Die Puppen tanzen lassen | stores+shops

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Genesis bekennt bei der Serie „Boutique“ Farbe (Foto: Genesis Display)

Die Puppen tanzen lassen

Emotionen wecken – darauf kommt es für den stationären Einzelhandel mehr denn je an. Ein Medium dafür sind Display Mannequins, die als wahre Stimmungsmacher fungieren können. Customized-Figuren mit wieder stärker realistischen Zügen liegen daher im Trend.

Ein leises Surren erfüllt das Designatelier von Hans Boodt Mannequins im niederländischen Zwijndrecht. Mehrere 3-D-Drucker sind am Werk. Wurden Prototypen bis dato aufwändig von Bildhauern aus Ton modelliert, so werden diese nun zeit- und kostensparend gedruckt. „Das Verfahren ist noch detailgetreuer und lebensechter als zuvor“, sagt Cornel Klugmann, Country-Manager D-A-CH bei Hans Boodt. Ein Team aus Grafik-, Industrie-, Konzept- und 3-DDesignern kreiert am Bildschirm die gewünschten Figuren, variabel lassen sich dabei die Details konfigurieren, dann werden die Dateien an den Drucker übergeben, der sie eins zu eins umsetzt. „Wir können deutlich schneller auf Trends reagieren und letztlich auch mehr neue Kollektionen pro Jahr kreieren“, so Klugmann.

Diese Prozessoptimierung schafft Spielräume, um kundenindividuelle Figuren bezahlbar umsetzen zu können. Der Anteil an Display Mannequins, die nach Kundenwunsch individuell gefertigt werden, steigt – das berichten die Produzenten. Bei Hans Boodt liegt der Anteil, so heißt es, bereits bei 75 Prozent. Auf diese Weise können sich Handelsunternehmen und Marken sichtbar vom Wettbewerb differenzieren. Und das wird wichtiger. „Das Bedürfnis der Konsumenten nach Emotionen wird zum übergeordneten Thema des Handels werden“, ist nicht nur Andreas Gesswein, CEO des Unternehmens Genesis Display aus Auetal, überzeugt.

Mit ihrem Aussehen, ihrer Haltung, Gestik und Mimik sind Figuren in der Lage, Schaufenstern und Instore-Dekorationen Leben einzuhauchen, als verkaufsförderndes Stimulans zu wirken oder zumindest Sympathie, Interesse und Neugier zu wecken. Mit der Macht ihrer Pose vermögen sie auszudrücken, welche Zielgruppe angesprochen, welcher Modegrad und welches Preislevel bedient werden sollen.

Plus-Size-Beauty

Das Angebotsspektrum der Figurenbranche ist breit. Neben Top-Model-Doubles umfasst das Angebot auch Plus-Size-Beautys. Die britische Marke Long Tall Sally, die auf Mode für große Frauen spezialisiert ist, ließ gerade ein Mannequin in Serie gehen, das die exakte Kopie einer Endkundin darstellt. Harriet Winters, 1,83 m groß und mit Konfektionsgröße 42 ging als Siegerin eines von der Marke organisierten Wettbewerbs hervor. Per 3D-Scanner wurde daraufhin ihr genaues Abbild erzeugt, das sich nun als Display Mannequin in den Stores wiederfindet. Damit präsentiert sich Long Tall Sally nun wahrlich kundennah.

Zum Angebotsspektrum zählen Figuren von Europäern, Afrikanern und Asiaten, küssende Paare oder Sumo-Ringer. Nach dem Motto: Bloß nicht tierisch ernst kamen die Anbieter längst auch auf den Hund oder auf die Katze. So manche Figur ist auch so etwas wie ein Verwandlungskünstler. „Cameleon“ heißt ein patentiertes Konzept von Window France, bei dem Hunderte Augen- und Lippen-Variationen zur Wahl stehen, Wimpern lassen sich ankleben, Perücken auf- und absetzen, das Make-up kann variiert oder durch Magnete gleich das ganze Gesicht ausgetauscht werden. Mehr als 70.000 Looks sind laut Unternehmen möglich. Hinzu kommen eine riesige Materialund Farbvielfalt. Oberflächen aus Samt und Gummi sind ebenso zu haben wie Metallic- Lackierungen oder Beton- und Kupfer-Optiken.

