„Die übergeordneten Bodentrends im Retail sind von Konstanz geprägt, die Mehrheit unternimmt keine allzu großen Experimente“, so die Feststellung von Simon Knauf, Head of Regional Marketing DACH bei Nora Systems.
Terrazzo in vielen Farb- und Muster-Variationen ist eine interessante Option.
Foto: Tarkett
Daher überrascht es nicht, dass im Mittelpunkt der Kollektionen elastischer Bodenbeläge weiterhin Holzdesigns mit einem starken Akzent auf Eichenoptiken stehen, flankiert von Stein- und Betondesigns. In den letzten Jahren haben die Hersteller diese Dekorfamilien konsequent in Richtung Authentizität weiterentwickelt, auch durch die Möglichkeiten des Digitaldrucks, der weitere Innovationen in Aussicht stellt. „Authentizität ist das beherrschende Thema“, sagt Thorsten Beinke, Decor Director bei Tarkett. „Wir sind inzwischen ganz nah am echten Holz“, freut er sich.
Die vielen authentischen Eichen-Nachbildungen sind laut Annika Windmöller, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Windmöller, „in sämtlichen Schattierungen von hell gekälkt bis dunkel, von ruhig bis rustikal“ erhältlich. Viele Hersteller beobachten allerdings, dass dabei die helleren und graustichigen Holztöne, also auch die Palette der Nordic Looks, rückläufig sind.
Zunehmend gefragt sind dagegen die natürlichen Nuancen. Auch Bernd Greve, Geschäftsführer von Project Floors, beobachtet, dass „die dunkleren Eichenoptiken wieder vermehrt nachgefragt werden.“
Außergewöhnliche Effekte
Doch auch Holz-Dekore mit speziellen Effekten finden ihren Markt. „Sägeraue Optiken und Effekte von gebranntem oder verkohltem Holz entwickeln sich sehr gut“, so die Erfahrung von Jens Puda, Marketingleiter DACH bei Forbo Flooring. Diese und andere Dekore im Vintage-Look, zum Beispiel mit Effekten von abblätternder Farbe oder Rissen zeigen, „dass auch ein Bodenbelag eine Geschichte erzählen kann“, sagt Frank Selbeck, Marketingleiter bei Gerflor Mipolam, der „solche mutigen, neuen Interpretationen“ gerade für den Ladenbau für sehr wichtig hält.
Aber auch andere Holzarten wie Ulme, Kastanie, Pinie, Walnuss, Esche oder Erle können, so Annika Windmöller, „für ein spezifisches Designkonzept genau die richtige Lösung sein.“ Von der Wirkung der edlen bis experimentellen Holzoptiken nicht zu trennen sind die Verlegemuster. „Mit Fischgrät oder Chevron lassen sich imposante Raumwirkungen erzielen“, sagt Bernd Greve. „Sie bieten sich im Ladenbau insbesondere dann an, wenn eine elegante und hochwertige Atmosphäre geschaffen werden soll.“
Auch der Trend zu immer größeren Planken ist ungebrochen. „Die Limitierung wird nur noch durch die Transportmöglichkeiten vorgegeben“, sagt Annika Windmöller. Und, darauf weist Frank Selbeck hin, „durch die Verarbeitungsmöglichkeiten durch die Handwerker. Bei Plankenlängen von über 1,80 Meter ist die Grenze erreicht.“ XXL-Formate sind auch bei den Fliesen der Beton-, Stein- und Zement-Optiken besonders gefragt. Farblich werden – ähnlich wie bei den Hölzern – allgemein zunehmend wärmere Farbwelten favorisiert – in einem Teil des Marktes aber auch eher kältere Nuancen.
Wärmere Farben
Natürlichkeit und eine authentische Wirkung sind auch bei Beton- und Steindekoren extrem wichtig“, sagt Objectflor-Geschäftsführer Stephan Wolff. In diesem Bereich spielen auch klassische Terrazzo- oder Marmor-Looks eine Rolle, ebenso wie Vintage- und Used-Optiken etwa mit Rissen und Gebrauchsspuren.
Materialkombination am Fußboden aus natürlicher Eichen-Optik mit Beton-Optik.
Foto: Forbo Flooring
Aber auch experimentelle Designs wie Betonoptiken mit darübergelegten ornamentalen oder floralen Mustern bieten kreative Möglichkeiten. Die viel gefragten Dekore im Holz- und im Stein- oder Beton-Look können nicht nur solo Wirkung entfalten. Moderne Bodenbelagskollektionen bieten auch die Möglichkeit, durch Kombinationen interessante Kontraste zu erzielen.
„Materialkombinationen, etwa Eiche- zu Beton-Optik, werden immer wichtiger“, sagt Frank Selbeck, „Mix & Match ist ein starker Trend.“ Auch durch den Einsatz farbiger Elementen kann man individuelle Gestaltungsideen umsetzen, sei es zur Akzentuierung, Abgrenzung oder Zonierung bestimmter Bereiche.
Hier kommen auch Unis zum Einsatz, bei denen warme und kalte Grau-Nuancen dominieren. Und: „Bedingt durch Covid-19 werden auf dem Boden ganz neue Hingucker durch Abstandsmarkierungen, Laufrichtungszeichen, Texte, Icons oder Piktogramme geschaffen“, sagt Silke Hüsgen, Director Sales & Marketing von Visuals United.
Lose Verlegung
Ebenso entscheidend wie die Auswahl der richtigen Dekore ist es, die individuell passende Anwendungstechnologie zu finden. Immerhin rund 80 Prozent der Bodenbeläge auf Retailflächen werden fest verklebt, für bestimmte Situationen sind jedoch spezielle Lösungen gefragt.
Daher haben viele Hersteller in die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Loose-Lay- oder Rigid-Core-Produkten investiert, die für temporäre Flächen, im Falle einer engen Zeitplanung oder bei bestimmten vorgegebenen Untergrund-Situationen schnelle, flexible und technisch überzeugende Lösungen bieten. Generell wichtig ist die Nachhaltigkeit von Boden-Lösungen (siehe Interview). Vor diesem Hintergrund gewinnen CO2-neutral hergestellte Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen wie Linoleum oder sogenannte Bio-Böden weiter an Relevanz. Durch innovative Oberflächenvergütungen und neue Designs werden sie auch für den Retail immer attraktiver.
Schmutzfangmatten: Sauber gelaufen
Wenn es draußen regnet oder schneit, sieht es in Eingangsbereichen schnell dreckig aus. Schmutzfangmatten haben sich bewährt, um den Eingangsbereich sauber zu halten. Graue Matten sind der Standard im Einzelhandel, inzwischen bieten bunte und fotorealistische Motive neue Gestaltungsmöglichkeiten.
