Blick zur Storefront
Foto: Andreas Murkudis

Seit Juli 2011 residiert Murkudis in der ehemaligen Druckerei der Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“. Die in einem Hinterhof der Potsdamer Straße gelegene Fläche präsentiert auf 600 qm Damen- und Herrenmode, Schuhe, Taschen und Accessoires sowie auf 400 qm ausgefallene Düf­te, Spirituosen, Kosmetik, Brillen und ausgewählte Produkte für Kinder.  

Das Loft war immer schon eine Oase der Ruhe fernab der hekti­schen Shopping-Hot-Spots der Hauptstadt, puristisch gestaltet, hell und weitläufig, mit klarem Fokus auf dem Produkt. Das hat sich nicht geän­dert. Doch aufgrund der Erneuerung der wesentlichen Gestaltungsele­mente Licht, Boden und Warenträger entwickelt die gesamte Fläche nun eine neue Strahlkraft. „Wir haben große und kleine Veränderungen vor­genommen“, sagt Andreas Murkudis.  

3.000 kg Stahl  

In einem Nebenraum werden kleinere Sortimente präsentiert, hier ist auch die Farbe Schwarz im Einsatz
Foto: Andreas Murkudis

Das weiße, individuell entwickelte hölzerne Stufengestell im Zentrum des Stores, auf dem ausgewählte Einzelteile und Objekte präsentiert werden, blieb als Fixpunkt erhalten. „Das ist unser Wiedererkennungsmerkmal“, sagt Murkudis. Der vorher dunkelbraune Echtholzboden wurde viermal abgeschliffen, bis die gewünschte helle Eichen-Nuance zum Vorschein kam. LED-Lichtbänder an der 8 m hohen Decke tauchen den weißen Raum in strahlend helles Licht; ein kunstvolles Leuchten-Objekt lenkt die Aufmerksamkeit auch in den Nebenraum.  

Die weiß sandgestrahlten Kleiderstangen, auf denen ein Großteil des Sortiments präsentiert wird, hat ein Schlosser aus 3.000 kg Stahl handgefertigt. Die schlichten, 1,60 m bzw. 1,90 m hohen Elemente kön­nen separat stehen oder in beliebiger Länge miteinander verbunden wer­den. Diskrete Aufstecker zeigen den Namen des jeweiligen Designers. Die Kleiderstangen wie das gesamte Konzept sind in Zusammenarbeit mit dem Berliner Architekturbüro Gonzalez Haase entstanden. „Die Archi­tekten von Gonzalez Haase haben ihr Büro gleich im Nachbargebäude“, sagt Andreas Murkudis, „wir sehen uns fast täglich, tauschen uns per­manent aus und überlegen, was man verändern kann.“

Themen-Shops für Schuhe  

Der polnische Schuhfilialist CCC präsen­tiert in seinem kürzlich eröffneten Flag­ship-Store am Berliner Tauentzien ein neu­entwickeltes Storekonzept.

CCC Schuhe: jetzt in sachlicherem Design ohne Holzelemente
Foto: CCC

Einen interessanteren Standort hätte der pol­nische Schuhfilialist CCC kaum finden können, um ein neues Store-Konzept zu präsentieren: am Berliner Tauentzien, genau gegenüber vom KaDeWe und umgeben von Mitbewerbern wie Leiser, Shoe City, Deichmann oder Görtz, die hier ebenfalls ihre Flagship-Stores betreiben.  Die 1.800 qm große Fläche über zwei Eta­gen in der Immobilie der alten SEB Bank aus den 50er-Jahren ist der 7. CCC-Store in Ber­lin und der 79. in Deutschland. Internatio­nal betreibt das polnische Unternehmen, das einen großen Teil seines Sortiments selbst produziert, rd. 750 Filialen in 20 Ländern sowie E-Commerce.  

Das für die Fläche mit den Segmenten „Damen“ (über 50 % Sortimentsanteil), „Her­ren“, „Kinder“ und „Sport“ von einem internati­onalen Architekten-Team entwickelte Store-Kon­zept ist für CCC zukunftsweisend. „Wir arbeiten hier mit einem themenbezogenen Shop-in-Shop-System“, so ein Unternehmenssprecher.

Statt nach Marken ist hier nach Schuhtyp und Preis­stufe strukturiert.  Möbliert ist die grau geflieste und mit LED-Technik beleuchtete, auch insgesamt in Grautönen gehaltene Fläche mit Metallregalen. Auf die bisherigen Holzelemente wurde verzich­tet. Die Shop-in-Shops werden mit Lichtbändern ausgeleuchtet, einzelne Highlights mit speziell entwickelten Leuchten akzentuiert. Außenwer­bung ist an dem denkmalgeschützten Gebäude nur sehr eingeschränkt möglich, doch Screens in der Fensterfront kommunizieren das Ange­bot nach draußen.

