Handelsimmobilien in der Corona-Krise: Wie geht es weiter? | stores+shops

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Den Modehandel hat Corona besonders getroffen
Foto: Stas/stock.adobe.com

Handelsimmobilien in der Corona-Krise: Wie geht es weiter?

Der stationäre Einzelhandel leidet unter den Folgen der Corona-Krise. Besonders der Nonfood-Bereich ist betroffen. Der Handel befürchtet hierzulande bis zu 50.000 Insolvenzen. Und durch die Schließungen von Galerie Karstadt Kaufhof drohen Leerstände.

Als die Läden wieder öffnen durften, musste der Handel oftmals direkt in den Sale gehen

Als die Läden wieder öffnen durften, musste der Handel oftmals direkt in den Sale gehen.
Foto: May_Chanikran /stock.adobe.com

Als Ende Februar die Zahl der Corona-Fälle in Deutschland sprunghaft anstieg, waren die wirtschaftlichen Folgen noch nicht absehbar. Spätestens aber, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 12. März den Covid-19-Ausbruch als Pandemie einstufte, stiegen auch die Sorgen im Einzelhandel. Die Politik fuhr zum Schutz der Bürger das öffentliche Leben in Deutschland herunter. Ladenbesitzer mussten ihre Türen schließen, Shopping-Center machten vorübergehend dicht, die Frühjahrskollektionen blieben in den Regalen liegen.

Mitte Juli zog der Handelsverband Deutschland (HDE) Zwischenbilanz: Er rechne für 2020 mit einem Umsatz-Minus von rund 40 Mrd. Euro im Nonfood-Bereich, vorausgesetzt es käme keine zweite Pandemiewelle. Insgesamt verzeichne der Einzelhandel in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr damit 4 Prozent Umsatz-Minus. „Die Corona-Krise reißt bei vielen Nicht-Lebensmittelhändlern große Löcher, das Geld wird vielerorts knapp. Die Kunden kommen nicht in der gewohnten Zahl, die Umsätze sinken dementsprechend weit unter Normalniveau“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Das könnte schlimmstenfalls verheerende Folgen für die laut HDE rund 300.000 deutschen Einzelhandelsunternehmen mit insgesamt rund 450.000 Geschäften haben. Der deutsche Einzelhandel rechnet mit bis zu 50.000 Insolvenzen in der Branche.

Modehandel besonders betroffen

Schmerzlich vermisst: die Kunden

Schmerzlich vermisst: die Kunden
Foto: skakyn/stock.adobe.com

Die ohnehin von einem Strukturwandel betroffenen Modeunternehmen traf die Corona-Krise direkt besonders hart: Fashion-Unternehmen wie Appelrath Cüpper, Esprit oder Hallhuber, die auch in vielen Shopping-Centern ansässig sind, begaben sich miteinem Schutzschirmverfahren in die vorläufige Insolvenz. Der Nonfood-Bereich insgesamt war sofort stark betroffen, wobei auch Gastronomieketten wie Vapiano ihre Zahlungsunfähigkeit erklärten.

Doch der große Hammer, man kann es nicht anders sagen, kam dann Mitte Juni: Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof verkündete, dass sie bundesweit praktisch jede dritte Filiale schließen werde. Das galt für zunächst 62 der insgesamt zu diesem Zeitpunkt noch 172 Kaufhäuser, später reduzierte das Unternehmen die Zahl auf 56. Die Filialen könnten in der Corona-Krise nicht wirtschaftlich fortgeführt werden und gefährdeten den Bestand des gesamten Unternehmens, erklärte der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz. Letztlich gehe es darum, Galeria Karstadt Kaufhof und damit viele tausend Arbeitsplätze zu sichern. Der Plan sieht auch vor, 20 von 30 Karstadt-Sport-Filialen zu schließen.

Andreas Grüß hat die Entwicklung der vergangenen Monate nicht ohne Sorge beobachtet. Grüß ist Geschäftsführer bei Lührmann Osnabrück. In dieser Rolle vermittelt er zwischen den Eigentümern von Einzelhandelsimmobilien in 1A-Lagen und ihren Mietern. Die Nachricht von den Schließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof erstaunte ihn nicht. „Die kamen nicht überraschend“, so Grüß. „Solche Großflächen sind heutzutage nicht mehr marktgerecht“, meint er, „Corona hat die Entwicklung nur noch beschleunigt.“

Je größer die Stadt ist, desto schwieriger wird der Einzelhandel es haben, das Niveau von vor Corona zu erreichen.

