Eine mehr als verdoppelte Lichtausbeute bei halbierter Anschlussleistung und eine Verkürzung des Return on Invest durch gesunkene Anschaffungskosten: So beschreibt Lichtexperte Zumtobel die herausragenden Fortschritte in der LED-Technologieentwicklung der letzten zehn Jahre. Und sie ist noch nicht am Ende: Die kontinuierliche Weiterentwicklung aller Leuchtenkomponenten ermögliche immer neue Einsparungspotenziale bei gleichzeitig höchster Lichtqualität, ergänzt der Mülheimer Leuchtenhersteller Ansorg.

Kleinere Bauformen von Kühlkörper, Leuchtengehäuse und optischen Systemen erlauben zugleich einen reduzierten Materialeinsatz bei der Produktion und schonen so die Ressourcen. Neben Lichtqualität und Energieeinsparung rücken nachhaltige Lichtlösungen und Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip immer mehr in den Fokus einer ganzheitlichen Shop-Lichtplanung.

Erkennungszeichen

Inzwischen ist im Handel ein hoher Nutzungsgrad bei LED-Beleuchtungssystemen erreicht; bei älteren LED-Generationen ist das Ende der Nutzungsdauer in Sichtweite. Ob deren Austausch gegen die leistungsfähigeren Nachfolger tatsächlich erforderlich und lohnend ist, hängt von diversen Faktoren ab: Mehr denn je sind die Energiekosten ein Grund, insbesondere bei großflächigen Verkaufsräumen mit einer hohen Anzahl von Leuchten. Berücksichtigt werden sollten auch das Alter der Beleuchtungsanlage, der Einsatzort, die Umgebungstemperaturen sowie die tägliche Nutzungsdauer.

Lichteffizienz, Lichtqualität und Qualität der Lichtsteuerung haben sich in den letzten Jahren um ein Vielfaches verbessert - gute Argumente für einen Austausch

Lichteffizienz, Lichtqualität und Qualität der Lichtsteuerung haben sich in den letzten Jahren um ein Vielfaches verbessert - gute Argumente für einen Austausch
Foto: Henning Moser

Ein wichtiges Entscheidungskriterium für den Austausch ist der tatsächlich emittierte Lichtstrom. Bei älteren LED-Leuchten-Generationen verringert sich die Lichtleistung im Laufe der Lebensdauer bei optimalen Betriebsbedingungen im Durchschnitt um 30 Prozent. Bei den neuen, qualitativ hochwertigen Lichtsystemen mit Punktlichtquellen sinkt dieser Wert auf 10 bis höchstens 20 Prozent. Untrügliche Zeichen dafür, dass in die Jahre gekommene LED ersetzt werden sollten, sind laut dem Hersteller Trilux, dass Leuchten vereinzelt dunkler erscheinen, dass sie Farben unnatürlich wiedergeben, flimmern oder ganz ausfallen – ein No-go im zeitgemäßen Handelsauftritt.

In Sichtweite

Oft geht es auf den Flächen allerdings um mehr als den bloßen Leuchtenwechsel im 1:1-Austausch, der die Kosten niedrig halten soll. Bei Sanierungen und Aktualisierungen sollte auch das bestehende Lichtkonzept in Gänze auf Herz und Nieren geprüft und das Handling im Umbauprozess mit berücksichtigt werden – etwa bei der Ergänzung der Beleuchtungsanlage um Teilanwendungen. Das können beispielsweise neue Event-Flächen im LEH sein oder Workout-Zonen im Sporteinzelhandel. Händler in kleineren Formaten zeigen sich nach Herstellererfahrungen eher bereit, in ein neues Beleuchtungskonzept zu investieren und sich damit den aktuellen Entwicklungen in der Flächennutzung und Kundenansprache anzupassen. Der Aufwand sei überschaubar und eine rundum geplante, energieeffiziente und zukunftsorientierte Lichtlösung rechne sich in den meisten Fällen schon nach weniger als drei Jahren, weiß man bei Molto Luce.

