LED erfordert einen neuen Umgang mit Licht | stores+shops

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Individuelles Lichtkonzept mit natürlicher Weiß- und Farbwiedergabe bei Reserved, hier in Frankfurt
Foto: Zumtobel/Henning Moser

LED erfordert einen neuen Umgang mit Licht

Die Umrüstung auf LED löst derzeit nicht in allen Handelsunternehmen Begeisterung aus. Trotz energiesparender Beleuchtung sinkt die Stromrechnung nicht – oder steigt sogar. stores + shops hat die Lichtindustrie zu den Gründen befragt sowie zu Möglichkeiten, Reboundeffekte zu vermeiden.

Die Umstellung von konventioneller auf energiesparende LED-Beleuchtung gehört nach wie vor zu den wichtigsten Energieeffizienz-Maßnahmen im Handel. In Gesprächen mit Händlern wird allerdings immer wieder deutlich: Die Umrüstung auf LED hat nicht überall eingelöst, was versprochen wurde – nämlich Energieeinsparungen in einer nicht unbeträchtlichen Größenordnung. Manchmal tritt sogar der gegenteilige Effekt ein – die Stromrechnung steigt.

Die Ursachen für diesen sogenannten Reboundeffekt sehen Handelsunternehmen unter anderem darin, dass sie noch mehr Licht auf ihren Flächen einsetzen als vor der Umrüstung. Als Hintergrund dafür vermutet man den immer stärkeren Wettbewerbsdruck gegenüber dem Online-Handel: Stationäre Händler streben danach, ihre Verkaufsflächen noch attraktiver, emotionaler und erlebnisreicher zu gestalten, nicht zuletzt mithilfe von zusätzlichen Lichtquellen.

Dies könnte indes auch auf ein grundlegendes Problem im Umgang der Anwender mit der noch neuen LED-Technologie hindeuten: Nicht überall scheint angekommen, dass die Wirkmechanismen von LED-Licht nicht vergleichbar sind mit der konventionellen Shopbeleuchtung, sondern einen ganz neuen Umgang mit Licht erfordern.

Die Leuchtenindustrie beobachtet derzeit unterschiedliche Problematiken und Fehler, die im Zuge der Umrüstung der Handelsflächen auf LED-Beleuchtung auftreten. Zum einen gibt es bei der Leuchtenqualität insgesamt durchaus qualitative Unterschiede – wichtige technische Stichworte sind hier die Lichtverteilung der LED-Chips, die Reflektortechnik und die Abstrahl-Charakteristik.

Grundbeleuchtung neu denken

Breite Übereinstimmung herrscht bei allen befragten Herstellern vor allem darin, dass Licht auf den Verkaufsflächen teilweise verschwendet statt effizient eingesetzt werde. „Wir erleben immer häufiger, dass der Markt das Potenzial der LED nicht zur Energieeinsparung umsetzt, sondern dazu nutzt, um Flächen zu überstrahlen und eine ‚Lichtsuppe‘ ohne Akzente zu erzeugen“, sagt beispielsweise Tobias Hendrik Jonk, auf Retail-Anwendungen spezialisierter Produktmanager bei der Zumtobel Group. „Wenn die Erwartungen an Effizienzgewinne nach einem LED-Relighting nicht erfüllt werden, liegt das daran, dass konventionelle Lichtkonzepte eins zu eins von der Altanlage übernommen werden“, meint Bäro-Marketingdirektor Christof Volmer. In einer solchen „Lichtsoße“ werde umso stärkeres Akzentlicht benötigt.

Ineffizient sei es außerdem, wenn die Beleuchtung nicht auf Raum, Architektur und Einrichtung eingehe, wenn also zum Beispiel nicht mit gerichtetem und vertikalem Licht gearbeitet wird und man die Möglichkeiten von speziellen LED-Optiken mit differenzierten Lichtverteilungen nicht nutzt, so Volmer. In diesem Sinne ist auch Nahla Afifi, Leiterin Lichtplanung bei Oktalite davon überzeugt, Kunden bräuchten ein neues Verständnis von Grundbeleuchtung.

Insgesamt plädieren die Hersteller dafür, das durchschnittliche Beleuchtungsniveau eher niedrig zu halten. Das differenzierte Spiel mit Licht und Schatten sowie mit bewussten Kontrasten erst mache das Beleuchtungskonzept spannend. „Einzelhändler, Architekten und Planer könnten heute mit Licht gezielt einen Spannungsbogen aufbauen und dafür flexibel mit verschiedenen Abstrahlwinkeln arbeiten, um das Licht dorthin zu lenken, wo es das Produkt am besten in Szene setzt“, so Thorsten Hegener von Ledvance.

Weniger Leuchten

Eine professionelle Lichtplanung ist unabdingbar, um eine lebendige, kontrastreiche Beleuchtung mit dem Einsatz von weniger Leuchten zu erzielen und damit sinkende Kosten pro Quadratmeter Verkaufsfläche realisieren zu können. Gelungen ist dies laut Oktalite bei Edeka Habig in Bad Soden-Salmünster. Der Auftraggeber habe seine Anforderungen genau definiert. Geschäftsführer Jan Habig: „Jeder Winkel hat das Licht bekommen, das er braucht.“

Auch Zumtobel hat das Lichtkonzept für die Europa-Expansion der Modemarke Reserved auf die individuellen Bedürfnisse des Handelspartners zugeschnitten. Einen wesentlichen Beitrag leisten dabei spezielle LEDs, deren Farben und Weißtöne nicht übersteuert, sondern natürlich und farbgetreu eingestellt sind.

Nicht immer finden Lichtplaner in der Planungsphase Idealbedingungen vor. In der ersten Planungsphase beim Handel zeige sich nicht selten: Energiemanagement/Bauabteilung, Verkauf/ Marketing, Visual Merchandising oder Architekten setzen jeweils eigene Prioritäten beim Zusammenspiel von Energiekostensenkung und Lichtplanung. Markus Keller, Leiter Key Account Management bei Ridi beobachtet: Unzureichende Abstimmung aller Beteiligten resultiere dann oft in kurzfristigen Änderungen bzw. Ergänzungen des Konzepts, die den Energieverbrauch ungünstig beeinflussen. Heißt im Umkehrschluss: Ein attraktives und zugleich energieeffizientes Beleuchtungskonzept kann nur aus einer gemeinsamen Entscheidungsfindung aller Beteiligten heraus erwachsen. Damit gehören auch die Lichtplaner von vornherein mit an den Tisch.

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

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