Stationär pur

Der Gedanke für die Umgestaltung war: Kein Stillstand, sondern Weiter­entwicklung, immer wieder neue Impulse setzen, nicht nur beim Sorti­ment und bei den Events und Kunstausstellungen, sondern auch bei der Gestaltung der Fläche. Zur Neueröffnung standen im verglasten Eingangs­bereich orangefarbene Kleiderstangen für die neue Calvin-Klein-Jeans-Kollektion und ein lebensgroßer Aufsteller der jungen Brooke Shields, Testimonial der legendären Calvin-Klein-Jeans aus den Achtzigern.  

Auch die „Box“, ein mit Silikonstreifen verhängter, fast raumho­her Kubus, in dem die Kunden einen Kaffee trinken können, soll neugie­rig machen. „Aber nur temporär, nach vier Wochen muss wieder etwas Neues kommen“, so Murkudis, denn gerade in Zeiten des Online-Han­dels gelte es, „permanent zu überlegen, wie man den Laden attraktiv halten kann, schließlich müssen die Leute herkommen wollen, um ihre Freizeit bei uns zu verbringen.“

Auf den Entertainment-Faktor digitaler Elemente hat Murkudis bewusst verzichtet. „Natürlich haben wir darüber nachgedacht, beispiels­weise iPads einzusetzen, um unsere Produkte zu erklären“, sagt er. Doch mit rd. 6.000 Artikeln sei das Sortiment dafür letztendlich zu umfang­reich. Auch bestimmte digitale Funktionen wie etwa die, den Kunden über Screens Produkte vorzuschlagen, entsprächen nicht dem Selbst­verständnis von Andreas Murkudis. „Wenn ich dem Kunden digital ein Angebot mache, braucht er unsere Fläche nicht mehr.“  

Umsatz generiert man nur durch spannende Produkte. Man sollte daher nicht von ihnen ablenken.

Andreas Murkudis

Eigene Strategie

Aber auch analoge „Erlebnisbereiche“ wie Deko-Inseln mit Mannequins kommen für den Berliner Murkudis nicht infrage. „Die Kunden sollen die Ware so erleben, wie ich sie im Showroom gesehen und geordert habe.“ Und wie steht er zum Thema Gastronomie auf der Fläche? „Bei uns bekommt man auch ohne Café Getränke“, so Murkudis. „Ich fän­de es schade, Fläche für ein Café zu opfern, die lieber den Produkten zugutekommen sollte“, so sein klarer Standpunkt. Schließlich seien es die besonderen Produkte und ihre Präsentation, die dafür sorgen, „dass wir nicht austauschbar sind.“  

Das soll auch für den 225 qm großen Interior-Design-Store gel­ten, den Andreas Murkudis im Nachbargebäude führt. Um die Möbel und Objekte künftig noch besser präsentieren zu können, eröffnet er am 10. November vis-à-vis einen Showroom in einer 200 qm großen Altbauwohnung, die wie ein privates Appartement eingerichtet ist – bis hin zum Pyjama, der auf dem Bett liegt, vollständig nach Andreas Mur­kudis‘ Vorstellung eingerichtet.

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Arket: Zeitgeist-Konzept von H&M

 

Nicht in Mitte, sondern im neuen Kranzler-Eck im Herzen des Berliner Westens hat H&M seinen weltweit fünften Arket-Store eröffnet – mit großzügig verglaster Fassade und Postkarten­blick über den Kufürstendamm. N

Arket-Store im Kranzler-Eck in Berlin
Foto: Arket

Vegetarisches Café im Arket-Store in Berlin
Foto: Arket

Nach dem 1.000 qm großen viergeschossigen Store in München hat H&M nun seinen zweiten deutschen Arket-Store eröffnet – in Berlin auf einer 1.800 qm großen Fläche über zwei Etagen im Neuen Kranzler-Eck am Kürfürstendamm. In dem Konzept Arket wird statt Fast Fashion modern-zeitlose Mode für Männer, Frauen und Kinder in höherer Quali­tät angeboten, die nicht so stark an Trends orientiert ist.  Zum Concept-Store-Gedanken gehört ein Angebot an Wohn- und Küchen-Accessoires sowie ausgewählte Papeterie-Artikel und Kinder-Spielzeug, darüber hinaus auch das vegetarische Café mit Außenbestuh­lung, das den Leitlinien des sogenannten „New Nordic Food Manifesto“ folgt, nämlich Regionalität, Saisonalität und Nachhaltigkeit.

Dass es hier nicht zuletzt um Bewusstsein und ein Lebensgefühl geht, zeigt sich auch am klar strukturierten Layout und Storedesign. Böden, Treppe und Theke sind aus Terrazzo und ganz in Grau gehal­ten. Naturholz-Akzente finden sich an Bestuhlung, Treppen-Handlauf und Präsentationstischen. Inspirations-Inseln mit Mannequins lockern die Einrichtung auf. Im Erdgeschoss mit Café, ausgewählter DOB im Eingangsbereich, Wohnaccessoires und Herrenmode ist reichlich Raum zum Schauen und Flanieren.