Kamerasysteme: Den Eingang im Blick | stores+shops

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KI-basierte Sicherheitslösungen sollen Diebe daran hindern, den Laden mit einem vollen Einkaufswagen zu verlassen.
Foto: Collage: stock.adobe.com/Justfab und Nomad_Soul

Kamerasysteme: Den Eingang im Blick

In Lebensmittelmärkten werden zunehmend offene Eingangsbereiche ohne Schranken umgesetzt. Diese laden allerdings auch Langfinger dazu ein, gefüllte Einkaufswagen unbezahlt aus dem Store zu fahren. KI-basierte Kamerasysteme können bei der Diebstahlprävention und -aufklärung dieser sogenannten Pushouts unterstützen.

Im Durchschnitt entfällt laut Ergebnissen des EHI auf jeden deutschen Bürger jährlich ein Warenwert von knapp 30 Euro, der nicht bezahlt wird. Auf den Lebensmittelhandel projiziert bedeutet dies, dass nach wie vor rund jeder 200. Einkaufswagen unbezahlt an der Kasse vorbeifährt. Ein Gefahrenbereich ist dabei die Eingangszone.

Abschied vom klassischen Gate

„Für ein modernes Store-Design bauen viele Lebensmittelhändler ihre Eingänge um, klassische Gates werden vermehrt abgebaut“, bemerkt Ralph Siegfried, Key Account Manager End Customers bei Axis Communications. Das kann, so der Experte, auch vermehrt zu Diebstahl führen, denn Langfinger können mit ihrem Einkaufswagen so einfacher unbemerkt den Markt verlassen.

Den Erfahrungen der Experten zufolge finden sich unter den Dieben zum Teil auch Stammkund:innen. „Sie sehen den Diebstahl als eine Art Belohnung für ihre Treue an“, erklärt Markus Bingger, Head of Sales bei Signatrix.

Die KI erkennt, ob ein befüllter Wagen eine festgelegte Zone verlässt.

Die KI erkennt, ob ein befüllter Wagen eine festgelegte Zone verlässt.
Foto: Signatrix

Bei der Diebstahl- und Vandalismusprävention im Eingangsbereich können KI-gestützte Kameralösungen unterstützend helfen, verdächtiges Verhalten früh zu erkennen. Die KI-Technologie spielt eine wesentliche Rolle dabei, ungewöhnliche Ereignisse in den Videos zu identifizieren und menschlichen Sicherheitskräften vorzulegen, so Anton Wintersteller, Business Development Manager bei Azena (ehemals Security and Safety Things): „Die Technologie hilft, die Datenflut der Kameras in einem Laden für die Sicherheitsverantwortlichen vorzufiltern.“

KI-basierte Detektionsanalyse

Anton Wintersteller sieht smarte Kameras als Hilfsmittel an, um das Sicherheitspersonal auf die Notwendigkeit der Überprüfung einer Situation aufmerksam zu machen: „Die Genauigkeit der Erkennung kann stark schwanken und hängt mit vielen Dingen, wie beispielsweise dem Besucheraufkommen und anderen Störvariablen, zusammen. Da am Ende immer ein Mensch die finale Bewertung vornimmt, kommt es in der Regel nicht zu falschen Verdächtigungen.“

Die traditionelle Gegenlaufanalyse hingegen, also das reine Erkennen der Bewegungsrichtung einer Person, kann zu viele Alarme im Eingangsbereich generieren. Beispiele: Mitarbeitende, die die Eingangszone für ihre Pause verlassen oder Produkte, die im Eingangsbereich stehen.

Ein neuer Ansatz mit mehr Intelligenz und neuer Technik sei in diesem Fall nötig. Die Kombination aus Kamerainfrastruktur mit einer intelligenten Lösung bietet eine KI-unterstützte Eingangsüberwachung. Die KI-basierte Technologie „Signatrix Entrance“ wird beispielsweise mittels Methoden des überwachten Lernens darauf trainiert, Einkaufswagen und Körbe automatisch zu erkennen, ihre Bewegungsrichtung festzustellen und zu erfassen, wenn ein Wagen sich in die falsche Richtung aus dem Eingangsbereich herausbewegt.

Verschiedene Alarmsignale

Sie reagiert dabei auf drei Ebenen: Zuerst erkennt die Software, ob es sich um einen Einkaufswagen in einem festgelegten Bereich des Eingangs handelt und ob er befüllt ist. Übertritt ein befüllter Wagen einen bestimmten Bereich, löst das System im nächsten Schritt Alarm aus. Dieser kann unterschiedlich aussehen und reicht von Hinweisen über stille Alarme bis hin zu akustischen Signalen. Manche Märkte setzen einen Lichteffekt ein, um die Kunden und Kundinnen darauf hinzuweisen, dass sie den Markt ohne Bezahlung verlassen. Möglich ist auch ein stiller Alarm auf das mobile Device eines Mitarbeitenden. Eine Kombination verschiedener Alarme ist ebenfalls möglich.

Eingangsmonitore finden inzwischen für mehr als nur Diebstahlprävention Einsatz.

Eingangsmonitore finden inzwischen für mehr als nur Diebstahlprävention Einsatz.
Foto: Hikvision

Infrastruktur nutzen

Auf technischer Seite kann laut Ralph Siegfried die vorhandene Kamerainfrastruktur genutzt werden. Zusätzliche Kameras sind nur dann erforderlich, wenn die vorhandenen nicht an den geeigneten Stellen installiert sind. Eine Videokamera sollte genutzt werden, die den Eingangsbereich zeigt, eine weitere sollte das Bild vom Eingang in den Markt wiedergeben. So wird deutlich, wohin eine Person läuft.

Wichtig ist laut dem Experten dabei auch, dass eine Person für die spätere forensische Analyse erkannt werden kann. Idealerweise unterstützt die technische Lösung zudem beim Stellen von Dieben und generiert Daten über die Schäden und besonders gefährliche Zeiten, damit die Marktleitung entsprechend reagieren und planen kann.

Mehr als nur Prävention

Die verschiedenen Präventionssysteme können auch Mehrwerte über den Diebstahlschutz hinaus mit sich bringen. Die Anbindung der IP-Kameras im Markt an ein Videomanagementsystem ermöglicht zum Beispiel weiterführende Analysen zum Verhalten der Kundschaft. „Ein Diebstahlschutzsystem kann auch als Werkzeug für die Prozessoptimierung dienen“, sagt Kester Peter Brands, Business Development Manager DACH Retail bei Hikvision.

Traditionell im Eingangsbereich kommen auch heute noch Monitore zur Abschreckung zum Einsatz, die Kund:innen zeigen, dass sie gefilmt werden. Diese haben sich inzwischen, nicht zuletzt während der Corona-Krise, in Kombination mit Kameras und KI-basierten Technologien auch für weiterführende Maßnahmen etabliert. Dazu Kester Peter Brands: „Die eingesetzten Kameras können zum Beispiel die Zahl der Personen auf einer Fläche im Laden erkennen oder ob eine Person einen Mund-Nase-Schutz trägt.“ Der Eingangsmonitor kann dann Personen im Eingangsbereich eines Ladengeschäfts zum Beispiel auf das Tragen einer Schutzmaske hinweisen.

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