Der Supermarkt in St. Georg ist mit 2.000 qm der größte der acht Supermärkte, die Edeka Niemerszein in verschiedenen Hamburger Stadtteilen betreibt. An dem Standort in der Innenstadt konnten die Firmenlenker – Volker Wiem mit Ehefrau Andrea, Schwiegervater und Firmengründer Dieter Niemerszein und dessen Sohn Dieter Niemerszein jun., der seit 2003 im Unternehmen arbeitet – endlich verwirklichen, was sonst nur in Gedanken durchgespielt werden konnte: ein Sortiment, das bisher aus Platzgründen scheitern musste, mit breiten Gängen zwischen den Regalen und erstmals auch einer Fischabteilung in Bedienung – übrigens eine der ganz wenigen Fischabteilungen in Edeka-Märkten im Raum Hamburg.

Die Obst- und Gemüseabteilung ist ein Aushängeschild von Niemerszein.

Die Obst- und Gemüseabteilung ist ein Aushängeschild von Niemerszein.

Denn schon seit Jahren gibt es in der Straße kein Fischgeschäft und keine Fleischerei mehr. Als Nahversorger stehen im Einzugsgebiet sonst nur noch zwei Lebensmitteldiscounter zur Verfügung. Die Immobilie an der Langen Reihe – mittlerweile unter den Top-Einkaufsstraßen der Hansestadt – verfügt über 80 Eigentumswohnungen in den Obergeschossen. Unter dem Supermarkt befindet sich eine Parkplatzebene mit 44 Stellflächen. Frische, Nachhaltigkeit sowie die natürliche Erzeugung vieler Lebensmittel mit regionalem Bezug sollen sich im Storedesign von Prof. Moths Architekten aus Hamburg widerspiegeln.

Den Ladenbau hat die Firma Schweitzer (Naturns/Italien) geliefert, die Regale für das Trockensortiment kamen von der Firma Wanzl Ladenbau. Zum Grundthema „Natürlichkeit“ passen die Ladenmöbel aus Eiche, die Holzumrahmungen der Bedientheken und Kassentische und die hölzernen Einhausungen der Kühlmöbel. Wo es ging, wurde mit massiven Hölzern gearbeitet. Die Vollholzmöbel wurden in eine Umgebung platziert, die mit stilisierten Wiesengräsern als Wanddekoration sowie kleinen Wolken- und Vogelsymbolen unter der Decke die Herkunft vieler Lebensmittel aus der Natur symbolisieren soll. In die Holzflächen eingraviert ist jeweils ein abteilungsbezogenes Piktogramm mit der Unterschrift des Firmengründers. Diese hat das bisherige Logo von Edeka Niemerszein abgelöst, welches lange Jahre von einem Kleeblatt dominiert wurde.

Mit dem Namenszug der Gründer-Persönlichkeit unterstreicht das Handelshaus den guten, persönlichen Umgang, den es mit seinen Kunden pflegen möchte. Dazu gehört auch ein Lieferservice, den Edeka Niemerszein anbietet. Die Kunden stellen ihren Einkauf im Markt selbst zusammen. Erfolgt dies bis 13 Uhr, wird die Ware noch am selben Tag nach Hause geliefert.

Auch moderne Technik wird bei Edeka Niemerszein in Gehäuse aus echtem Eichenholz gesteckt, wie die hinterleuchteten Displays an den Wänden, die Imagebilder – etwa von Kühen auf grünen Wiesen – und Angebote zeigen. Den Kindern das Thema „Natürlichkeit“ nahebringen sollen vier bunte Kästen an zwei Stellen im Supermarkt mit der Aufforderung „Rate mal – es gibt eine Belohnung“. Nach Betätigung eines Knopfes ertönen Tierstimmen oder Geräusche aus der Natur, die es zu erraten gilt. Einen natürlichen Eindruck soll auch der optisch zurückhaltende, geschliffene Beton-Eternitboden durchgängig im ganzen Markt vermitteln. Vier rechteckige Deckenöffnungen lassen viel Tageslicht herein, unterstützt durch großflächige, mit Neonröhren bestückte Deckenlichter.

