„Lichtinszenierung braucht Know-how" | stores+shops

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Dallmayr in München: Jeder Bereich ist individuell optimal beleuchtet innerhalb eines übergeordneten, harmonischen Beleuchtungskonzepts.
Foto: Krewinkel

„Lichtinszenierung braucht Know-how”

Der Lichtplaner und -gestalter Joerg Krewinkel will dem Einzelhandel Mut machen, sich an moderne, dynamisch gesteuerte LED-Lichtkonzepte heranzutrauen und plädiert für Schulungsmaßnahmen für das VM-Personal, damit es die Lichtszenerien an die „Action auf der Fläche“ selbst anpassen kann.

Läden entwickeln sich immer stärker zu sozialen Treffpunkten. Was bedeutet das für den Lichtplaner und -designer?

In der Shoppingwelt von morgen geht es deutlich dynamischer zu. Wir arbeiten gerade an einem entsprechenden Konzept namens „Bridge“ für die Migros in Zürich. „Bridge“ ist stark auf ein junges, hippes, kaufkräftiges Publikum ausgerichtet, das den Working Space auf der Europa-Allee mit Freizeitgestaltung und Shopping-Erlebnis verbinden will und kulinarische, Convenience- und Freizeitangebote unterschiedlichster Art erwartet, von Afterwork-Partys über Wrestling-Events, Konzerte und Lesungen bis zum Erlebniskochen. „Bridge“ ist jederzeit wandelbar in der Raumaufteilung. Entsprechend dynamisch muss die Beleuchtung ausgelegt sein.

Jeder Bereich benötigt also seine eigenen Lichtverhältnisse?

Es geht ja darum, Stimmungen zu erzeugen. In der zweigeschossigen Retail-Fläche werden wir auf eine reine Strahlerbeleuchtung setzen, die eine kontrastreiche Szenerie zwischen Highlight-Flächen und Bewegungsflächen entstehen lässt und jederzeit flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden kann. Im Verkauf gibt es andere Beleuchtungsanforderungen als in der Gastronomie und wieder andere bei Lesungen etc. Diese Anforderungen müssen frühzeitig in die Planung der verschiedenen Areas eingehen. Lichtplaner und -gestalter sind hier gefordert, diese Beleuchtungsszenerien zu kuratieren, harmonisch zu gestalten und fließende Übergänge zwischen den Bereichen zu schaffen.

Muss dann bei jeder neuen Beleuchtungssituation stets erst der Techniker kommen?

Man benötigt ein gut geschultes Personal, das auch die entsprechende Sensibilität für emotionalisierende Lichtstimmungen mitbringt und über Lichtsteuerungssysteme die programmierten Lichtszenen für den jeweiligen Anlass adaptieren kann. Unsere originäre Aufgabe als Lichtplaner ist es auch, Visual Merchandiser im Rahmen der Inbetriebnahme zu schulen und sie dazu zu befähigen, Licht anders, intensiver wahrzunehmen, es als immens wichtigen Teil dieser modernen, erlebnisorientierten Retail-Konzepte zu begreifen.

Ist es richtig, dass viele deutsche Händler auch nach gut einem Jahrzehnt LED-Erfahrung nach wie vor eine eher skeptische Einstellung zu dieser Technologie haben?

Hier offenbart sich tatsächlich noch ein Umgang mit Beleuchtung, der sehr an der konventionellen Lichttechnologie orientiert ist. Das Interesse, sich damit zu befassen, sich der Technologie zu nähern, einfach mal auszuprobieren, fehlt teilweise. Der Handel schöpft das Potenzial, das die LED heute für erlebnisorientierte Inszenierung von Waren, Räumen und Events bietet, nicht aus, weil er die notwendigen Steuerungssysteme nicht nutzt. Viele Betreiber trauen sich auch einfach nicht, die kleinen Strahlerköpfe mal eben selbst auf eine neue Beleuchtungssituation auszurichten.

Ein deutsches Phänomen?

In asiatischen Ländern zeigen sich Retailer jedenfalls sehr viel aufgeschlossener, sie haben eine höhere Affinität zu mobilen Steuerungssystemen, diese werden bei der Projektierung gleich mit berücksichtigt.

Auch die Sanierung des Lichtkonzepts im Traditionshaus Dallmayr in München folgte dem Ziel, eine Wohlfühlatmosphäre und ein neues Shoppingerlebnis zu schaffen.

Dallmayr ist ein Touristenmagnet. Allein 2,8 Millionen Besucher internationaler Herkunft zählt das Unternehmen jedes Jahr. Das ergibt eine Tagesfrequenz von rund 9.000 Besuchern pro Tag! Vorgefunden haben wir sehr enge Räumlichkeiten und eine veraltete Lichttechnik. Wir haben hier ein Lichtkonzept installiert, das auf die vielen unterschiedlichen kulinarischen Angebote und Bereiche – Verkauf an Frischetheken und vorverpackte Waren, Gastronomie, Bistro, Weinbar – mit einem differenzierten und balancierten Lichtkonzept antwortet.

Wie sind Sie vorgegangen?

Wir haben mit einem Kontrastfaktor von 10:1 (1.000 Lux auf der Ware, 100 Lux auf der Orientierungsebene) beleuchtet, um die Attraktivität dieses vielfältigen Angebots zu betonen. Dallmayr nutzt jetzt über ein Lichtsteuersystem fünf von uns programmierte Lichtstimmungen, die dem natürlichen Tageslichtverlauf nachempfunden sind und abends die Bar zu einem schönen, intimen Erlebnisort machen. Besondere Eyecatcher wurden mit der beleuchteten historischen Architektur und der lichttechnischen Betonung von wieder freigelegten Spitzbögen geschaffen. Gleiches gilt für die Fischtheke, die durch die Art der Beleuchtung erst ihre interessante, schuppenartige Oberfläche offenbart. Mit Licht können dreidimensionale Effekte auf Strukturen erzeugt werden, die das Raumerlebnis steigern.

Das Unternehmen Lichtkompetenz bezeichnet sich als 100-Prozent-Serviceprovider. Was heißt das?

Wir lassen den Kunden nach der Planung und Ausführung nicht allein. Wir richten bis unmittelbar vor Inbetriebnahme die gesamte Beleuchtung exakt auf die fertige Präsentation zur Eröffnung ein und bieten auch darüber hinaus einen Post-Service an. Es ist aus unserer Sicht ganz wichtig, Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, auch während des alltäglichen Geschäfts das Licht selbst optimal auf veränderte Szenerien auszurichten.

Das Interview führte Brigitte Oltmanns.

Der Profi: Jörg Krewinkel

Jörg Krewinkel war nach einer kaufmännischen Ausbildung 15 Jahre Leistungssportler im Handball, u.a. Nationalspieler. Er kam über ein Traineeship zur Beleuchtungsbranche, in der er nun seit über 30 Jahren tätig ist. Die von ihm gegründete Firma Lichtkompetenz mit Hauptsitz in Zürich ist seit 18 Jahren auf dem Markt und hat mittlerweile Büros in Sofia/Bulgarien und Honkong, die durch die weltweite Projektarbeit entstanden. Krewinkel vertritt den Ansatz des Full-Service-Provider, vom Konzept bis zur Inbetriebnahme.

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