Display-Mannequins: Nachhaltigkeit hat viele Facetten | stores+shops

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Genesis-Mannequins bestehen aus Glasfaser und Bioharz.
Foto: Genesis Mannequins

Display-Mannequins: Nachhaltigkeit hat viele Facetten

Bei den Schaufensterfiguren steht derzeit das Thema Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Hier gibt es unterschiedliche Ansätze: Figuren aus nachhaltig(er)en, recyclebaren Rohstoffen sowie die Renovierung ausgedienter alter Figuren. Doch gibt es noch andere, zurzeit noch nicht so populär diskutierte Stellschrauben: Rückverlagerung der Produktion nach Europa sowie eine längere Nutzungsdauer der Figuren.

Bis in die 1930er- und nach dem Krieg bis in die 1950er-Jahre wurden Schaufensterfiguren aus Wachs oder Gips gefertigt. Seitdem sind die Figuren weltweit mehrheitlich aus glasfaserverstärktem und mit Harz getränktem Polyester gefertigt (GfK). Die Figuren entstammen der Massenproduktion in Fernost, das endgültige Design und die Veredelung erfolgen zumeist in Europa oder Amerika. Ausgehärteter GFK gilt nach heutigem Wissensstand als gesundheitlich unbedenklich, und das Material zählt, obwohl biologisch nur langfristig abbaubar, nicht als Sondermüll.

Bei der Verarbeitung von Harz und Glasfaser muss jedoch beim Herstellungsprozess sorgfältig vorgegangen werden: Unsachgemäße Handhabung, unzureichende Absauganlagen oder unzureichende Filter in den Fertigungsstätten können gesundheitlich problematisch werden und zur Treibhausgas-Emission beitragen.

Figur „Lulu“ von 1928 aus Papiermaché

Figur „Lulu“ von 1928 aus Papiermaché
Foto: www.mannequin-museum.com

Alternativ aus Polypropylen (PP) gefertigte Figuren werden als Green Mannequins gelobt. Polypropylen kommt ohne gesundheitsbedenkliche Weichmacher aus und wird daher als weniger gesundheitsschädlich eingeschätzt. Dennoch kommen auch hier in der Fertigung Chemikalien zum Einsatz. Figuren aus PP sind günstiger, in der Festigkeit und Detail-Fähigkeit bleiben sie den Figuren aus GFK dagegen unterlegen. Beide Kunststoffe sind recyclebar.

Auf die Müllhalde gehören Schaufensterfiguren definitiv nicht. Plastik zerfällt nicht wie organische Materialien zu Kompost, sondern bleibt bei unsachgemäßer Entsorgung als Plastikmüll über viele Jahrzehnte erhalten. Einige Hersteller nehmen Figuren zurück und entsorgen diese fachgerecht. Andere Hersteller bieten alternativ zur Entsorgung Renovierungen und somit die Rückführung in den Nutzungskreislauf an.

Andreas Gesswein, Inhaber von Genesis Mannequins, forscht seit vielen Jahren auf diesem Gebiet. Ganze Figuren aus Naturfasern wie Flachs, Kokos, Bambus, Jute, Viskose und Holzfasern hat er hergestellt und getestet. „Die voll kompostierbare Figur gäbe es bereits – die Preise und die Einschränkungen in der Festigkeit sind jedoch noch nicht marktfähig“, sagt Gesswein.

Emissionsbelasteter Transport

Die schwäbische Firma Vertex zum Beispiel hat konkrete Pläne in der Schublade für eine Fertigung von Display Mannequins in Deutschland, wodurch der emissionsbelastete Transport aus Fernost entfallen würde. Doch fehlen hier noch die Signale aus dem Handel, den Preis für solcherart nachhaltig produzierte Figuren zu bezahlen.