Unsere Grundidee war das Thema ,Wiese’.

Volker Wiem

Mitinhaber, Edeka Niemerszein, Hamburg

Der Markt ist mit Ausnahme der Bedienungstheken komplett mit elektronischen Preisauszeichnungsetiketten ausgestattet. Die Waagen werden zentral gesteuert mit PLU-Nummern- und Preisvergabe. Die Abteilungen werden je nach Sortimentsschwerpunkt unterschiedlich ausgeleuchtet. Zur Anwendung kommen LED-Deckenstrahler ebenso wie Leuchtstoffröhren oder LED-Licht in den Kühlmöbeln und den Frischwaren-Bedienungsabteilungen. Eine Herausforderung stellte der Grundriss mit Treppenhäusern, Technikraum und Eingangsbereich dar. In den vorhandenen Nischen wurden zum Beispiel die Käse-Bedienungstheke und die Weinabteilung untergebracht.  

Kaufladen reanimiert

Der historische Kaufmannsladen stammt aus dem Fundus von Bernhard Paul, dem Gründer und Chef des Kölner Zirkus Roncalli.

Der historische Kaufmannsladen stammt aus dem Fundus von Bernhard Paul, dem Gründer und Chef des Kölner Zirkus Roncalli.

Ein Highlight ist der wiederaufgebaute Kaufmannsladen mit Regalen, Fliesen und einer Glasdecke aus den 1920er-Jahren, in dem unter anderem Pralinen, Schokolade, Kaffee und Tee präsentiert werden. Die Teile stammen aus dem Fundus von Bernhard Paul, dem Gründer und Chef des legendären Kölner Zirkus Roncalli. Bernhard Paul hat nicht nur die größte private Zirkus- und Beatles-Sammlung der Welt, sondern hat auch in ganz Europa 40 alte Kaufmannsläden gesammelt. Alles ist in Kölner Lagerhallen eingemottet. Die Kostbarkeiten im neueröffneten Edeka-Markt in St. Georg sind in Hamburg für viel Geld restauriert worden. Allein die Restaurierung der Glasdecke hat fast 20.000 Euro gekostet. Den mehr als 100 Jahre alten Fußboden aus braun-grün gemusterten Fliesen von Villeroy & Boch fand Paul in einem Herrenhaus in Ostdeutschland. Aus der Sammlung von Bernhard Paul stammt auch ein alter Wandschrank, der für die Präsentation von Brot und Backwaren genutzt wird.

Wie beim Bäcker

Die Bäckerei im Eingangsbereich ist die erste ihrer Art, in der man nicht nur Brot und Gebäck kaufen, sondern auch in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken kann. In der ersten eigenen Bäckerei von Niemerszein – „Brot-Laden“ genannt – werden Teiglinge aufgebacken, die von einem handwerklichen Betrieb aus der Nachbarschaft kommen, darunter auch italienische und französische Spezialgebäcke.

Dazu liefert ein Bio-Bäcker, der aus eigenem Getreide Bio-Brot herstellt, täglich frisch seine Erzeugnisse an. Holzofenbrot bezieht der „Brot-Laden” von einem Bio-Bäcker aus Kiel. Der Kaffee stammt von dem Hamburger Kaffeeröster Becking, der seit 1928 aus hochwertigen Arabica-Kaffeebohnen individuelle Mischungen produziert. Auch bei Niemerszein gibt es eine eigene Geschmacksrichtung, die in schonender Langzeitröstung von mehr als 20 Minuten im Trommelröster entsteht.