Andreas Grüß

Geschäftsführer Lührmann, Osnabrück

Leerstände neu füllen

Für manche nicht überraschend und doch der Hammer: Galeria Karstadt Kaufhof schließt zahlreiche Häuser

Für manche nicht überraschend und doch der Hammer: Galeria Karstadt Kaufhof schließt zahlreiche Häuser
Foto: Comofoto/stock.adobe.com

Es geht nun darum, die freiwerdenden Flächen wieder zu vermarkten. Gerade durch die Schließung der großen Warenhäuser kommt es zu großen Leerständen. Die Karstadt-Filiale im Einkaufszentrum Limbecker Platz in Essen weist etwa 20.000 qm aus – das sind 25 Prozent der Gesamtfläche des Shopping-Centers. Zusätzlich zu dem Leerstand verliert die Mall durch die Schließung des Karstadt-Hauses ihren Ankermieter.

Andreas Grüß ist skeptisch, dass sich auf allen vier freiwerdenden Etagen des Karstadt-Hauses wieder Einzelhandel ansiedeln wird. „Eine Vermietung oberhalb des Erdgeschosses oder maximal des ersten Obergeschosses ist kaum noch möglich“, sagt der Experte. „Solche Flächen werden dann umgenutzt, etwa für studentisches Wohnen, Büros oder für Hotels.“

Aktuell sprechen Grüß und seine Kollegen sowieso kaum über Anmietungen. Bis Mitte Mai war das Interesse angesichts der Corona-Situation „gleich Null“. „Es ging eher darum, Mietkonditionen nachzuverhandeln, als etwas Neues in Angriff zu nehmen“, sagt Grüß.

Auch verstärkt sich durch die aktuelle Situation ein Trend der vergangenen Jahre nochmals: Der langfristige Vertrag bei Mietabschlüssen hat ausgedient. „Die Zehnjahres-Laufzeiten waren schon vor Corona eher die Ausnahme“, erklärt Andreas Grüß. „In der Regel wird für fünf Jahre abgeschlossen. Dass wir jetzt sogar auf drei Jahre runtergehen, sehe ich noch nicht. Es ist vielmehr so, dass man Sonder-konditionen bei Abschlüssen aushandelt wie Break-Options, also Sonderkündigungsrechte. Die Mieter möchten mehr Flexibilität.“

Lebensmittler gehen in A-Lagen

Einer kann sich, was die Umsätze angeht, nicht beklagen: der Lebensmittelhandel

Einer kann sich, was die Umsätze angeht, nicht beklagen: der Lebensmittelhandel
Foto: Kadmy/stock.adobe.com

Es sind harte Zeiten für den Handel. Nur die Drogeriemärkte und der Lebensmittelhandel haben, zumindest was den Umsatz angeht, nicht zu klagen. „Die Lebensmittelhändler haben zumeist keine Einbrüche zu verzeichnen. Auch die Bio-Supermärkte sind bislang gut durch die Krise gekommen“, so Grüß. „Die Lebensmittelbranche rückt vor in die A-Lagen, was vor fünf Jahren noch undenkbar war.“

Zudem stellt Grüß fest, dass aus dem Online-Handel bekannte Marken nach dem Ende des harten Shutdown auch im stationären Bereich gefragt waren. Als Beispiele nennt er den Modehändler Zalando oder den Optiker Mister Spex. „Auch in der Sneaker-Branche konnten wir keine großen Einbrüche verzeichnen“, berichtet der Experte. Auch Grüß sieht den Modehandel als den großen Verlierer der Krise. „Die Lust am Bekleidungsshopping ist stark zurückgegangen“, sagt er. „Es gibt kaum noch anlassbezogene Käufe, da Hochzeiten, Kommunionfeiern oder Geburtstagspartys in diesem Jahr größtenteils ausgefallen sind.“

