Der Einzelhandel mit Fotokameras und Fotozubehörhat schon bessere Zeiten erlebt. Seitdem das Smartphone über eine weiterentwickelte Kameratechnologie verfügt, ist das Segment der Kompaktkameras, das 2012 noch etwa 40 Prozent vom Gesamtmarkt ausmachte, praktisch weggebrochen. Gleichzeitig führte das Internet zu einem Umbruch der klassischen Vertriebsstrukturen in der Fotobranche mit der Folge, dass heute gut ein Drittel des Marktvolumens der Fotobranche auf den Online-Kanal entfällt.
„Die Umbrüche in der Branche und das veränderte Kaufverhalten haben wir bereits frühzeitig erkannt“, sagt Thomas Görner, Geschäftsführer der Hifi & Foto Koch GmbH. Das Fachgeschäft an der Schadowstraße in Düsseldorf ist seit 1920 eine Institution in Düsseldorf und bei Hobbyfotografen auch über die Grenzen der NRW-Landeshauptstadt hinaus bekannt. Als die großen Versandhändler wie Otto oder Conrad noch über ihre Internetstrategie nachdachten, eröffnete Foto Koch schon Ende der 90-er Jahre einen Webshop zusätzlich zu seinem stationären Geschäft. Das Internet entwickelte sich fortan schnell zu einem wichtigen Absatzkanal. Im Stammhaus verfügt das Unternehmen über ein 450 qm großes Lager,von dem aus sowohl die Online-Bestellungen als auch das stationäre Geschäft abgewickelt werden. „Eine strikte Trennung zwischen Online und Offline, wie sie bei vielen Wettbewerbern gelebt wird, wollten wir von Anfang an vermeiden“, blickt Görner zurück.
Physisches Erlebnis
Als Konsequenz aus den Veränderungen wurde das Ladenkonzept an der Schadowstraße Ende 2015 komplett neu gestaltet mit dem Ziel einer nahtlosen Verknüpfung von Online- und Offline-Welt. Das ca. 220 qm große Ladenlokal sollte als eine Art Showroom das physische Erlebnis der Produkte aus dem rund 25.000 Artikel umfassenden Online-Sortiment von Foto Koch ermöglichen. Der größte Teil der Online-Käufer stammt aus dem Einzugsgebiet Düsseldorf, und auf diese Kundengruppe zielt die Shop-Strategie.
Beim Redesign des Ladenlokals, das 1992 seinen letzten Umbau erfahren hatte, setzt Foto Koch auf Wertigkeit. Das architektonische Konzept ist an eine Balgenkamera angelehnt. Der vordere linke Teil des Raumsist in U-förmige Nischen aufgefächert. Für die Präsentation des Fotozubehörs steht dadurch eine dreimal so große Fläche zur Verfügung im Vergleich zu einer linearen Wandpräsentation. Hinzu kommt der optische Effekt der Übersichtlichkeit. Die Nischen mit den Artikeln aus dem heterogenen Zubehörsortiment erschließen sich dem Besucher erst im Laden, ohne ihn schon beim Eintritt mit geballtem Warendruck optisch zu erschlagen.
Eine durchgängige Verkaufstheke, dahinter hunderte bis an die Decke gestapelter Kartons mit Kameras und Objektiven – von diesem für den Fotofachhandel typischen Verkaufsprinziphat sich Foto Koch verabschiedet. Stattdessen stehen Verkäufer und Kunden nebeneinander an einem großen Beratungstisch und schauen gemeinsam auf die dort integrierten Bildschirme, die technische Details zu den Produkten oder verfügbare Lagerartikel anzeigen. Schulter an Schulter stehend, gewährt man dem Kunden Transparenz und Einblicke in den Warenbestand, kommuniziert sozusagen auf Augenhöhe mit ihm. Über Touch-Bildschirme an den Wänden kann sich der Kunde über die vertraute Web-Plattform von Foto Koch auch selbst über die Produkte informieren.
Verglaste Vitrinen an den Wänden präsentieren die Fotokameras. Drei hochwertig gestaltete, runde Display-Inseln laden zum Ausprobieren der Kameras ein. Digitale Preisschilder an den Produkten ermöglichen flexible und schnelle Preisänderungen. Darüber hinaus lassen sich interne Informationen wie aktueller Warenbestand, Lagerort, Preise von Wettbewerbern oder Rezensionen aus Kundenbewertungen einspielen. Ein stilvoll restauriertes und nachträglich illuminiertes 50er-Jahre-Möbel präsentiert das Secondhand-Sortiment. Auffällig ist das breite Angebot an Fotostativen im Store. Stative werden laut Thomas Görner bevorzugt stationär gekauft, da der Hobbyfotograf die Größe und das Gewicht vor dem Kauf beurteilen will.
Community fördern
Dem Umbau des Ladengeschäfts ging bei Foto Koch eine komplette Neuausrichtung der Marketingstrategie voraus. „Im Fotofachhandel sind 80 Prozent der Kunden technikinteressierte Männer über 55 Jahre. Die Neupositionierung zielt jedoch auf eine digital-affinere, jüngere Zielgruppe. Die Motivation dieser Zielgruppe ist nicht die Technik der Kamera, sondern die Kamera als Werkzeug, um die eigene Kreativität auszuleben und diese mit anderen zu teilen“, zeichnet Thomas Görner ein präzises Bild der anvisierten Zielgruppe. Stimmungsvolle, großformatige Fotos an den Wänden des Verkaufsraums sollen die Kunden zum Nachahmen inspirieren und ermutigen, sich kreativ auszudrücken – einfach die Kamera in die Hand zu nehmen und zu fotografieren.
Die Aufforderung, beim Ausbau des Hobbys „Fotografie“ Mut zur Kreativität zu zeigen, unterstützt Foto Koch durch ein breites Bündel an Marketingmaßnahmen. Dazu zählen regelmäßige Vorträge und Neuheitenpräsentationen im Store, aber auch Angebote zur Weiterbildung, bildliche Inspirationen durch eine Kundenzeitschrift, Content- und Social-Media Marketing, Fotoausstellungen, Stammtische und weitere Events.
Wegen der starken Omnichannel-Ausrichtung müssen die Serviceleistungen bei Foto Koch nahtlos zwischen Online und Offline ineinandergreifen. Etwa drei Viertel der Online-Besteller lassen sich die gekauften Artikel nach Hause liefern, der Rest holt die Ware im Laden ab. „Click & Collect“ soll bald auch über eine Packstation möglich sein, die sich nahe am Gebäude befindet und die Abholung auch außerhalb der Geschäftszeiten ermöglichen soll.
Fotos (4): Foto Koch
Weitere Informationen: redaktion@ehi.org
Foto Koch
Adresse Schadowstraße 60-62, Düsseldorf City
Eröffnung Ersteröffnung 1920.
Letzter Komplettumbau im November 2015
Verkaufsfläche 220 qm
Lagerfläche 450 qm
Anzahl Mitarbeiter 20 (ohne Versandhandel)
Storedesign Ole Sondressen, New York
Ladenbau HE B Ladenbau
Beleuchtung Erco
Fußboden Brillux