Das Shopper-zentrierte Lieferantenportal bildet „die Basis für eine dynamische Zusammenarbeit bei Entscheidungen und der Erarbeitung gemeinsamer Maßnahmen“, erklärte Melanie Wöffler, bei der Globus SB-Warenhaus Holding in der Unternehmensentwicklung tätig, auf den EHI Technologie Tagen im November 2018.

Das Lieferanten-Cockpit ist zwar kein völliges Neuland für Globus, denn das inhabergeführte Unternehmen stellt der Industrie bereits seit 2008 Abverkaufsdaten zur Verfügung, aber es stellt die Datenerhebung, -valuierung und -nutzung auf eine neue, qualifizierte und effizientere Ebene. Kurz: Der „Schatz der Bondaten“ kann damit noch besser gehoben werden.

Schwachstellen der Datenkooperation mit der Industrie waren: statische Berichte, eingeschränkte Performance, die Daten spiegelten nicht zuverlässig das Shopper-Verhalten des Globus-Kunden wider sowie hoher Abstimmungsbedarf. Diese Punkte wurden behoben, darüber hinaus wurden Qualität, Kundenzentrierung und Aktualität der Daten verbessert bzw. überhaupt erst ermöglicht. So stehen nun alle Kennzahlen auf Basis von vortagesaktuellen Bondaten zur Verfügung sowie konkrete Informationen, die aus der Globus-Kundenkarte gewonnen wurden. Möglich ist nun laut Wöffler eine Evaluierung des Beitrags jedes einzelnen Industriepartners.

Die Plattform arbeitet mit neuester In-Memory-Technologie, bietet flexible, individuelle Analysemöglichkeiten und lässt sich in Bezug auf Nutzer, Datenquellen und Analysen laut Globus praktisch unbegrenzt erweitern. Beim Betrieb arbeitet Globus mit dem Beratungs- und Marktforschungsunternehmen IRI Worldwide zusammen. Globus stellt der IRI Transaktionsdaten bereit. IRI hostet, bearbeitet und aktualisiert die Daten und stellt sie den Herstellern zur Verfügung – Beratung und Hosting inklusive. Globus und die Lieferanten arbeiten dann auf einer gemeinsamen Informationsbasis zusammen.

Globus Lieferanten-Cockpit: Möglichkeiten

  • „On the Fly“-Berichtsoptimierung sowie Entwicklung und Teilen eigener Berichte
  • Daten sind in Tabellen und in Grafiken abrufbar
  • Feine Daten-Granularität: Ein Bericht baut auf jeder einzelnen Transaktion aus den Globus SB-Warenhäusern auf
  • Analyse des Kunden-Kaufverhalten, um dieses umsatz-/absatzfördernd einzusetzen
  • Gezielte Planung und Validierung von Kundenaktionen
  • Mehr Partnerschaft

Unmenge an Daten

Ausschlaggebend für die Kooperation war die Moglichkeit von IRI, „mit einer Unmenge an Daten umgehen zu können“, so Melanie Wöffler. Weitere Vorteile der Kooperation seien, dass IRI als Datenbasis nur Bons benötigt und diese mit einer hohen Systemperformance verarbeitet und auswertet.

IRI arbeitet in einer Cloud-Umgebung, das Projekt wurde innerhalb von 6 Monaten nach Abschluss der Daten-Evaluierung umgesetzt. Im Januar 2017 fand der Kick-off zur Datenbereitstellung und -interpretation sowie der Start der Daten-Evaluierung statt. Im August 2017 gab es die ersten Tests hinsichtlich Performance und Datenqualität. Die Tests wurden stets mit dem Globus-Vorstand besprochen, die Nutzer auf allen Ebenen eingebunden und das Feedback der Lieferanten berücksichtigt. Im Oktober 2017 hieß es „Go live“, und die ersten Lieferanten konnten aufgeschaltet werden. Im Dezember 2017 nutzten dann rund 400 User das neue Globus-Lieferanten-Cockpit. Im Mai 2018 erfolgte das Freischalten der ersten CRM-Analysen.

Die Schulungen für den Globus-Einkauf und die Lieferanten erfolgen auf verschiedenen Wegen: in Videokonferenzen, per Videoanleitung, als tiefgehende Systemschulungen vor Ort bei IRI und auch als separate Schulungen für den Globus-Einkauf (Train-the-Trainer). Eine wichtige Rolle spielt auch die gezielte Führung beim Einsatz der neuen Kennzahlen. Dazu wurden neue Analyse-Templates für eine einfache und ganzheitliche Bewertung des Leistungsbeitrags von Produkten, Marken und Lieferanten aufgebaut.

Basis für eine dynamische Zusammenarbeit bei Entscheidungen und für die Erarbeitung gemeinsamer Maßnahmen.

Melanie Wöffler

Unternehmensentwicklung, Globus SB-Warenhaus Holding

Power-User

Die Lieferanten haben entweder als Standard-User oder als Power-User Zugriff auf das Cockpit. Power-Usern stehen sämtliche Kennzahlen und besonders tiefe Analysemöglichkeiten zur Verfügung. Neu ist, dass der Lieferant jetzt viel mehr sieht als die eigenen Produktdaten – neben den Absatz-, Umsatz- und Aktionskennzahlen sind auch anonymisierte Kundendaten auswertbar.

Typische Fragestellungen, die vorher nicht beantwortet werden konnten, waren etwa: Wie viele Kunden kaufen ein neues Produkt? Wie viele kaufen es nach und wie oft? Welche Marken werden öfter wiedergekauft, wie riskant ist eine Auslistung? Welche Marken gewinnen oder verlieren Käufer an eine andere Marke? Das System unterstützt auch eine ganzheitliche Bewertung des Leistungsbeitrags von Produkten bzw. Lieferanten.

Eine typische Situation: Lieferant A generiert in der Kategorie mehr Umsatz als Lieferant B. Die Lieferanten A und B generieren dieselbe Anzahl Bons. Der Restbon der Produkte von Lieferant B ist aber um fast 3 Euro höher als der des Lieferanten A. Fazit: Die Bons des Lieferanten B generieren über eine Million Euro Mehrumsatz außerhalb der betrachteten Warengruppe bei Globus im Vergleich zum Lieferanten A. Daraus ergibt sich eine veränderte Gesamtbewertung, die in dieser qualitativen Form bisher nicht möglich war.

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org