Andreas Gesswein lässt sich bei seiner Entwicklungsarbeit vom Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Institut, WKI beraten, und es war auch das Institut, das aufgezeigt hat, dass Glasfaser immer noch die besten Festigkeitseigenschaften für die Figurenproduktion besitzt. Genesis-Mannequins bestehen heute aus Glasfaser und Bioharz, zudem ist die Oberflächenbeschichtung auf Wasserbasis. Das ist wichtig, denn im Gegensatz zu einer lackierten Figur, bei der die Farbe nicht mehr vom Grundmaterial zu trennen ist, ist es so möglich und sinnvoll, die Figur in ihre Bestandteile zu zerlegen und zu recyceln.

Beim Recyclingvorgang und bei der Betrachtung des CO2-Fußabdrucks allgemein ist allerdings auch der Energieverbrauch zu bedenken. Kritiker des Recycling sind der Ansicht, dass auch dabei erhebliche Mengen an Treibhausgasen freigesetzt werden. Auch jüngste Entwicklungen wie die Figur auf Zuckerrohrbasis von Bonaveri kann man hinsichtlich der Rohmaterial-Beschaffung kritisch betrachten. In einem Punkt sind sich alle Hersteller einig: Es fehlt an eindeutiger Gesetzgebung, die die Hersteller dazu verpflichtet, vergleichbare Angaben zur kompletten Wertschöpfungskette zu machen.

Ein weiterer namhafter Figurenhersteller ist die Firma Moch aus Köln. Der Produzent mit 112-jähriger Firmengeschichte hat als eines seiner Tätigkeitsfelder das Renovieren von Figuren etabliert. Nach Meinung von Inhaber Dr. Josef Moch ist das nachhaltig, was langlebig, weil hochwertig ist. „Wahre Nachhaltigkeit erzielt man durch das Nicht-Benutzen von Ressourcen“, so Moch. „Eine Möglichkeit ist das Renovieren von gebrauchten Mannequins. Für unsere Kunden ist das eine preislich attraktive und zeitgemäße Lösung. Außerdem schaffen wir so auch Arbeitsplätze.“

Ein neues Leben

Das Wiederaufarbeiten gebrauchter Figuren ist wichtiger Baustein einer Nachhaltigkeitsstrategie

Das Wiederaufarbeiten gebrauchter Figuren ist wichtiger Baustein einer Nachhaltigkeitsstrategie
Foto: Moch

Die Mannequins können mit neuen Gesichtern und Lackierungen weitere 20 Jahre ihren Dienst tun. Moch Figuren hat so tausenden Mannequins ein „neues Leben“ ermöglicht. Diese trifft man in ganz Europa bei Filialisten an. Leerfahrten bei Abholung und Anlieferung werden durch gute Planung und Kooperationen mit Mitbewerbern vermieden.

Eine umfassende Umwelt-Bilanzierung der Weiterverwendung und Renovierung von Display Mannequins dürfte in des ähnlich komplex und herausfordernd sein wie die Bewertung der Produktions- und Recyclingverfahren. Genesis-Mannequins halten nach Aussage von Gesswein 10-20 Jahre, je nachdem, wie sie vom Benutzer behandelt werden. Dennoch unterliegt das Design der Figur der Mode. „Bei sehr aktiven und modebewussten Marken wird eine Figur im Hauptbereich meist nur zwischen drei und fünf Jahre eingesetzt“, sagt Andreas Gesswein.

Dass Schaufensterfiguren im Modehandel unersetzlich sind, findet auch die Visual-Merchandising-Trainerin Karin Wahl: „Erst an der Figur sieht man, wie die Kleidung fällt.“ Schaufensterfiguren haben also ihren festen Platz im Handel, und die Bemühungen der Hersteller, hierfür nachhaltige Produktionslösungen zu realisieren, sind klar erkennbar. Sie folgen dabei unterschiedlichen Ansätzen. Es lassen sich jedoch derzeit keine einfachen und umfassenden Lösungen zum Thema Nachhaltigkeit aufzeigen.

Weitere Informationen: info@brandinteriors.de

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