In den Fokus rücken bei der Optimierung flexible und modulare Systeme für eine nachhaltige Beleuchtung einschließlich Steuerungssystemen. Professionelle Shop-Beleuchter entwickeln überdies neue Konzepte, um weitere Nachhaltigkeitspotenziale der LED-Beleuchtung auszuschöpfen. Aktuell geht die veraltete Beleuchtung laut Jörg Linden, Anwendungsmanager Retail Supermarkt bei Zumtobel, während der Demontage nämlich häufig zu Bruch oder wird aus anderen Gründen entsorgt. Dabei stecken Leuchten und Lichtschienen voller wertvoller Rohstoffe, wie Stahl, Kupfer und Aluminium. Laut Linden steht und fällt die Wiederverwendung von Leuchten mit einer schonenden Demontage. Um die Produkt- und Materialkreisläufe zu schließen, sei ein ganzheitliches Konzept für Rückbau und Materialführung gefragt. Daher müssten effiziente Prozesse und Qualitätsstandards für Demontage, Zerlegung, Sammlung, Verpackung und Transport der Leuchten entwickelt und in den Sanierungsablauf integriert werden.

Luft nach oben

Ein passendes Prozess- und Wertschöpfungsmodell für den Dreischritt Re-use – Repair – High-Value-Recycling hat Zumtobel kürzlich zusammen mit der gemeinnützigen Einrichtung Cala Vorarlberg (Caritas) und der Voestalpine Stahl GmbH für die Interspar-Fliale im Rheincenter Lustenau entwickelt und erprobt. Ziel war es u. a., Materialien des dort verbauten Zumtobel-Tecton-Schienensystems sortenrein aufzubereiten, um die Rohstoffe für die Produktion neuer Leuchten einzusetzen. Aus 449 m Schienen konnten bei Interspar dabei über 85 kg Kupfer und 560 kg Stahl als Sekundärrohstoff zurückgewonnen werden, außerdem 91 kg Polypropylen aus der Schienenführung.

Ein Forschungsprojekt von Trilux zeigt, dass das Recycling von Stahl und Kupfer bei LED-Leuchten schon hohe Werte erreicht. Seltene Erden aus den LED-Leuchtstoffen sowie auch viele Kunststoffe gehen danach aber derzeit noch verloren. Hier bestehe weiterer Forschungs- und Verbesserungsbedarf, beim Produktdesign ebenso wie bei den Recycling-Technologien, unterstreicht Christof Volmer, Head of Trilux Academy International.

Prinzip Kreislaufwirtschaft

Moderne LEDs erreichen heute eine Effizienzsteigerung von bis zu 20 Prozent gegenüber älteren Varianten.

Moderne LEDs erreichen heute eine Effizienzsteigerung von bis zu 20 Prozent gegenüber älteren Varianten.
Foto: Molto Luce/Lukas Schramm

Ansorg setzt nach eigener Darstellung auf einen holistischen Lösungsansatz, der alle Komponenten der Leuchtentechnologie einschließt, den ressourcenschonenden Materialeinsatz bereits bei der Produktentwicklung, die Wiederverwendbarkeit und eine geringe Teilevielfalt. „Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft ist bei uns fest verankert – vom Komponentenaustausch über die Demontage bis zur Entsorgung“, erklärt Georg Lenz, Head of Product & Project Management bei Ansorg. Die Prozesse seien dabei auf eine Verbesserung der Umweltqualität
und Reduktion von C02 ausgerichtet. Bernd Diesenberger, Geschäftsführer von Molto Luce, sieht in der Verlängerung von Lebenszyklus und Nutzungsdauer der LED die Zukunft für eine umweltschonende Beleuchtung. Das Unternehmen ist in diesem Jahr nach eigenen Angaben mit dem System „Mova X-Change“ einen ersten wesentlichen Schritt in diese Richtung gegangen. Der modulare LED-Stromschienenstrahler gilt dank seiner austauschbaren Komponenten als besonders nachhaltig und ressourcenschonend und wurde mit dem Bundespreis für Ecodesign ausgezeichnet.