
Die eingescannten Materialien, die als Grundlage für die Entwicklung des Design dienen
Foto: Gerflor
Gestalterische Trends kommen nicht aus dem Nichts, sie entstehen – und vergehen – aufgrund kultureller Strömungen und spiegeln Trends in unserer Gesellschaft. Das gilt auch für die Trends bei Bodenbelägen. Dass Holzoptiken schon seit einer gefühlten Ewigkeit das erfolgreichste Design bei elastischen Bodenbelägen sind, ist daher kein Zufall. „Es gibt einen psychologischen Grund dafür: Wir alle wollen zurück zu unseren Wurzeln“, sagt Gino Venturelli. „Wenn wir uns mit Holz umgeben, bringen wir unsere Verbundenheit mit der Natur zum Ausdruck.“ Als Chef-Designer von Gerflor ist es Venturellis Aufgabe, dieses Bedürfnis aufzugreifen und in ein Design für einen Bodenbelag zu übersetzen. Doch wie genau funktioniert das?
„Am Anfang steht immer das natürliche Material – und dann fügen wir Kreativität hinzu“, sagt Gino Venturelli. Das natürliche Vorbild wird tatsächlich eingescannt – doch das ist nur einer der zahlreichen Schritte des Designprozesses. Denn der beginnt mit einem Blick über den Tellerrand: Venturelli besucht internationale Design-Messen, „die gar nichts mit unserer Branche zu tun haben“, wie etwa die Garnmesse Pitti Filati in Florenz, tauscht sich mit Kollegen in Designstudios aus, recherchiert in Kunstausstellungen und analysiert die Trends in den Mode-, Interior und Kunstmagazinen. Auf der Grundlage dieser Inspirationen werden Trend-Themen entwickelt, aus denen konkrete Designideen hervorgehen.
Vielfältige Inspiration
Das ist ein Prozess, der praktisch niemals endet, denn auch bewährte Designs entwickelt Venturelli mit seinem sechsköpfigen Team immer weiter, und so „gibt es jedes Jahr feine Unterschiede.“ Parallel dazu kreiert er eigene Themen, um ganz neue Trends zu setzen. „Die Leute von einem Trend zu überzeugen, bevor er allgegenwärtig ist – das ist die große Herausforderung“, sagt Venturelli – und ein großer Erfolg, wenn es gelingt. So wie bei den Terrazzo-Optiken: „Die haben wir vor vier Jahren erstmalig angeboten – und jetzt kennt sie jeder“.
Damit die Ideen auch bei einem so soliden Produkt wie einem elastischen Bodenbelag nie versiegen, „muss man die Kreativität jeden Tag nähren“. Und dabei sollte man immer „den gesamten Raum im Sinn haben“, sagt Gino Venturelli, „an den Boden allein denke ich nie.“
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