Und auch Grüß kann und will zurzeit nicht darüber spekulieren, ob und wann es im Einzelhandel wieder zu einer bislang gewohnten Normalität kommt. Eines ist klar: „Solange wir die Flächenbeschränkung und die Maskenpflicht haben, werden wir an die Umsätze der Vor-Corona-Zeit nicht herankommen.“

Shoppingtour mit Maske

Die Hygieneregeln schützen unser aller Gesundheit, fördern aber nicht gerade die Verkaufsatmosphäre

Die Hygieneregeln schützen unser aller Gesundheit, fördern aber nicht gerade die Verkaufsatmosphäre.
Foto: Alfredo López/stock.adobe.com

Die Corona-Hygiene- und Sicherheitseinschränkungen beschäftigen natürlich auch den HDE. Der Spitzenverband bewertete die Konsumstimmung auch nach den Ladenöffnungen als weiterhin am Boden. Es ist klar, dass die Auflagen nicht für ein positives Einkaufserlebnis sorgen. „Es werden nur Bedarfskäufe getätigt, mehr nicht. Der Handel ist noch lange nicht durch die Krise“, sagte Stefan Genth im Mai. Die Stimmung an der Basis unterstreicht seine Worte: Laut einer HDE-Umfrage sahen zu diesem Zeitpunkt knapp 80 Prozent der Händler für die Zukunft schwarz. Sie rechnen damit, dass es als Folge der Corona-Krise zu einer Insolvenzwelle in der Branche kommen wird und dass damit die Innenstädte vielerorts weiter veröden könnten. Stefan Genth spitzte – nicht zu unrecht – zu: „Ohne Handel stirbt die Innenstadt.“

Wobei die Auswirkungen in kleineren Städten interessanterweise nicht so sehr zu spüren seien – zu diesem Ergebnis kamen die Vermietungsexperten von Lührmann. „Nach der Lockerung der Corona-Auflagen haben in erster Linie die kleineren Städte einen höheren Zulauf gespürt“, berichtet Andreas Grüß. Stattdessen seien in den Oberzentren, wo viele touristische Anziehungspunkte noch nicht zugänglich sind, die Kunden ausgeblieben, die einen Städtebesuch mit einer Shoppingtour verbinden. „Man kann sagen: Je größer die Stadt ist, desto schwieriger wird sie es haben, das Niveau von vor Corona zu erreichen“, lautet das Fazit von Grüß. Als größten Hoffnungsträger für eine Rückkehr zur gewohnten Kauf- und Konsum-Normalität sieht es Grüß zurzeit, wenn ein Impfstoff auf den Markt käme.

Auch wo heute das Forum Hanau steht, befand sich früher ein Hertie-Kaufhaus

Auch wo heute das Forum Hanau steht, befand sich früher ein Hertie-Kaufhaus.
Foto: HBB

Shopping-Center an alten Hertie-Standorten

Die Schließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof wecken Erinnerungen an den Niedergang eines ehemaligen Handelsriesen: Im August 2009 schlossen die letzten 54 Hertie-Kaufhäuser in Deutschland. Damit endete eine Geschichte, die lange Zeit von Erfolg geprägt war.

Am 1. März 1882 eröffnete die Firma Hermann Tietz ihr erstes Hertie-Geschäft in Gera. Zum 100. Jahrestag 1982 beschäftigte der Konzern dann stolze 55.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von damals rund 6 Milliarden D-Mark. Es folgte eine bewegte Zeit für Hertie: 1993 kam es zur Übernahme durch Karstadt. 2005 dann kam es wieder zu einer Ausgliederung und zur Wiederbelebung der Marke Hertie. Doch bis zur Insolvenz 2009 blieben dann nur noch 4 Jahre. Heute ist Hertie aus den deutschen Innenstädten und auch aus dem Gedächtnis vieler Menschen verschwunden. An Standorten der alten Kaufhäuser entstanden neue Shopping- Center – in Dinslaken wurde nach dem Abriss der Hertie-Filiale die Neutor- Galerie gebaut. Ein weiteres Beispiel findet sich in Hessen. Wo heute die Kunden ins Forum Hanau gehen, stand ebenfalls früher ein Hertie-Kaufhaus. 

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