Uwe Giebeler im Interview: Wenn Licht spricht... | stores+shops

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Kreatives Lichtdesign macht das Schaufenster zur Showbühne.

Uwe Giebeler im Interview: Wenn Licht spricht…

Licht gilt als nonverbales Kommunikationsmedium erster Güte, wenn es um die emotionalisierende Lichtinszenierung in Schaufenstern und Verkaufsräumen geht. Damit Licht „spricht“, ist eine vertrauensvolle Teamarbeit zwischen allen beteiligten Gewerken notwendig, sagt Lichtdesigner Uwe Giebeler.

Im stationären Handel ist jetzt oft von Storytelling die Rede. Herr Giebeler, wie sehen Sie als Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Lichtplanungsbüros „start.design“ in Essen das Lichtdesign in diesem Zusammenhang?

Licht spielt beim Storytelling eine tragende Rolle. Es geht darum, über das Medium Licht auf der Shop-„Bühne“ dargestellte Szenen lebendig werden zu lassen und eine Geschichte im Kopf des Betrachters zu starten, die ihn emotional berührt. Die Frage ist, wo sind diese Bühnen, wie sind sie ausgestattet, und wer sorgt für die Inszenierung? Nehmen wir nur das Schaufenster, diese „Showbühne“ ist der Stopper schlechthin – mit Brückenfunktion für das Geschäft.

Und wie sieht die ungeschminkte Wahrheit im Handel aus?

Da schaut man beispielsweise auf weiß lackierte Schaufensterfiguren in ein Meter tiefen Schaufenstern, die unter einer gleißenden Lichtdusche von oben gespenstische Züge annehmen. Die Dreidimensionalität der Inszenierung ist nicht vorhanden, sie wirkt flach und verfehlt damit ihr Ziel, die Betrachter zu emotionalisieren. Schaufenster sind heute attraktiv ausgestattet, aber wenn es darum geht, die dargestellte Szene durch Licht lebendig zu machen, gibt es aus unserer Sicht Nachholbedarf. Beleuchtung, die mit nuancierten Lichtfarben spielt, die durch verschiedene Beleuchtungsebenen Dreidimensionalität betont und damit Spannung erzeugt – das trägt zur Emotionalisierung bei – und auch die Kreativität, diese Inszenierung oder Story im Laden selbst entsprechend konsequent weiterzuerzählen.

Und da kommen dann die Lichtdesigner ins Spiel?

Wenn kreatives, individuelles Lichtdesign funktionieren soll, müssen zunächst mal die Zuständigkeiten innerhalb des Unternehmens geklärt sein. Das Konzept kommt aus der Abteilung Ladeneinrichtung, die technisch orientierte Bauabteilung wird mit der Beschaffung von Beleuchtung beauftragt. Alle arbeiten irgendwie nebeneinander statt miteinander, im Regelfall koordiniert niemand diese Aufgabenbereiche. Der dringend notwendige kontinuierliche Austausch findet zu wenig statt. Die Umgebung, bei der Installation von Lichtquellen ein wichtiger Einflussfaktor, wird ignoriert. Die Beschäftigung mit visueller Wahrnehmung und mit Lichtwirkung ist noch relativ neu und fremd und fehlt bei der Lichtplanung. Aus unserer Sicht sind Architektur und Design, Marketing, Verkauf und Licht-Design aber Teamwork, und zwar von Anfang an. Ich vermisse häufig das Vertrauen in die Kompetenz und Erfahrung von Beleuchtungsprofis – und den Mut der Verantwortlichen im Handel, kreative Ideen auch im Unternehmen durchzusetzen.

Welche Rolle spielt der Kunde als Adressat dieser Lichtinszenierungen?

Er ist ja der Hauptakteur, für den die ganze Inszenierung gedacht ist. Das Projekt von Zumtobel Limbic Lighting und Gerry Weber zeigt, wie die zielgruppengerechte Shop-Beleuchtung den Verkaufserfolg steuern kann. Wer ist mein Adressat, wie „tickt“ dieser, bei welchem Beleuchtungskonzept fühlt er sich wohl und bleibt länger – und welche Botschaft will ich ihm mit Licht vermitteln? Dieses Wissen muss bei der Planung des Lichtdesigns im Shop einfließen.

Die Umkleidekabine gilt hier wohl als besonders sensibler Bereich?

Ja, denn hier ist der Kunde ja Teil der Inszenierung. Doch hier sehen wir häufig noch das gleiche Dilemma wie beim Schaufenster: Der Kunde erlebt sich durch falsch platzierte Lichtquellen vor dem Kabinenspiegel als Gruselgestalt und verlässt fluchtartig den Laden – natürlich ohne etwas zu kaufen. Ich predige es immer wieder: Vor dem Spiegel ist der Kunde eine Diva – und so muss man ihn/sie auch behandeln. Dann kauft er auch und kommt wieder, weil er am Ort der eigentlichen Kaufentscheidung ein positives Erlebnis hatte. Leider wird häufig noch sehr nachlässig mit diesem Thema umgegangen.

Zu den Tätigkeitsschwerpunkten der Lichtagentur im Bereich Handel gehört die Erarbeitung von Beleuchtungskonzepten u.a. für Aldi Süd, Media Saturn, Leo‘s Jeans, LTB und weitere Großfilialisten.

Das Interview führte Brigitte Oltmanns.

Foto: Ludwig Beck / München

Weitere Informationen: www.start-design.de

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