Edeka Niemerszein

Adresse: Lange Reihe 110, 20099 Hamburg

Betreiber: Niemerszein & Co. KG, Hamburg

Eröffnung: 21. März 2013

Verkaufsfläche: 2.000 qm

Betriebsfläche: 4.000 qm (inkl. Garagenstellfläche)

Kassenplätze: 9 (4 Doppelkassentische, 1 Schnell-Kasse)

Anzahl Mitarbeiter: 70

Anzahl: Kunden 2.200 – 3.200 pro Tag

Investitionen in Ladenbau: 3,5 Mio. Euro

Planung: Prof. Moths Architekten, Hamburg

Ladenbau: Schweitzer (Naturns), Wanzl

Beleuchtung: Prof. Moths Architekten/Schweitzer (Planung u. Ausführung), Oktalite, Kleinhempel

Kassentische: ITAB Harr

Kühlmöbel: Celsior

Neu ist auch die Bedienungsabteilung für Antipasti und Pasta („Marktplatz“ genannt) sowie Bio-Obst in Bedienung. Der Kunde hat hier die Möglichkeit, wertvolles Obst lose zu bekommen, welches nicht in Plastikfolie eingeschweißt ist. Bemerkenswert ist auch die langgezogene offene Salatbar. Hier kann sich der Kunde aus einem umfangreichen Angebot selbst bedienen. Die Bedienungseinrichtungen sind an der Kopfseite des Supermarktes platziert, beginnend mit der Fischtheke über die Wurst bis hin zu Frischfleisch mit offen einsehbarer Zubereitung.

Fotos (alle): Malte Klauck / Niemerszein

Weitere Informationen: www.niemerszein.de

Wurzeln in der Region

Mittlerweile seit bald 50 Jahren gehört Edeka Niemerszein zum Hamburger Stadtbild. Das Familienunternehmen bietet klassische Lebensmittel ebenso wie ausgewählte Feinkost. Dabei setzt Niemerszein konsequent auf regionale Produkte aus teilweise langjährig verbundenen Betrieben. 1965 eröffnete Dieter Niemerszein sen. einen kleinen Spar-Markt im Hirtenstieg in Norderstedt, drei Jahre später mit August Glasmeyer einen Markt in der Osterstraße/Ecke Heussweg – zum damaligen Zeitpunkt der größte Spar-Supermarkt in Europa. 2006 ging das Unternehmen zur Edeka. Niemerszein & Co. betreibt aktuell acht Filialen in Hamburg mit insgesamt rund 400 Mitarbeitern (fast ausschließlich Vollzeitkräfte).

Grünberger Markthalle: Rustikales Flair

Klar gegliederte „Grünberger Markthalle“ (Foto: Linde Ladenbau)

Klar gegliederte „Grünberger Markthalle“ (Foto: Linde Ladenbau)

Eine Markthalle mit rustikalem Ambiente und klar erkennbaren Sortimentszonen auf einem dreieckigen Grundriss wünschte sich der Edeka-Händler Horst für seinen Verbrauchermarkt mit Marktbäckerei und Gastronomiefläche in Grünberg.

Eröffnet wurde die „Grünberger Markthalle“ im März. Das 10.500 qm große Grundstück bietet Platz für den Verbrauchermarkt mit 1.850 qm Verkaufsfläche, eine Marktbäckerei mit kleinem Café sowie einen Gastro-Bereich mit 30 Sitzplätzen, außerdem eine vermietete Einzelhandelsfläche mit mediterraner Feinkost. Für die Projektplanung des Marktes und der einzelnen Abteilungen verantwortlich war Linde Ladenbau. Einen integrierten Lotto-Toto-Shop mit 50 qm Fläche können die Kunden vom Marktinnern sowie von außen betreten. Ein Geldautomat in der Kassenzone ermöglicht sowohl Kunden der Sparkasse Grünberg als auch der Volksbank Gießen das Auszahlen von Bargeld ohne Gebühr. Vor dem Markt stehen 140 Parkplätze in 2,75 m Breite sowie in unmittelbarer Nähe des Markteingangs Behinderten- und Mutter- Kind-Parkplätze zur Verfügung. Auf zwei Stellplätzen können Elektroautos für 30 Minuten kostenlos aufgetankt werden.