Immer mehr Store-Konzepte achten auf die einladende Wirkung von Sitzgelegenheiten auf der Fläche. Und immer mehr Händler erkennen, dass bequeme Sitzmöbel aufs eigene Sympathie-Konto einzahlen und räumen gemütlichen Polstermöbeln bereits in der Planung Raum und sogar stilprägende Bedeutung ein.
So zum Beispiel im Schuhhaus Zumnorde, in dem das Polster eine Hauptrolle im Zusammenspiel der einzelnen Einrichtungselemente einnimmt – anders als in vielen anderen Schuhgeschäften, die sich mit funktionalen Hockern oder Bänken behelfen, obwohl Sitzgelegenheiten für die Anprobe im Schuhgeschäft nun mal zur Grundausstattung gehören. Zumnorde setzt bei den Polstermöbeln auf Qualität und Langlebigkeit. In den Ladenbau fest eingebaute gepolsterte Sitzbänke nehmen samt ihrer Stoffqualitäten und Farbtöne von Beginn an in der Storeplanung ihren festen Platz ein. „So ein maßangefertigtes, auf die Einrichtung abgestimmtes Sitzmöbel ist viel persönlicher“, meint Bernd Frönd von der gleichnamigen Münsteraner Möbelpolsterei.
In der Shopping-Mall Köln Arcaden wurde jüngst ein weitläufiger Sitzbereich mit gepolsterten Retro-Sesseln in kräftigen Eiscremefarben ausgestattet. Markus Kratz, Geschäftsführer von Kplus Konzept, erläutert: „Ziel war, mit der Polsterung in den CI-Farben des Mieters Wonderwaffel die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken.“
Ausdruck der Corporate Identity
Die Beispiele zeigen: Bei den Lounge-Bereichen und Polstermöbeln, die auf immer mehr Verkaufsflächen einziehen, geht es nur vordergründig um ein Plus an Komfort und um erhöhte Verweildauer. Sessel dienen außerdem zur Verankerung der eigenen CI, als nonverbal einladende Gesten, als Design-Objekte.
Dementsprechend vielfältig sind die Herangehensweisen von Store-Planern und Innenarchitekten. „Polstermöbel sind ein Teilaspekt eines ganzheitlichen Planungsansatzes. Sie müssen praktischen und technischen Anforderung genügen – in erster Linie aber haben sie eine gestalterische Rolle in der Retail-Inszenierung“, so Jens Wendland von Raumkontor Innenarchitektur. Häufig sind sie auch schlicht variabel einzusetzende Eyecatcher.
„Wir hatten schon alles, vom Ikea-Stuhl bis zum teuren Designer- Sessel. Für einen Sessel muss man ab circa 300 Euro rechnen. Individuell beziehen oder polstern lassen geht nur bei bestimmten Herstellern, da wird es dann meistens noch teurer. Viele unserer Kunden wollen lieber nach ein paar Jahren was Neues haben und geben dafür etwas weniger für die Möbel aus“, berichtet Jochen Messerschmid, Managing Director des Stuttgarter Architekturbüros MAI.
Hohe Strapazierfähigkeit
Bei Möbeln, die eigentlich für den normalen Wohngebrauch gemacht sind, muss eine geringere Robustheit einkalkuliert werden. Anders bei Polstermöbeln mit speziellen Objektstoffen, so Fachmann Bernd Frönd: „Dass ein Kaffee-to-go oder, bei Kindern zum Beispiel, ein Nutella-Stick auf dem Polster landet, damit muss man rechnen. Bei den modernen Stoffen ist das aber kein Problem, da lassen sich solche Verschmutzungen mit einem nassen Lappen abwischen.“
Auch Markus Kratz von KPlus Konzept sagt zu Polstern in halböffentlichen Bereichen wie Shopping-Centern: „Gute Reinigungseigenschaften sind Grundvoraussetzung. Daher wählen wir bei hellen Farben immer Materialien wie hochwertige Kunstleder, die auch in Flugzeugen und Schiffen eingesetzt werden.“
Auch die Polsterung selber kann unterschiedlich ausfallen, darauf weist Andrea Weitz von Raumkontor Innenarchitektur hin: „Damit sie für ein breites Publikum funktionieren, sind sie in der Regel etwas fester gepolstert und höher im Sitz.“ Sehr unterschiedliche Qualitätsstufen weist auch die Strapazierfähigkeit auf, unterstreich Andrea Weitz: „Natürlich gibt es auch technische Anforderungen für die Stoffe und Polster, beispielsweise im Hinblick auf den Brandschutz. Diese sind aber sehr projektspezifisch. Und sie müssen robust und Retail-tauglich sein, also auch hoch scheuerbeständig. 50.000 Martindale sind sicher eine Mindestanforderung, die erfüllt werden sollte.“
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