf Terrazzo-Feinsteinzeug-Fliesen.
Foto: Joachim Grothus/Breuninger

Bodenbeläge: Konkurrenz für die Eiche

Der Bodenbelag spielt im Gesamtkunstwerk des Store-Designs eine immer größere Rolle, sei es als Gestaltungselement, zur Zonierung oder Kundenführung. Architekten und Gestalter erwarten daher, dass das Spektrum der Materialien, Designs und Formate sich erweitert. Sie raten zu Langlebigkeit und Individualität.

„Der Mensch neigt dazu, nach unten zu schauen, daher ist der Boden innerhalb der den Raum bildenden Elemente Boden, Wand und Decke, das wichtigste“, sagt Jochen Messerschmid, Architekt und Inhaber des Stuttgarter Architektur- und Innenarchitekturbüros MAI.

Echtholz ist und bleibt edel: Geölte, im Würfelmuster verlegte Eichendielen bei Möller & Möller in Hannover.

Echtholz ist und bleibt edel: Geölte, im Würfelmuster verlegte Eichendielen bei Möller & Möller in Hannover.
Foto: H.G. Esch für Inna Architektur Innen Welten

Zumal der Bodenbelag nicht nur den Sehsinn anspricht: Da man direkt auf ihm gehe, könne man ihn „auch spüren, hören und manchmal, etwa wenn es sich um einen neuen Holzboden handelt, sogar riechen“, so Messerschmid weiter.

Der Boden beeinflusst die Raumakustik und zumindest indirekt auch die Customer Journey: „Wechselt der Kunde etwa von einem harten Bodenbelag auf einen hochflorigen Teppich, verlangsamt er unwillkürlich den Schritt und nimmt alles bewusster wahr“, weiß Messerschmid.

Der ohnehin schon hohe Stellenwert des Bodenbelags dürfte noch weiter zunehmen: Da der stationäre Handel als Erlebnisraum in der Innenstadt einen Mehrwert bieten muss, hat laut der Münchener Innenarchitektin Inna Dobiasch nicht nur „die gesamte Store Identity an Bedeutung gewonnen“, es geht „im Zeitalter des Multichannel-Marketings auch darum, eine Beziehung zwischen der Identität des Stores und dem Lebensgefühl des Kunden herzustellen“, so Inna Dobiasch.

Ein natürlicher Bodenbelag darf sich im Lauf der Zeit verändern. Durch Gebrauchsspuren wird er eher noch spannender.

Jochen Messerschmid

Architekt und Inhaber, Architektur- und Innenarchitekturbüros MAI

Nachhaltigkeit Mitentscheidend

Grund genug, sich intensiv mit der Wahl eines neuen Bodenbelags auseinanderzusetzen. Dass ein Bodenbelag in Retail-Objekten höchst strapazier- und widerstandsfähig sowie pflegeleicht sein muss, versteht sich. Zudem sollte er „rutschhemmend sowie spiegelfrei sein“, empfiehlt Inna Dobiasch.

Auch Langlebigkeit ist für sie – Stichwort Nachhaltigkeit – ein wichtiger Aspekt. „Holzdielen etwa überleben mehrere Umbauten und müssen nach circa 20 Jahren lediglich ausgebessert, abgeschliffen und neu geölt werden“, so die Expertin, „dann sehen sie wieder aus wie neu.“ Voraussetzung für die Langlebigkeit ist allerdings eine fachgerechte Pflege.

Für Store-Konzepte, bei denen Farbe eine Rolle spielt und eine gewisse Rauheit gewollt ist, ist eingefärbter Beton ein hochinteressanter neuer Trend.

Inna Dobiasch

Innenarchitektin

PVC bleibt

Auch was den großen Bereich der elastischen Böden betrifft, ist Nachhaltigkeit ein entscheidendes Kriterium. Der Stuttgarter Architekt Frank Dittel von DIA Dittel Architekten prophezeit, dass „Produkte, bei denen CO2-Neutralität keine Rolle spielt, deutlich an Relevanz verlieren werden“.

Bewusst archaisch: mit Expoxidharz übergossener Bestandsboden bei „Der Stall“ von TC Buckenmaier in Crailsheim.
Foto: MAI Messerschmid Architekten und Innenarchitekten

Kim Marc Bobsin von Seel Bobsin Partner Designkonzeptionen, Hamburg, hält zudem „Recyclingfähigkeit und Trennbarkeit von Verbundmaterialien für maßgebliche Auswahlkriterien“.

Inna Dobiasch empfiehlt ihren Bauherren „nachdrücklich Produkte mit Cradle-to-Cradle-Zertifizierungen“. Allerdings „spielt der Preis bei der Entscheidung für oder gegen ein nachhaltiges Produkt grundsätzlich die entscheidende Rolle“, beobachtet Jochen Messerschmid. Insbesondere im Fall großer Flächen und eher kommerzieller Formate „werden PVC-Böden daher aus finanziellen und praktischen Gründen weiterhin erfolgreich sein“. Allerdings raten die Gestalter von Dekoren mit Holz-, Stein- oder Beton-Imitaten ab, zugunsten eigenständiger Designs.

Kim Marc Bobsin hofft, dass „die technischen Möglichkeiten in der Herstellung dazu genutzt werden, neue abstrakte oder graphische Designs zu entwickeln und nicht nur die Natur nachzuahmen“. Einen neuen Trend sieht Bobsin zu „Pastellfarben oder künstlichen Farbwelten in monochromen Farbstellungen oder im Colourblocking“.

Für recycelte Bodenbeläge müssen Optiken entwickelt werden, die den Recycling-Aspekt zum Ausdruck bringen. Denn Recycling heißt ja auch, mit Makeln zu leben.

Kim Marc Bobsin

Seel Bobsin Partner Designkonzeptionen

Bambus und sogar Olive

Im Bereich der Holzböden hält Messerschmid die populäre Eiche nach wie vor für „eine dankbare Holzart, mit der man nichts falsch machen kann“, geht aber gleichzeitig davon aus, dass das Spektrum der für Böden relevanten Hölzer sich erweitern wird.

Frank Dittel erwartet, dass „die Eiche durch andere Hölzer wie Nussbaum oder Lärche abgelöst wird“. Inna Dobiasch verweist auf Bambus und sogar „Olive dort, wo die starke Maserung und honiggelbe Farbe zum Store-Design passen“.

Was die Formate anbelangt, plädiert Frank Dittel dafür, „spielerischer mit unterschiedlichen Formaten umzugehen“. Auf diese Weise könne man auch Zonierungen innerhalb einer einzigen Materialität umsetzen. Ebenso wie die in den letzten Jahren bevorzugten Verlegemuster wie Fischgrät oder Französisches Fischgrät dürfte der Trend zu großformatigen Elementen grundsätzlich jedoch bestehen bleiben.

Der Stellenwert der Nachhaltigkeit ist immens gestiegen. Auch bei Bodenbelägen fordern Bauherren explizit nachhaltige Lösungen.

Frank Dittel

Architekt, DIA Dittel Architekten

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