Das Gros von Modehandel und Markenindustrie nutzte jedoch zuletzt die vorhandenen Möglichkeiten nicht annähernd. Effizienz ging mitunter vor Emotion. Vor allem abstrakte Figuren wurden nachgefragt. „Diese sind vielseitig einsetzbar und einfach zu handhaben, da keine Perücken und kein Make-up gestylt werden müssen“, nennt Andreas Gesswein von Genesis Display die Gründe.

„Wenn Stores sich in ihrer Darstellung nicht unterscheiden, reizt es auch nicht, sie zu betreten“, sagt Jean-Marc Mesguich, CEO von Window France mit Sitz in Carros. Inzwischen nehmen die Branchenvertreter eine Entwicklung hin zu semi-abstrakten Figuren wahr. „Es wird zumindest wieder ein Gesicht angedeutet, die Figuren sind weniger neutral. Es wird erkennbar, man möchte wieder ein Statement setzen und sich bekennen“, berichtet Cornel Klugmann von Hans Boodt.

Da die Kosten nach wie vor eine große Rolle spielen, lanciert Bonaveri auf der Euro- Shop unter dem Namen „B by Bonaveri“ eine Marke, die preislich unterhalb des bestehenden eigenen Angebots positioniert ist. „Tribe“ heißt die erste, auf junge Modemarken abgestimmte Serie. Ihre verschiedenen semi-abstrakten Charaktere „funktionieren gut als Gruppe und somit zum Storytelling“, sagt Susanne Pabst, Geschäftsführerin der deutschen Bonaveri- Exklusiv-Vertretung Brigitte Oelmann, Düsseldorf.

Posen-Wechsel

„Easymoving“ heißt eine Neuentwicklung von La Rosa aus Palazzolo Milanese/Italien. Die Gelenke der ebenfalls semi-abstrakten Display Mannequins lassen sich in verschiedenen Positionen arretieren, ohne dass die Figuren dafür ausgezogen werden müssen. Auch dynamische Posen werden wieder populärer.

Auch bei Moch Figuren hat man laut Geschäftsführer Dr. Josef Moch „anspruchsvolle Gesichter in der Schublade“, die nur auf ihren Abruf warten. Das Kölner Unternehmen, das seit 110 Jahren auf Display Mannequins spezialisiert ist, setzt unter dem Motto „Moch goes Art“ auf Inszenierungen mit hohem Design-Niveau. Beim Modehaus Engelhorn in Mannheim ging im Weihnachtsgeschäft 2016 der Vorhang auf für eine opulente Barock-Inszenierung: Die Perücken und das Make-up wurden extra in Handarbeit gefertigt.

Die Zeit der reinen „Eierköpfe“ scheint also erst einmal vorbei. Und darüber hinaus? „Die Anmutung wird wertiger. Weiß und Grau lösen dunklere Töne ab, glossy ersetzt matt“, so die Einschätzung von Cornel Klugmann von Hans Boodt. Monica Ceruti, zuständig für PR & Communication bei Almax aus Mariano Comense/ Italien, sieht überdies viel Potenzial für „handcrafted Looks“. Dazu gehören Büsten mit und ohne Arme, bei denen die Materialien von Podest, Torso und Kopf variieren zwischen Holzund metallischen Oberflächen.

Fotos (8): Genesis Display (3), Hans Boodt (2), Almax, La Rosa, Jürgen Müller/Engelhorn

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

Nachhaltigkeit – Wie grün ist grün?

Bonaveri präsentiert mit der Serie „Schläppi 2200“ ein biologisch
abbaubares, sprich kompostierbares Mannequin (Foto: Armin Zogbaum)

Bonaveri präsentiert mit der Serie „Schläppi 2200“ ein biologischabbaubares, sprich kompostierbares Mannequin (Foto: Armin Zogbaum)

Wie schon auf den letzten beiden Euro- Shop-Veranstaltungen spielt auch diesmal der Aspekt der Nachhaltigkeit für die Figurenbranche eine wichtige Rolle. Mit unterschiedlichen Ansätzen bemühen sich die Unternehmen um praktische ökologische Fortschritte.

Das italienische Unternehmen Bonaveri präsentiert ein „voll biologisch abbaubares Eco Mannequin“, kündigt Susanne Pabst an, Geschäftsführerin der Bonaveri-Vertriebsagentur Brigitte Oelmann in Düsseldorf. Das „Eco Mannequin“ ging aus einem vierjährigen Forschungsprojekt hervor, das von der Polytechnischen Hochschule Mailand wissenschaftlich begleitet wurde. Bei dem Material handelt es sich um einen Biokunststoff, der aus Zuckerrohr gewonnen wird. Für die Lackierung kommen rein biologische Farben zum Einsatz. So können die Figuren am Ende ihres Lebenszyklus kompostiert werden. „Schläppi 2200“ heißt die erste Serie, die aus dem neuen Material angeboten wird. In Kürze sollen weitere Serien auf die ökologische Produktion umgestellt werden.

Auch Genesis Display hat in Zusammenarbeit mit DuPont Tate and Lyle BioProducts den Anteil an Biomasse in seinen Figuren in den letzten Jahren weiter erhöht. „Genauso, wie wir alle Materialien, Verpackungen und Transportwege ständig auf Nachhaltigkeit prüfen, um uns permanent weiter zu verbessern“, so CEO Andreas Gesswein. Einen interessanten Weg beschreitet auch Hans Boodt. Das niederländische Unternehmen prüft aktuell, ob sich nicht auch Ocean Plastic, also der Plastikmüll der Weltmeere, als Produktionsrohstoff einsetzen lässt.

Ökologischer Fußabdruck

La Rosa hat nach eigenen Angaben den gesamten Lebenszyklus seiner Figuren, die ausnahmslos in Italien produziert werden, analysiert, um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Der Produktionsbetrieb arbeitet nun mit einem CO2-Abscheider, die Kühltürme nutzen Brauchwasser, Energie liefert der eigene Photovoltaik-Park. Nahezu die Hälfte des Polystyrols, aus dem die Figuren bestehen, sei inzwischen recycelt. Die Produkte werden nach Gebrauch zurückgenommen und dem Materialkreislauf wieder zugeführt.

Dr. Josef Moch indes mag es nicht mehr hören, dass Mannequins aus Polystyrol nachhaltiger seien als jene aus klassischem Fiberglas, wie Moch sie produziert. „Der Energieaufwand des Produktionsprozesses von Polystyrol-Figuren ist unvergleichlich hoch. Fiberglas-Figuren werden hingegen ohne besonderen Energieeinsatz gefertigt. Es wird zudem weniger Material benötigt. Alte Figuren lassen sich leicht schreddern, das Material kann in der Industrie als Füllstoff verwendet werden.“ Dr. Moch weiter: „Die Protagonisten der Kampagne für die Green Mannequins aus Polystyrol und Polypropylen behaupten, diese Figuren seien ohne großen Aufwand recycelbar. Doch oftmals sind die Mannequins mit Spachtelmasse bearbeitet und mit einer dicken, mehrfach aufgetragenen Lackschicht überzogen. Industrielacke sind nach wie vor mit Schadstoffen belastet. Diese Lackschicht muss erst einmal vor dem Einschmelzen der Figuren entfernt werden.“

Unterschiedliche Ansatzpunkte, unterschiedliche Meinungen. Eines zumindest ist klar, dass sich die Unternehmen Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit machen, aus deren Umsetzung man lernen wird.

Foto: Armin Zogbaum

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